Euskirchen - „Henry Express“ liefert in der Krise
Das Team des Rotkreuz-Cafés hatte trotz Corona-bedingter Schließung das Bedürfnis, zu helfen – Service für Menschen in Euskirchen, Mechernich, Weilerswist und Zülpich
Kreis Euskirchen/Euskirchen – Wie sehr Corona momentan die Welt durcheinanderwirbelt, zeigt sich besonders beim Deutschen Roten Kreuz. Einerseits wird deutlich, wie wichtig die Organisation ist und wie flexibel sie auf Besonderheiten reagieren muss - siehe Einrichtung einer Corona-Hotline, eines Corona-Abstrich-Fahrdienstes und des Corona-Drive-In sowie neuen Sicherheitsstandards bei Blutspenden.
Gleichzeitig gibt es Bereiche, die derzeit außen vor sind. Die Kurse in der Familienbildung und die Angebote in der Bildungsakademie finden nicht statt. Auch das Café Henry im Rotkreuz-Mehrgenerationenhaus in der Kommerner Straße in Euskirchen hat geschlossen. Doch das Team dort will arbeiten und hat sich schon vor Wochen überlegt: „Wir könnten doch auch zu Corona-Zeiten etwas Gutes tun.“
Sie wollten und wollen Menschen aus den Stadtgebieten Euskirchen, Mechernich, Weilerswist und Zülpich, die in der gegenwärtigen Lage an ihre Wohnung gebunden und wirtschaftlich bedürftig sind, kostenlos mit Mittagessen beliefern. „Damit sprechen wir die Menschen an, die momentan das Haus nicht verlassen dürfen, weil sie an Corona erkrankt sind oder zur Risikogruppe gehören“, so Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker.
50 Menschen bekommen Mittagessen
Wichtig ist Klöcker, dass das Angebot keine Konkurrenz für gewerbliche Anbieter darstellt. „Mit unserem Café Henry Express beliefern wir ausschließlich Menschen, die bedürftig und immobil sind“, so der Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer und Syndikus-Anwalt, der ehrenamtlich auch noch Ortsvereinsvorsitzender des Roten Kreuzes in Mechernich ist.
Das Rotkreuz-Team Migration/Integration um Boris Brandhoff hatte die Idee Klöcker vorgeschlagen - und der war sofort begeistert. In der Anfangsphase bezahlte das Rote Kreuz das Angebot, das täglich von rund 50 Menschen in Anspruch genommen wird, aus eigener Tasche. „Da danke ich Rolf Klöcker sehr, dass er entschieden hat, ins Risiko zu gehen“, erklärte Brandhoff in einem Pressegespräch.
Schon bald konnten Unterstützer für den Rotkreuz-Lieferdienst gewonnen werden. Der Inhaber eines Supermarktes aus der Euskirchener Innenstadt hat Lebensmittel bereitgestellt. Die Kaller Firma „Papstar“, die ebenso wie das Rote Kreuz Mitglied der Dienstleistungsgenossenschaft Eifel ist, spendete ökologisch nachhaltiges Einweggeschirr. Mittlerweile wird der „Café Henry Express“ auch von der „Aktion Mensch“ gefördert.
Neben der Versorgung mit einer warmen gesunden Mahlzeit geht es dem Projekt auch darum, Menschen, die in der gegenwärtigen Lage von Vereinsamung bedroht sind, in positiven sozialen Kontakt zu bringen. „Unsere Mitstreiter merken am Telefon und an der Haustür, wo weitere Hilfe nötig ist“, so Boris Brandhoff.
Stolz aufs Team
Und das Rotkreuz-Angebot hat noch eine zweite Zielgruppe: die Wohnungslosen in der Kreisstadt Euskirchen. Wohnungslose können ab 13 Uhr, wenn die Lieferungen durch die zehn ehrenamtlichen Helfer abgewickelt sind, Essen abholen, das dann auf dem Innenhof (zu erreichen über die Bendenstraße) ausgegeben wird. Damit das möglich ist, kocht das Küchenteam des Café Henry immer einige Essen mehr, als in die Auslieferung gehen.
„Die Kolleginnen und Kollegen hatten in der Krise das große Bedürfnis zu helfen“, konstatiert Boris Brandhoff als Leiter der Rotkreuz-Einrichtung mit Stolz auf sein Team. Auch Rolf Klöcker lobt die Mannschaft: „Es ist schön, wenn man so flexible Mitarbeiter hat.“
Wer die Bedingungen erfüllt (angeordnete/freiwillige Selbstisolierung aufgrund der Corona-Pandemie, Immobilität und Bedürftigkeit), sollte sich beim Team Migration/Integration des Roten Kreuzes unter Tel. (0 22 51) 10 79 10 melden.
pp/Agentur ProfiPress