Euskirchen - „EifelAid“ für Sri Lanka
Pressekonferenz im Euskirchener Rotkreuz-Zentrum: Hilfsorganisationen aus dem Kreis Euskirchen unterstützen gemeinschaftlich Einrichtungen in Sri Lanka – Tsunami und Bürgerkrieg mit verheerenden Auswirkungen – Lernmaterial verteilt und Hygienebedingungen verbessert – 5000 Euro an Spendengeldern sinnvoll eingesetzt
Euskirchen – „Wir bauen auf! Alle helfen mit!“: Unter dieser Maxime steht das ehrenamtliche Engagement der Organisation „EifelAid“, die sich aus den Hilfsorganisationen im Kreis Euskirchen zusammensetzt. Angeschlossen sind das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen, die Caritas, die Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Technische Hilfswerk (THW) sowie die Feuerwehr und der Malteser Hilfsdienst.
Nach dem verheerenden Tsunami 2004 in Südostasien unterstützt man gemeinschaftlich und mit gebündelten Kräften Einrichtungen für Kinder und Erwachsene speziell in Sri Lanka. So wurden zum Beispiel die Kindergärten renoviert und zum Teil neu gebaut sowie mit Möbeln, Lern- und Bastelmaterial, Kinderspielzeug und vielem mehr ausgestattet. Die benötigten Baustoffe und Materialien werden vor Ort eingekauft, um die Menschen in der Region zu unterstützen. Denn nach dem Tsunami lagen in den betroffenen Gebieten nicht nur Trümmer auf dem Boden, sondern die gesamte Wirtschaft.
Besuch in Sri Lanka unter
Rotkreuz-Federführung
Unter der Federführung des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen besuchte vom 25. April bis zum 11. Mai erneut ein „EifelAid“-Team um Dr. Joachim Rechmann aus Euskirchen und Winfried Dederichs aus Nettersheim die Ostprovinz Batticaloa, um den Kontakt zu halten und die Projekte voran zu treiben. „Unser Bestreben ist, die Menschen dort selbstverantwortlich zu machen“, so Dr. Joachim Rechmann im Rahmen einer Pressekonferenz im Euskirchener Rotkreuz-Zentrum. Und das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ scheint aufzugehen, denn in vielerlei Hinsicht seien erhebliche Fortschritte erkennbar gewesen: „Die angeleierten Dinge verstetigen sich hin zu einem stabileren Gesamteindruck“, so Dr. Rechmann.
Nach dem Ende des Bürgerkrieges mussten viele internationale Organisationen wie Kindernothilfe, Ärzte ohne Grenzen oder Diakonie das Land verlassen. Dies führte dazu, dass speziell im Norden und Osten des Landes viele Einrichtungen wie Kindergärten oder Förderschulen geschlossen werden mussten, jedenfalls dort, wo sie nicht freiwillig von Erzieherinnen oder Lehrern ohne Gehalt weiter betreut werden. „Unter diesen Vorzeichen kommt unserem Engagement eine noch größere Bedeutung zu“, so Winfried Dederichs.
Dementsprechend stand der Besuch von zwölf Kindergärten, in denen insgesamt 448 Kinder betreut werden, ganz oben auf der Besuchsliste von „EifelAid“. 1500 Schulhefte, 500 Bleistifte, Radiergummis und Anspitzer, verschiedene Wandtafeln, Mülleimer, Wasserfilter mit Ersatzpatronen, Wassereimer und große Kochtöpfe sorgen jetzt zumindest für die elementare Ausstattung dieser aufgebauten Einrichtungen.
Selbsthilfeprojekt für
alleinstehende Frauen
Großen Wert legt „EifelAid“ auch auf die Verbesserung der Hygienebedingungen. Nicht nur in den (Gesundheits-)Einrichtungen, sondern vor allem auch in den Familien. Zudem wurden in vielen Kindergärten Toiletten errichtet oder renoviert, Brunnen ausgehoben, und den Kindern erklärt, wie sie die Toiletten zu benutzen und sich danach die Hände zu waschen haben. Weitere Großprojekte waren der Bau einer Wasserpumpe zur Trinkwasserversorgung, aufwendige Dachreparaturen sowie die Herstellung und Errichtung von Spielgeräten für den Außenbereich.
Auch die Finanzierung eines auf zwölf Monate angelegten Selbsthilfe-Projekts konnte vor Ort gesichert werden. Dazu wurden zwölf Schneidegeräte angeschafft, mit denen Palmblätter in gleichmäßige Streifen geschnitten werden können. Mit diesem Zuschnitten lassen sich dann Körbe, Matten oder Untersetzer anfertigen. „EifelAid“ stellt dazu ein Jahr Geld zur Verfügung, damit eine Sozialarbeiterin alleinstehenden Frauen und Witwen die handwerklichen Fähigkeiten vermittelt. So haben die Frauen die Chance in Eigenregie für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. „Hier denkt keiner an den nächsten Tag“, so Dr. Joachim Rechmann: „Mit dieser Maßnahme wollen wir ein Stückchen Weitsicht und Unabhängigkeit fördern.“
Insgesamt 5000 Euro
investiert
Dank einer Spende des Rotkreuz-Kindergartens Blankenheimerdorf konnte eine Jugendeinrichtung in Sri Lanka sogar mit einem CD-Player ausgestattet werden. Das Schleidener Clara-Fey-Gymnasium hat eine Schulpartnerschaft mit einer Bildungseinrichtung in der Nähe von Batticaloa angeleiert.
Insgesamt konnten die „EifelAid“-Mitglieder, neben Winfried Dederichs und Dr. Joachim Rechmann war auch dessen Tochter und Rotkreuz-Mitarbeiterin Anna Rechmann in offizieller Mission mit in Sri Lanka, während ihres Besuchs 5000 Euro an Spendengeldern investieren. „Wir haben in über siebeneinhalb Jahren noch nie ernsthafte Zweifel über unsere Hilfe gehegt“, so Rotkreuz-Geschäftsführer Rolf Zimmermann. Durch einen Priester als Mittelsmann vor Ort habe man ständige Gewissheit, dass die Hilfe auch tatsächlich dort ankomme, wo sie am dringendsten benötigt werde.
Zu den ständigen Aktivisten von „EifelAid“ gehören weiterhin René Böhmer aus Mechernich, Thomas Schwarzer aus Berzdorf und Rolf Stupp aus Euskirchen. „Wir setzen uns in regelmäßigen Abständen zusammen und beraten dann über weitere Maßnahmen“, so Dr. Joachim Rechmann. Allerdings müsse man sich nach einer so anstrengenden Reise nun zunächst einmal sammeln und alle Eindrücke verarbeiten. Beeindruckt zeigten sich sowohl Rechmann als auch Dederichs von der bedingungslosen Gastfreundschaft in Sri Lanka. „Auch wenn kaum etwas zu essen da war – alles wurde bereitwillig geteilt!“, so Dederichs.
Analphabeten-Quote
bei nahezu 90 Prozent
Sämtliche Projekte von „EifelAid“ werden in der Ostprovinz mit der Distrikt-Hauptstadt Batticaloa umgesetzt. Der Bildungsstand dort ist extrem niedrig, in manchen Dörfern liegt die Analphabeten-Quote bei nahezu 90 Prozent. Den Lebensunterhalt verdienen die meisten als Tagelöhner ohne Festanstellung oder als Landarbeiter auf den umliegenden Reisfeldern. Wie das Helferteam berichtete, leiden viele Kinder an Wurmkrankheiten, weil sie ungefiltertes Wasser aus Brunnen trinken. Mit nur kleinen Spendenbeträgen, 25 Euro beispielsweise, könnte „EifelAid“ weitere Kindergärten oder Familien mit Wasserfiltern ausstatten. Ein Hauptanliegen von „EifelAid“ ist es, menschliche Beziehungen zu knüpfen und patenschaftliche Bindungen von Kindergärten in der Eifel mit Kindergärten in Sri Lanka aufzubauen. „Wir fühlen uns den Menschen in Sri Lanka weiter verpflichtet“, so Dr. Joachim Rechmann: „Demnach werden wir auch im nächsten Jahr wieder für gut zwei Wochen vor Ort sein.“
pp/Agentur ProfiPress