Finale sorgte für Gänsehaut
Neue Ausstellung „150 Jahre Rotes Kreuz“ im „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“ eröffnet – Großer Bahnhof mit Verbandsfunktionären und lokalen wie regionalen Größen – Spannende Talkrunden und Filmsequenzen – Finale mit „Fackelzug“ des Jugendrotkreuzes bewegt das Publikum
Schleiden / Vogelsang - Für Gänsehaut pur sorgte das Finale der Feierlichkeiten zur Eröffnung der neuen Ausstellung im „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“ bei den über 120 geladenen Gästen. Unter der Regie des Museums-Initiators Rolf Zimmermann und zu den Klängen des aktuellen Hits „People help the people“ zogen Mitglieder des Jugendrotkreuzes mit Kerzen in der Hand an den Verbandsfunktionären, lokalen wie regionalen Größen und Wegbegleitern vorbei durch den abgedunkelten Museumsraum und sammelten sich schweigend an der kleinen Bühne. „Damit wollen wir Ihnen einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie wir uns am 22. Juni in Solferino fühlen werden“, erläuterte ein selbst sichtlich bewegter Rolf Zimmermann.
Denn anlässlich des 150-jährigen Bestehens des internationalen Roten Kreuzes werden auch 45 Jugendrotkreuzler aus dem Kreis Euskirchen in das italienische Dorf reisen, in dem 1859 eine Kriegsschlacht ein unglaubliches Bild des Grauens hinterließ, das letztlich Impuls zur Gründung des Roten Kreuzes war. Dass die Werte des Roten Kreuzes und damit die Menschenwürde auch ausgerechnet am Ort schlimmster Menschenverachtung hochgehalten wird, ist dem Roten Kreuz im Kreis Euskirchen zu verdanken. In einem der Kameradschaftshäuser der früheren Nazi-Ordensburg Vogelsang nämlich wurde das „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“ eingerichtet, in dem jetzt die aktuelle Ausstellung eröffnet wurde.
Anlässlich der Eröffnung hatten Rolf Zimmermann und sein sechsköpfiges Team ein hochkarätiges Programm auf die Beine gestellt. Dabei wurde den Gästen zum einen die Bandbreite der Aufgaben, aber vor allem auch die zugrundeliegenden Werte des Roten Kreuzes in drei spannenden Talkrunden sowie kurzen Filmsequenzen über das weltweit agierende Internationalen Roten Kreuz vermittelt. Die gelungene Mischung aus Infos, Bildern und Emotionen traf genau ins Herz. Oder, wie Zimmermann es selbst ausdrückte: „Unsere wichtigste Botschaft ist: Tut etwas, engagiert euch.“
Moderiert wurden die Talkrunden vom Mechernicher Journalisten und Diakon Manfred Lang, der sich selbst auch als Rotkreuz-Funktionär engagiert. Gewohnt unterhaltsam, mit genau dem richtigen Gefühl für sowohl humorige Momente als auch leise Töne, führte Lang durch die Gespräche. Gelungen auch, dass in der ersten Runde nicht etwa die geladenen Funktionäre oder Politiker zu Wort kamen, sondern Mitglieder des Jugendrotkreuzes, die Jüngste von ihnen erste sieben Jahre alt. Die jungen Rotkreuzler sprachen unter anderem über ihre Motivation, sich zu engagieren. Insgesamt und einschließlich der Schulsanitäter, so berichteten die Jugendrotkreuzlerinnen Bianca „Bibi“ Züll und Laura Zimmermann aus dem Museumsteam, seien im Kreis Euskirchen sage und schreibe an die 600 junge Menschen aktiv.
In der zweiten Talkrunde trafen Euskirchens Landrat und Rotkreuz-Schirmherr Günter Rosenke, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Euskirchen Udo Becker, Schleidens Bürgermeister Udo Meister, der Kreisvorsitzende des Rotes Kreuz im Kreis Euskirchen Erwin Doppelfeld sowie Hartmut Krabs-Höhler aus dem Vorstand des Rotkreuz-Landesverbandes Nordrhein auf einander. Rosenke erinnerte unter anderem an die unschätzbare Leistung der Rotkreuzler bei teils schweren Unfällen wie etwa dem Busunglück mit zahlreichen beteiligten Kindern auf der B 477 im vergangenen Jahr. „Immer wieder erlebe ich, wie Sie auch im größten Chaos ruhig und organisiert helfen.“
Udo Meister und Udo Becker betonten, dass gerade für einen so vorbelasteten Ort wie Vogelsang ein Museum, das sich mit Werten beschäftige, ein wichtiges Symbol sei und weit über die Region hinaus strahle. Zudem, so ergänzte der Schleidener Bürgermeister mit Blick auf Rolf Zimmermann, sei es auch ein Symbol dafür, dass man Dinge manchmal einfach anpacken und realsieren müsse: „Davon können gerade wir Behörden nur lernen.“ Erwin Doppelfeld, der „Vorsitzende der Engel“, wie Manfred „Manni“ Lang ihn bezeichnete, blies ins gleiche Horn: „Das ist ein Meilenstein für Vogelsang, was der DRK Kreisverband hier geleistet hat.“ Und das, so betonte Krabs-Höhler, in einer Form, die es ermögliche „das, was das Rote Kreuz bedeutet, erlebbar zu machen.“ Es sei beinahe körperlich spürbar „wie viel Leidenschaft hier drinsteckt“.
Um das, was „Rotes Kreuz“ bedeutet, erlebbar zu machen, gehen die Museumsmacher auch neue Wege: Der Aachener Künstler Detlef Kellermann hat eine Ausstellung speziell zu diesem Thema konzipiert, die in drei Räumen des Museums zu sehen ist. In der dritten Talkrunde erklärte er seine Motivation: „Wenn man als ernsthafter Künstler arbeitet, kommt man nicht umhin, sich mit den grundlegenden ethischen Belangen und Werten zu beschäftigen.“ Zur Ausstellung hat er auch ein Buch mit dem Titel „Menschenmenge“ zusammengestellt, das Teil einer Trilogie ist. „Im Jubiläumsjahr soll es mehrere Kunstprojekte geben“, so Kellermann. Flankierend soll zunächst das Buch „Mensch“ zum Thema Menschenpflichten und weiter eines zum Thema Menschenrechte herausgegeben werden. „Um die Veröffentlichungen zu realisieren, hoffen wir auf Sponsoren“, so der Künstler. Mit ihm auf dem Podium saßen neben Rolf Zimmermann selbst auch Dr. Christiane Staudte, die Vize-Präsidentin des Rotkreuz-Landesverbandes Nordrhein, der Vorstand der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der deutschen Rotkreuz-Museen Prof. Dr. Rainer Schlösser und Marie-Helene Düsseldorf-Zeyen, die Präsidentin der Rotkreuz-Lokalsektion St. Vith des Belgischen Roten Kreuzes in der Deutschspracheigen Gemeinschaft Belgiens.
Letztgenannte war nicht der einzige Beleg für die internationale Zusammenarbeit: Neben weiteren Rotkreuzlern aus Belgien war auch eine Delegation der historischen Abteilung des niederländischen Roten Kreuzes angereist, und zwar in historischen Uniformen. Zur Überraschung der Gäste wurden sie vom Museumsleiter Zimmermann in perfektem Niederländisch begrüßt. Der gab zum Abschluss auch noch einen Ausblick auf das nächste Jahr im Rotkreuzmuseum: „2014 widmen wir uns ganz dem Thema Migration.“ Erwartet wird unter anderem auch Dr. Rudolf Seiters, an den einige Mitglieder des Euskirchener Rotkreuzverbandes eine ganz besonders intensive Erinnerung haben: „Sie haben bei ihrem Einsatz als Rotkreuzhelfer in Prag persönlich miterlebt, wie der damalige Kanzleramtsminister Seiters neben Außenminister Genscher auf dem Botschaftsbalkon stand, als dieser den Flüchtlingen die Freiheit zusagte“, so Rolf Zimmermann.