Euskirchen - Besuch aus Tansania
Auf Einladung von Architektin Lilo Langen und Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann, verbringt Omar Ibrahim (Kontaktmann vor Ort bei den Hilfsprojekten von Lilo Langen in Tansania) drei Monate in Deutschland.
Kreis Euskirchen – Nach dem Kälteschock folgte der Kulturschock: In eine ihm fremde Welt tauchte Ende Dezember Omar Ibrahim aus Tansania ein.
Auf Einladung von Rolf Zimmermann, Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen und der Euskirchener Rotkreuz-Aktivistin Lilo Langen verbringt der Afrikaner drei Monate in Deutschland. Er ist Langens Vertrauensmann in Tansania, wo die engagierte Frau in einem Vorort der Hauptstadt Dar-es-Salam eine Schule und einen Brunnen bauen will.
Das Projekt ist bei ihr in den besten Händen: Nicht nur, dass sie als Architektin beim Bauordnungsamt der Stadt Euskirchen beschäftigt ist. Das Schicksal der notleidenden Menschen in dem bitterarmen Land berührt sie persönlich so sehr, dass sie sich privat unermüdlich für ihr Projekt engagiert, ihren Jahresurlaub und privates Geld investiert und keine Gelegenheit auslässt, um Spenden für den baldigen Bau der Schule zu sammeln.
Für ihren Einsatz ehrte sie der Sender „Radio Euskirchen“ kürzlich zum „Mensch des Jahres 2010“. Unterstützt wird sie von der Aktion „Eifel Aid“, einer schnellen und unbürokratischen Hilfsorganisation, an der auch der Rotkreuz-Kreisverband maßgeblich beteiligt ist.
In dem Hotelmanager Omar Ibrahim hat Lilo Langen vor Ort einen Mitstreiter gefunden, dem sie nicht nur das gespendete Geld anvertrauen kann, sondern der auch dazu befähigt ist, die bürokratischen und baulichen Abläufe zu koordinieren.
Wichtig ist es Langen, dass er auch die die Kultur und die Mentalität ihrer Landsleute kennenlernt. Insbesondere soll sein Besuch mit einem bei Afrikanern weit verbreiteten Irrglauben aufräumen. Lilo Langen: „Die meisten denken, wir brauchen das Geld nur von der Straße aufzuheben. Dass die Menschen hier, die für das Projekt spenden, auch für dieses Geld arbeiten müssen, ist den Afrikanern oft nicht klar.“
Als er einen Tag vor Silvester, nach einem 13-stündigen Flug, landete, lernte er Deutschland zunächst einmal von seiner frostigsten Seite kennen. „Ich musste ihm erst einmal Winterkleidung kaufen“, erzählt Langen, denn Ibrahims Garderobe hatte dem winterlichen Empfang natürlich nichts entgegenzusetzen.
Doch eine „Schonfrist“ gab es nicht, soll der junge Mann doch möglichst viele Eindrücke mit nach Hause nehmen. Und so stattete man noch im alten Jahr, knapp vor Ende der Rübenkampagne, der Euskirchener Zuckerfabrik, einen Besuch ab. Die Abläufe dort, wo auch Roh-Rohrzucker aus Afrika verarbeitet wird, interessierten den weit angereisten Besucher brennend.
Weiter geht es in den nächsten Tagen mit Besuchen in Euskirchener Schulen und Kindergärten, so auch in der Grundschule in Flamersheim, wo Schüler und Lehrer eine „afrikanische Woche“ veranstalten und schon gespannt auf Informationen „aus erster Hand“ sind.
Nach zweiwöchigem Aufenthalt zog Ibrahim nun ein erstes Resümee. Beeindruckt haben ihn die strukturierten und geordneten Abläufe hierzulande, nicht schlecht staunte der Mann aus Ostafrika jedoch über die hohen Preise für Lebensmittel.
Wenn er im März in sein Land zurückkehrt, steht dem Baubeginn der Schule nichts mehr im Wege, denn unter anderem dank der Spenden, die beim Benefizkonzert im Kloster Schweinheim zusammenkamen, hat Lilo Langen zwischenzeitlich ein Grundstück gekauft.
Dafür verbrachte sie Ende letzten Jahres wieder einmal mehrere Wochen vor Ort. Von diesem Tansania-Aufenthalt kehrte sie ganz besonders gerührt zurück, hatten die Einheimischen das Projekt doch nach ihr benannt: „Lilo Hope Education and Community Centre“.
Weil das überaus gelungene Konzert vor der malerischen Kulisse des Klosters kaum noch zu „toppen“ ist, hatte Langen eigentlich nicht an eine Wiederholung gedacht. Doch da sich die Nachfragen der begeisterten Besucher häuften, hat sie sich entschlossen, im April erneut ein Benefizkonzert mit afrikanischer Musik folgen zu lassen, diesmal im Dorfgemeinschaftshaus in Palmersheim.
Mit dabei ist auch wieder der senegalesische Trommelkünstler Pape Seck und die Gruppe Bonn Africa, die es bereits im vergangenen Sommer bestens verstanden haben, afrikanisches Lebensgefühl zu versprühen. Außerdem hofft Langen auf den Auftritt der Gospel-Company der evangelischen Kirchengemeinde Euskirchen . Eine mündliche Zusage liegt ihr vor.
Afrikanisches Essen soll es an diesem Abend auch wieder geben.
In den Dienst der guten Sache stellt sich vorab schon Pape Seck. Im Euskirchener Rotkreuz-Zentrum am Jülicher Ring (hinter der Kreisverwaltung) startet am Donnerstag, 20. Januar, um 19 Uhr ein mehrwöchiger Trommel-Workshop, bei dem Interessierte aber auch noch zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen können.
Auch, wenn das Geld für die Schule und den Brunnen aus Deutschland kommen: Einen Reichtum anderer Art erlebt Lilo Langen immer wieder bei ihren Besuchen in Tansania. „Die familiären Strukturen, die hier verloren gegangen sind, der menschliche Zusammenhalt und die Nachbarschaftshilfe funktionieren dort noch.“