Kreis Euskirchen - Solange die Menschen Hilfe brauchen
Besuch der Rotkreuz-Präsidentin Gerda Hasselfeldt in Euskirchen – DRK zählt Spenden in Höhe von 15 Millionen Euro auf Bundesebene – Hans Schwarz, Präsident des DRK-Landesverbandes, überwältigt vom Engagement der Bürger
Euskirchen – Tag neun nach der Flutkatastrophe, immer noch bestimmen Martinshorn und knatternde Rettungshubschrauber die Geräuschkulisse im gesamten Kreisgebiet. „Wir helfen nach dem Maß der Not und wir bleiben solange die Menschen Hilfe brauchen“, sagt die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, bei ihrem Besuch im Kreis Euskirchen.
Euskirchens Landrat Markus Ramers, zugleich Schirmherr für das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen, ist froh über die Unterstützung: „Als ich im November vergangenen Jahres die DRK-Schirmherrschaft übernommen habe, konnte ich mir nicht ausmalen, dass wir hier bald auf die Unterstützung der gesamten Rotkreuz-Familie angewiesen sein würden.“ Karl-Werner Zimmermann, Kreisvorsitzender des DRK-Euskirchen, spricht von einer „Mammut-Aufgabe für den Kreisverband“. Unter anderem sei das Rotkreuz-Zentrum in Euskirchen die zentrale Stelle für den Bereich Verpflegung und um Betroffene und Helfer nur eine Woche lang mit täglich drei Mahlzeiten zu versorgen, entstünden Kosten von bis zu 150.000 Euro.
Keine weiteren Sachspenden
Hans Schwarz, Präsident des Rotkreuz-Landesverbandes, war bereits zum zweiten Mal zu Besuch vor Ort und zeigte sich überwältigt vom Engagement der Bürger, die einfach Schaufeln in die Hand nehmen und Schlamm aus den Häusern rausschippen. Gleichzeitig bat er eindringlich, nur ausdrücklich von den Hilfsorganisationen benötigte Sachspenden in die betroffenen Gebiete zu schicken. Derzeit würde man mit Sachspenden überhäuft, während es gleichzeitig logistisch kaum möglich sei, die Spenden zu sortieren und zu lagern. Mit Geldspenden könne man aktuell vor Ort besser helfen.
Auch Gerda Hasselfeldt berichtete, dass in der Bevölkerung eine enorme Spendenbereitschaft zu spüren sei. Seit der Flutkatastrophe seien Spenden in Höhe von rund 15 Millionen Euro beim Rotkreuz-Bundesverband eingegangen. „Sie können davon ausgehen, dass diese Spenden vor Ort verwendet werden, um die Situation der Menschen und die Infrastruktur zu verbessern“, betonte die DRK-Präsidentin.
Über die Verteilung der Gelder müsse direkt vor Ort bei den Menschen entschieden werden, dabei komme dem Roten Kreuzes seine Struktur mit aktiven Ortsvereinen und Organisationen vor Ort zugute. Auch Hans Schwarz konnte von der kürzlich erfolgten Zusage des Generalsekretariates berichten, das 2,5 Millionen Euro unmittelbar für Schwerstbetroffene in der Region zur Verfügung stellt.
Das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen ist derzeit mit seinen hauptamtlichen Kräften sowie zusätzlich 250 Ehrenamtlern im Einsatz. Sie übernehmen zum Beispiel die Versorgung der aktuell rund 1.000 Einsatzkräfte, die Betreuung von bis zu 1.000 evakuierten Menschen in Notunterkünften, die Einrichtung von Versorgungsstützpunkten mit Hilfsgütern, den Betrieb einer Bürgerhotline und die Personenauskunftstelle, an der sich Angehörige nach vermissten Personen erkundigen können.
Selbsthilfe professionell unterstützen
„Während sich die Helfer darauf konzentriert haben, noch größere Katastrophen – zum Beispiel an der Steinbachtalsperre – zu verhindern und kritische Infrastruktur zu sichern, haben sich viele Ortschaften selbstorganisierend geholfen“, sagte Landrat Markus Ramers und fügte hinzu: „Diese Gruppen brauchen jetzt die professionelle Unterstützung des Roten Kreuzes.“ Diesen Umbruch sieht auch Karl-Werner Zimmermann: Nach dem Einsatz im Katastrophenschutz gelte es jetzt, die Selbsthilfe in den Ortschaften zu unterstützen.
Gerda Hasselfeldt betonte, dass man grundsätzlich auf solche Katastrophen vorbereitet sei und dass auch das Zusammenspiel von Hilfsorganisationen und Behörden gut funktioniert habe. Dennoch mahnte sie, aus dieser Katastrophe Lehren für die Zukunft zu ziehen. Es müsse mehr Vorratshaltung auf Bundesebene geben, etwa in Bezug auf Stromaggregate, Wasseraufbereitungsanlagen, Betten, Decken und Hygieneartikel.
Ein entsprechendes Konzept sei bereits in der Vergangenheit auf den Weg gebracht worden, bisher stünden zwei solche Reservelager. Nun müssten die weiteren geplanten acht Lager zügig umgesetzt werden. Auch wenn beispielsweise Nordrhein-Westfalen schon eine eigene Vorratshaltung aufgebaut habe, gebe es bundesweiten Nachholbedarf.
Karl-Werner Zimmermann bedankte sich für den Besuch von Gerda Hasselfeldt und Hans Schwarz der zeige, „dass die große Gemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes uns Unterstützung gibt.“ Dennoch: „Es wird ein anderer Kreis Euskirchen sein, wenn die Schäden irgendwann behoben sind – und auch die Menschen werden andere sein.“
pp/Agentur ProfiPress