Euskirchen - „Jeder Mensch ist gleich“
Vor dem und im Rotkreuzzentrum in Euskirchen fand zum elften Mal der „Tag der Begegnung“ statt – Spaß und Miteinander von Menschen jeglicher Hautfarbe, ob mit oder ohne Behinderung, standen im Vordergrund
Euskirchen – Integration und Inklusion: Das sind die beiden Schlagworte, die derzeit und seit Jahren fallen, wenn es um den Umgang von Menschen ohne Behinderung mit Menschen mit Behinderung und Ausländern geht. „Jeder Mensch ist gleich“, berichtet Simon Jägersküpper, der den „Tag der Begegnung“, eine gemeinsame Veranstaltung des Deutschen Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, des Kreissportbundes, der Lebenshilfe Kreisvereinigung Euskirchen und der Initiative EU-integrativ, vonseiten des DRK verantwortet.
Das ist auch das Prinzip der beliebten Veranstaltung, die nun zum elften Mal vor dem Rotkreuzzentrum hinter dem Kreishaus in Euskirchen über die Bühne ging. Hier wird jeder gleich behandelt, der „Tag der Begegnung“ ist gelebte Inklusion und Integration. Hier balancieren Menschen mit Down-Syndrom ebenso über ein gespanntes Seil, neumodisch Slackline genannt, wie Menschen ohne Behinderung. Hier essen Menschen, gleich welcher Herkunft, gemeinsam unter dem Dach des Rotkreuzzentrums Pommes und Waffeln. Hier hat man gemeinsam Spaß, man sonnt sich, man erholt sich, jeder ist, wie Simon Jägersküpper es gesagt hat, gleich.
Das Rote Kreuz stellt nicht nur sein Gebäude zur Verfügung und sorgt mit der Euskirchener Küchencrew dafür, dass jeder Besucher gesättigt ist, sondern beteiligt sich mit mehreren Attraktionen am Programm. Die Rettungshundestaffel aus Kall zeigt am Nachmittag wieder einmal beeindruckend, was die Tiere zu leisten imstande sind. Zum ersten Mal dabei ist die Hüpfburg des Jugendrotkreuzes, bestehend aus einem großen, mit Luft gefüllten Rettungswagen.
Äußerst beliebt und spektakulär zum Zuschauen ist jedes Mal das Kistenstapeln, bei dem leere Getränkekisten aufeinandergetürmt werden. Der Stapelnde, der nach und nach immer höher kraxelt, muss sein Gewicht so verlagern, dass der Turm möglichst lange nicht umkippt. Die guten Kontakte des Roten Kreuzes zahlen sich dabei aus: Die Feuerwehr Euskirchen, die bei so manchem länger dauernden Einsatz vom DRK verpflegt wurde, kommt mit einer Abordnung und bringt jedes Mal die Drehleiter mit, am Korb werden die Kistenkletterer gesichert, sodass niemand metertief zu Boden stürzt. Denn eines ist bei dem Spaß gewiss: Runter kommen sie immer, jeder Turm bricht irgendwann ein.
Ausgelassene Stimmung
Simon Jägersküpper ist zufrieden: „Das Wetter ist großartig, es sind viele Leute da, die Stimmung ist ausgelassen.“ Er schätzt, dass rund 35 Rotkreuzler an diesem „Tag der Begegnung“ von morgens bis zum späten Nachmittag im Einsatz für die Menschlichkeit sind. „Es geht um das Miteinander“, betont Jägersküpper noch einmal.
Darum geht es auch Roman Brandt. Der Tanzlehrer bietet inklusive Zumba-Kurse an. Bei seiner Vorführung zeigt die bunt gemischte Gruppe ihr Können. Die Frau im Rollstuhl, der von einer anderen Frau bewegt wird, sieht man ebenso den Spaß an, wie dem jungen Mann mit Down-Syndrom und Claudia Rapp, die den „Tag der Begegnung“ vonseiten der Lebenshilfe Euskirchen organisiert und ebenfalls mittanzt. „Den Kursus gibt es erst seit 1,5 Monaten“, sagt sie hinterher.
Die Idee dazu hatte Roman Brandt aber schon vor fünf Jahren. Aus persönlicher Erfahrung hat er erlebt, wie schnell es geht, dass jemand erkrankt und was es bedeutet, wenn jemand sich infolgedessen nicht mehr aufraffen kann, die Lebenslust verliert. Das Tanzen erfüllt gleich zwei Zwecke: Zum einen haben die Teilnehmer Spaß am Bewegen, zum anderen macht hier niemand einen Unterschied, ob man nun ein Mensch mit oder ohne Behinderung ist. Wer Interesse an dem Tanzkursus hat, kann sich bei Roman Brandt melden (0172/1398015 oder dein.tlroman@web.de).
Mit dem „Tag der Begegnung“ waren die Veranstalter Vorreiter in Sachen Inklusion und Integration im Kreisgebiet. Sie haben mit den elf Veranstaltungen dazu beigetragen, dass ein Umdenken in der Bevölkerung stattgefunden hat. „Einrichtungen für Menschen mit Behinderung wurden früher meist am Ortsrand errichtet. Heute entstehen sie mittendrin. Das Verhältnis von Menschen ohne zu Menschen mit Behinderung normalisiert sich, es wird besser, auch wenn es immer noch schwierig ist“, sagt Claudia Rapp. Trotz der hervorragenden Arbeit von Rotkreuz, Lebenshilfe und Kreis ist es kein leichter Weg, bis auch der letzte erkennt: Jeder Mensch ist gleich.
pp/Agentur ProfiPress