Ghana - Jugendrotkreuzlerin für ein Jahr in Afrika (7)
Hier der siebte Bericht unserer Jugendrotkreuzlerin Cathryn Bassett, die für ein Jahr in Afrika lebt, um dort in einem Krankenhaus mitzuhelfen.
Ghana - Seit Anfang Februar arbeite ich im Theatre. Die Arbeit dort ist in keinster Weise mit meiner bisherigen Arbeit auf den verschiedenen Stationen zu vergleichen.
Mein Tag im Theatre beginnt damit, dass ich am Eingang meine Straβenkleidung gegen das klassisch grüne Theatreoutfit austausche. Aus diesem Grunde trage ich auch auf dem Weg zur Arbeit nicht mehr meine Schwesternuniform, sondern gewöhnliche Alltagskleidung.
Nach dem Umziehen geht es dann zum Morgengebet. Obwohl ich eigentlich nicht der religiöse Typ bin, macht es mir trotzdem sehr viel Spaβ. Denn anders als ich es bisher gewöhnt bin, handelt es sich hier bei dem Morgengebet nicht um leise vor sich hingemurmelte, für andere kaum verständliche Formeln, sondern um Gesang und Tanz und es geht dabei darum, sich gegenseitig einen erfolgreichen und guten Tag zu wünschen.
Auf die allmorgentliche “Church” folgt dann die Übergabe der Nachtschicht an die Morgenschicht in Form einer “Einsatzbesprechung”, welche sowohl die Ereignisse der jeweils vergangenen Nacht, als auch die Aufgaben für den kommenden Tag beinhaltet.
Im Theatre unterscheiden wir zwei verschiedene Arten von Arbeitstagen. Montag und Donnerstag sind die operationsfreien Tage. Da die Ärzte an diesen Tagen auf den einzelnen Stationen unterwegs sind, werden an diesen Tagen nur Notoperationen durchgeführt. An diesen Tagen bestehen meine Aufgaben aus Putzen, Desinfizieren und Gauz ( Verbände) falten.
Dazu kommt in meinem Fall noch das ”Üben für den Ernstfall”. Das bedeutet die anderen Schwesternschülerinnen und ich trainieren die Arbeitsvorgänge im Op mit unsterilen Instrumenten und Geräten. Es handelt sich also um eine Art “Trockenübung” damit uns, wenn wir dann endlich bei einer richtigen Operation assistieren dürfen, keine groben bzw. den Patienten gefährdenden Fehler mehr passieren.
Dienstag, Mittwoch und Freitag sind die Tage, an denen regulär operiert wird. An diesen Tagen geht es für mich meist direkt vom Meeting in den Op. Auch meine Aufgaben sind dementsprechend an diesen Tagen anders. Zu meinen Aufgaben gehören dann u.a.:
mit den anderen Schwestern den Op für die Operationen vorbereiten, wärend der Operation verschiedene Dinge, wie z.B. Besteck, Nadeln und Verbände aus ihren sterilen Verpackungen nehmen und der Nurse am Op-Tisch anreichen, “das Counting” vor und “Recounting”nach der Operation, das bedeutet, dass alles Besteck, alle Instrumente, Nadeln und Verbände vor dem Öffnen und dem wieder Schlieβen des Patienten gezählt werden, damit nichts im Körper vergessen wird.
Nach der Operation übernehme ich das Waschen der frischen Wunden und das “Wounddressing”. Auch das Aufräumen des Ops und das wieder Vorbereiten für die nächste Operation gehört zu meinen Aufgaben. Ich übernehme also alle Aufgaben einer normalen “Circulatinnurse”.
Und auch sonst werde ich im Theatre genau so behandelt, wie jeder andere Student und habe weder mehr, noch weniger Rechte aufgrund meiner Hautfarbe und Herkunft (was leider bisher nicht überall selbstverständlich war).
Manchmal vergesse ich im Op sogar, dass ich “die Weiβe” bin, was für mich etwas ganz besonderes und ganz seltenes ist. Dies ist vielleicht auch der Grund dafür, dass ich die Arbeit im Theatre liebe und ernsthaft überlege den Rest meiner verbleibenden Zeit in St. Domenics Hospital dort zu verbringen.
Und wenn ich mich anstrenge und mein Training erfolgreich absolviere, bekomme ich vielleicht die Chance auch einmal bei einer Operation zu assistieren…