Kommern - Schöne Stimmung nach der Ernte
„Volkskunde zum Anfassen“ gab es einmal mehr bei den von gut 8000 Menschen bevölkerten „Tagen nach der Ernte“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern – Im Hintergrund wachten die Leute des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen über die Sicherheit und Gesundheit der vielen Gäste
Kommern - 7600 Menschen waren dieses Jahr bei den „Tagen nach der Ernte“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern zu Gast, hinzu kamen über 500 Akteure, die mitmachten, um zu zeigen, was ehedem an der Schwelle von Sommer und Herbst an Arbeiten in Haus und Hof, auf dem Feld und im Wald anfiel.
„Es herrscht eine Superstimmung bei allen, bei Akteuren wie Zuschauern. Angesichts der Wetterprognosen sind alle unsere Erwartungen durch diese Riesenresonanz übertroffen worden“, sagte Dr. Michael H. Faber, der stellvertretende Leiter des LVR-Freilichtmsueum Kommern, am Sonntagnachmittag der Presse.
Seit Jahren sind die 1985 erstmals begangenen „Tage nach der Ernte“ mit Arbeitsdemonstrationen und Vorführungen verbunden, bei denen jede Menge schwere Arbeitspferde, aber auch alte Traktoren und Landmaschinen sowie Kuh- und Ochsengespanne zum Arbeitseinsatz kommen.
Die Menschen im weiten Umland goutieren die „Tag nach der Ernte“ traditionell mit großem Besucherandrang. Auch von Regenschauern wie am Sonntag lassen sie sich keineswegs einschüchtern. Faber: „Es herrscht eine tolle Atmosphäre unter Akteuren wie Besuchern.“
Im vergangenen Jahr wurde eine durchschnittliche Verweildauer von fünf Stunden ermittelt, während derer die Besucher den landwirtschaftlichen und hauwirtschaftlichen Vorführungen zuschauen. Und essen, trinken und kaufen, was an Köstlichkeiten, aber auch an Korbwaren, Textilien, an Ort und Stelle gebundenen Besen, Spielzeug und Pferdegeschirr angeboten wird. „Das ist sensationell lange“, freute sich Museumschef Dr. Josef Mangold. Ein Riesenkompliment für ihn, Dr. Faber und ihre Crew.
Der Getreidedrusch wurde sowohl mit dem Dreschflegel als auch mit der modernen, über Transmissionsriemen vom Traktor angetriebenen Dreschmaschine vorgeführt. Aber auch die Flachsverarbeitung und das gewerbsmäßige Garnbleichen gehörten mit zum Repertoire. Den Zuschauern gaben Fuhrleute, Landarbeiter und Bäuerinnen sachkundig Auskunft, wie der Luxemburger Bio-Bauer Nico Hamen, der erzählte, wie seine Großeltern noch mit zwei Pferden und vier Milchkühen ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten.
Im großen Korso von Oldtimer-Traktoren und Landmaschinen, die hupend und knatternd über das Museumsgelände fuhren, gab es für Liebhaber viele „Schätzchen“ der Marken Lanz, Fendt, Deutz und Allgaier zu entdecken. Veranstaltungsorganisator Dr. Michael Faber und sein Team hatten an zwei Tagen wieder ein vielfältiges Programm zusammengestellt, bei dem die Museumsbesucher nicht nur Zaungäste waren, sondern hier und da auch mit anpacken konnten, etwa beim „Kappes einmachen“ oder beim Trennen von Körnern und Spelzen mittels einer „Fauche“.
Eröffnet wurde das Programm an beiden Tagen mit dem großen Aufzug historischer Pferde-, Ochsen- und Kuhgespanne. Bäckerwagen, Heuwender, Jauchefass und eine historische Feuerwehr mit pferdegezogenem Spritzenwagen durften nicht fehlen. Auf dem von Josef Stamm sach- und fachkundig moderierten Vorstellungsring oder beim Holzrücken im Museumswald knubbelten sich die Zuschauer. Und sie bekamen eine Menge zu sehen, wie den Viererzug des Rommerskircheners Christian Müller, der auch schon beim CHIO in Aachen und auf dem Münchner Oktoberfest für Aufsehen gesorgt hat.
„Wir haben in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Arbeit mit Pferde- und Ochsengespannen gelegt“, sagte Landesmuseumsdirektor Michael H. Faber Medienvertretern. Gleichwohl standen auch Obstdörre, Saftpresse, Flachsbreche und Sauerkraut-Schabe und „Kappesstampfer“ nicht still. Denn: Die Frauen hatten früher nach der Ernte ganz besonders ihren „Mann“ zu stehen. „Nach der Ernte“ ist eine der erfolgreichsten Großveranstaltungen des Kommerner Freilichtmuseums – und hat sich am Wochenende auch in Konkurrenz zu einer ganzen Reihe anderer Events im nahen Umland publikumsmäßig bewährt.
Hinter den Kulissen wachte einmal mehr das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen, Ortsverband Mechernich, über die Gesundheit und Sicherheit der vielen Menschen. Sascha Suijkerland und seine Leute streiften sowohl in Zweiertrupps mit Rettungsrucksäcken durchs Museum, als sie am Rande der Baugruppe Niederrhein eine Rettungsstation mit zwei Fahrzeugen unterhielten.
pp/Agentur ProfiPress