Euskirchen - Blut spenden bis 72
Altersgrenze für den lebensrettenden Aderlass wurde nach wissenschaftlichen Studien von 68 auf 72 Jahre angehoben – Wer fit und gesund ist, kann nach Absprache mit einem Arzt auch länger spenden
Kreis Euskirchen – „Die starre Altersgrenze bei den Blutspendern ist seit dem 1. Januar auch in Nordrhein-Westfalen aufgehoben“, sagt Bert Spilles, Blutspende-Beauftragter des Rotkreuz-Kreisverbandes. In andern Bundesländern war die erhöhte Altersgrenze bereits verwirklicht worden: Künftig können die potentiellen Lebensretter als Erstspender bis zum vollendeten 68. Lebensjahr zum „Aderlass“ kommen, Wiederholungsspender bis zum vollendeten 72. Lebensjahr. Wer gesund ist, kann vom Arzt in individueller Entscheidung auch nach dem 72. Geburtstag zur Spende zugelassen werden.
Und das ist auch gut so, wie Rotkreuzler Spilles betont: Denn die Lebenserwartung in Deutschland ist deutlich gestiegen. Durch diese Entwicklung würden aber auch mehr Blutkonserven benötigt. „Und unsere älteren Spender kommen sehr regelmäßig zur Blutspende, die jüngeren kommen zwar auch, auch eben nicht so oft.“ Somit sei das ältere Semester eine wichtige Basis für die immer wieder knapp werdende Versorgung der Bevölkerung mit Blutkonserven.
Viele der Blutspender im Seniorenalter hätten nachgefragt, warum sie denn nicht länger spenden dürften. Laut Institut für Transfusionsmedizin Breitscheid hätten wissenschaftliche Studien mit über 51000 Studienteilnehmern ergeben, dass die Blutspende eines 70-Jährigen von ihrer Qualität und Wirksamkeit genauso gut sein kann wie die von einem 18-Jährigen. Spilles: „Die Qualität der Blutkonserven ist also unabhängig vom Alter des Blutspenders, denn das Blut wird ja immer wieder neu gebildet.“
Wie es in einer Mitteilung des Blutspendedienstes West heißt, wurde die obere Altersgrenze für Blutspender in Deutschland vor Jahren willkürlich auf 68 Jahre festgesetzt, da man sich nicht sicher war, ob die Blutspende im höheren Alter noch gut vertragen wird. Mittlerweile liegen aber umfangreiche Erfahrungen bei deutlich älteren Eigenblutspendern und Studien über die Verträglichkeit der Blutspende im höheren Alter vor. Die haben ergeben, dass die Zahl unerwünschter Reaktionen wie etwa Kreislaufschwierigkeiten bei Blutspendern im Alter von 65 bis 68 und sogar bei Blutspendern im Alter von 69 bis 71 Jahren nicht höher liegt als bei einer Vergleichsgruppe im Alter von 50 bis 52 Jahren.
Bert Spilles: „Ältere Blutspender, die körperlich fit sind, können also unbesorgt zur Blutspende gehen, wobei in Deutschland ohnehin jeder Blutspender noch vor der Blutspende von einem Arzt gesehen wird und einen kleinen Gesundheits-Check erhält.“ Männer dürfen innerhalb von 12 Monaten maximal sechs Mal, Frauen maximal vier Mal zur Blutspende gehen.