Euskirchen - Wachablösung beim Roten Kreuz
Rolf Zimmermann gibt die Geschäftsführung des Kreisverbandes in die Hände von Rolf Klöcker
Kreis Euskirchen – Brechstange trifft formalen Menschen: Mit diesen Worten beschrieb der zum Jahresende scheidende Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, Rolf Zimmermann, die Situation, als im Februar 1998 der Jurist Rolf Klöcker in die Dienste des Roten Kreuzes eintrat. „Die Brechstange – das war ich“, schmunzelte Zimmermann vor den Pressevertretern, die zur „Wachablösung“ ins Euskirchener Rotkreuz-Zentrum gekommen waren. Zum Jahreswechsel wird Rolf Klöcker, bisher Geschäftsführer Soziale Dienste, Zimmermanns Nachfolge antreten.
Als vor 14 Jahren die beiden so unterschiedlichen Rotkreuzler nach jahrelanger ehrenamtlicher Tätigkeit im Katastrophenschutz nun auch hauptamtlich aufeinander trafen, hätte das auch schiefgehen können. Ist es aber nicht: Trotz aller Gegensätzlichkeit bezeichneten beide unisono ihre Zusammenarbeit als „ideale Lösung“. „Der eine hatte die Ideen, der andere hat ihm den Rücken freigehalten“, schildert Klöcker die gelungene Symbiose, in deren Verlauf die „verschiedenen Pole“ sich gerieben, aber auch angenähert hätten. Zimmermann: „Im Laufe der Jahre habe ich – sagen wir es einmal so – meine ‚Unformalität‘ zurückgenommen, und Rolf Klöcker ist unformaler geworden.“
Darüber, dass nur jemand aus den eigenen Reihen in die Fußstapfen von Rolf Zimmermann treten sollte, sei man sich einig gewesen, berichtete Kreisvorsitzender Erwin Doppelfeld. Umso mehr habe man sich gefreut, dass Rolf Klöcker sofort seine Zustimmung gegeben habe. „So sind wir guten Mutes, dass alles wunderbar weiterläuft“, sagte Doppelfeld.
Zum Roten Kreuz kam Zimmermann, weil er statt des Wehrdienstes seinen Zivildienst beim Katastrophenschutz absolvierte. Dazu gehörten für ihn – ebenso wie auch für Rolf Klöcker – zahlreiche Auslandseinsätze. Zimmermann war in Sri Lanka und Pakistan. Klöcker führte es unter anderem in den Kosovo, nach Albanien, Bagdad und ins jordanisch-irakische Grenzgebiet. Ende der achtziger Jahre wurde Zimmermann Kreisbereitschaftsführer. Jahre später erklärte Zimmermann in einer Vorstandssitzung seinen Rücktritt, nachdem er sich mit dem damaligen Vorstand überworfen hatte. 1998, nach vierjähriger „Abstinenz“ vom Roten Kreuz, wurde er dessen Kreisgeschäftsführer und bezog sein Büro über der Euskirchener Musikschule, wo das Rote Kreuz seinerzeit noch untergebracht war.
„Er hat es nicht gerne, wenn man ihn lobt. Aber in den zehn Jahren unserer Zusammenarbeit ist mir niemand begegnet, der sich so für das Rote Kreuz einsetzt wie er“, erklärte Erwin Doppelfeld. Für Zimmermann zähle, was sich das Rote Kreuz auf seine Fahnen geschrieben habe: „Er hat sich voll und ganz der Nächstenliebe verschrieben.“
In diesem Sinne werde er sich auch weiterhin um das von ihm ins Leben gerufene Rotkreuz-Museum Vogelsang kümmern, das laut Doppelfeld mittlerweile deutschlandweit und in Österreich bekannt sei. Die Auseinandersetzung mit Werten und deren Vermittlung in der Jugendarbeit lägen ihm am Herzen, sagte Zimmermann. Er sei froh, sich fortan diesen Themen widmen zu können – ohne den Druck, für das gesamte Rote Kreuz und seine insgesamt 50 verschiedenen Aufgabenfelder verantwortlich zu sein.
Dieser Aufgabe stellt sich zum Jahreswechsel Rolf Klöcker, ehrenamtlicher Helfer von seinem 16. Lebensjahr an und dann verantwortlich für die insgesamt 400 Mitarbeiter, an die 1.000 Ehrenamtler und ein Bilanzvolumen von neun Millionen Euro . „Zweiter Mann“ in der Rotkreuz-Verwaltung wird dann Ralf Krutwig sein. Klöcker wurde in Urft geboren, machte am Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld sein Abitur und wurde Jurist. Der zweifache Vater von fünf- und siebenjährigen Kindern ist zugelassener Rechtsanwalt in Euskirchen und unterrichtet an der Fachschule für Sozialpädagogik Recht und Verwaltung. Darüber hinaus engagiert sich Klöcker, der mit seiner Familie in Kommern lebt, als Vorsitzender des Mechernicher Ortsvereins ehrenamtlich für das Rote Kreuz.
Der hinsichtlich der nach EU-Recht erforderlichen europaweiten Ausschreibungen der Rettungsdienste im kommenden Jahr sieht man beim Roten Kreuz mit gemischten Gefühlen entgegen. „Wir gehen davon aus, dass wir gute Chancen haben“, gaben sich Zimmermann und Klöcker optimistisch. Dennoch sei die EU-Regelung ein Beispiel dafür, wie Geld die Welt verändern könne. „Und das passt nicht in mein Verständnis, dass wir uns hier darüber Gedanken machen müssen“, so Zimmermann.
Eine mögliche Privatisierung des Rettungsdienstes berge die Gefahr, dass der gesamte Bereich dahinter wegbreche, warnten Zimmermann, Klöcker und Doppelfeld. Die Ehrenamtler aber identifizierten sich nun einmal mit „ihrem“ Verband. Als Konsequenz könnten rein ehrenamtliche Aufgaben wie etwa Einsätze beim Sessionsauftakt oder auf der Kirmes dann nicht mehr wahrgenommen werden.
Schon jetzt finanzierten sich diese Leistungen, für die es keine Aufwandsentschädigung gebe, rein über Spenden und die Beiträge der insgesamt 8.000 Fördermitglieder im Kreis Euskirchen. „Den Ehrenamtlichen wird der Boden unter den Füßen weggezogen“, kritisierte Zimmermann die EU-Verordnung.
pp/Agentur ProfiPress