Ghana - Jugendrotkreuzlerin für ein Jahr in Afrika (1)
"Gestern noch hat die Jugendrotkreuzlerin (JRK'lerin) hier bei uns mitgeholfen; heute hilft Cathryn Bassett in Afrika." Vor gut einem Monat startete die JRK'lerin zu dem großen Abenteuer ihres Lebens: Sie will ein Jahr lang in Ghana bei einer Gastfamilie leben und vor Ort in einem Krankenhaus mithelfen. Auf dieser Seite wird sie das ganze Jahr über von sich hören lassen und uns Einblicke aus dem Leben in Afrika geben...
Ankommen, Orientieren, Eingewöhnen …
... müsste ich meinen ersten Monat in Ghana in drei Worten zusammenfassen, würden mir diese drei wohl am treffensten erscheinen.
Das Einführungsseminar in Bortianor:
31.07.2010 Dienstagabend 20.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr nach deutscher Zeit): Nach knapp sieben Stunden Flugzeit die Ankunft am Flughafen in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Dort warteten auch schon zwei Mitarbeiter der Partnerorganisation ARA (Agricultural and Rural Development Association, eine der größten NGOs (Non Governmental Organisations) in Ghana), um uns Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen.
Vom Flughafen aus ging es dann in zwei gecharterten Tro Tros (natürlich ohne Sicherheitsgurte und mit deutlich mehr Personen an Bord, als zulässig) bei gefühlten 30 Grad Außentemperatur und 70-prozentiger Luftfeuchtigkeit auf zum ARA Haus nach Bortiano, einem Vorort von Accra.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Organisationsleiter Kingsle, welcher aufgrund eines mehrjährigen Aufenthaltes in Deutschland die deutsche Sprache fast einwandfrei beherrscht, durften wir auf unsere Zimmer gehen, um uns nun endlich, nach fast 17 Stunden Reisezeit ein wenig ausruhen zu können.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass unser Zimmer bereits von einer für europäische Verhältnisse riesigen Spinne mit ca. 15 cm Duchmesser bewohnt wurde. Ich glaube, meine Reaktion und die meiner zwei Mitbewohnerinnen kann sich jeder lebhaft vorstellen, als wir drei Mädels beim Inspizieren unseres neuen Domizils unseren tierischen Untermieter entdeckten.
Ab diesem Zeitpunkt stand der sofortige Aufbau der Moskitonetze an vorderster Stelle, was sich bei den vorherrschenden Themperaturen und in langer Kleidung als Schwerstarbeit herausstellte.
Der folgende Tag, Mittwoch, war ganz dem richtigen Ankommen, der Erholung von den Strapazen der langen Reise und der Akklimatisierung gewidmet. Wie sich herausstellte und was keinem der Freiwilligen in der vorherigen Nacht aufgefallen war, war unser vorrübergehendes Quartier weniger als 300 m vom Strand entfernt, was natürlich zusätzlich zum Gelingen des Tages und zu unserer Entspannung beitrug.
Donnerstag - Besuch in Accra: Nachdem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Accras abgehakt waren, ging es mit dem Tro Tro zum „Circle“, einem großen Kreisverkehr mitten im Zentrum von Accra und gleichzeitig einem zentralen Punkt gesellschaftlichen Lebens dort.
Ich muss zugeben, dass ich bisher nie etwas Vergleichbares wie Accra gesehen habe. Die ganze Stadt ist unglaublich laut und „busy“. Der Verkehr ist für das europäische Auge ein heilloses Durcheinander, was merkwürdigerweise trotzdem zu funktionieren scheint, und es riecht nach einfach allem, was man sich nur vorstellen kann, nach tausend verschiedenen Dingen. Und ich sehe mich außerstande, ein Urteil darüber zu fällen, ob es nun stinkt oder angenehm riecht.
Die aber wohl ungewöhnlichste, aber gleichzeitig auch faszinierenste Sache ist die Tatsache, dass man einfach alles überall kaufen kann. „You can buy everything everywhere“ und wenn ich sage überall, dann meine ich damit: auf dem Markt, am Straßenrand, während des Staus im Auto usw.. Die Hauptstraße ins Zentrum von Accra ist übersäht mit Händlern, die ihre unterschiedlichen Waren auf dem Kopf zwischen den Autos hin und her tragen und verkaufen. Der tägliche Stau auf Accras Zufahrtsstraßen sichert den Lebensunterhalt dieser Händler.
Die nächsten beiden Tage widmeten sich ganz den verschiedenen Themen des Vorbereitungsseminares, wie Krisenmanagement, Kulturschock, Gesundheit, Hygiene und Sicherheit in Ghana. Im Anschluss an diese Seminareinheiten wurden alle Freiwilligen endgültig ihren Gastfamilien und Einsatzstellen zugeteilt.
Wie sich herausstellte, würde ich nicht wie angenommen nach Koforidua gehen, sondern nach Akwatia, einer kleinen Stadt zweieinhalb Fahrstunden weiter im Landesinneren. Dort würde ich zusammen mit meinem Projektpartner im St. Dominic Hospital, einem in den 60er Jahren von deutschen Schwestern des Dominikanerordens gegründeten Krankenhaus arbeiten.
Der Sonntag, das Ende unseres Seminares in Bortianor, stand nach einem späten Frühstück ganz im Zeichen des Aufbruchs in die Gastfamilien, die nun für die kommenden 11 Monate unser Zuhause sein werden.