Kreis Euskirchen - Wildnis in der Kita Kirchtal
Die DRK-Kindertageseinrichtung Groß-Vernich I ist seit Kurzem Nationalpark-Kita – Fledermaus- und Insektenprojekt – Zertifikate auch für Dollendorf, Olef, Harperscheid und Nöthen
Kreis Euskirchen/Groß-Vernich – Wirklich um die Ecke von Groß-Vernich liegt der Nationalpark Eifel nicht. Dennoch ist die DRK-Kindertageseinrichtung Groß-Vernich I „Kirchtal“ seit Kurzem eine zertifizierte Nationalpark-Kita. „Wir hatten uns beworben, aber nicht damit gerechnet, dass wir genommen werden“, gibt Kita-Leiterin Iris Böhme dann auch zu.
Doch nicht die Entfernung war für den Nationalpark ausschlaggebend, sondern das Engagement und das Konzept der Einrichtung. Zudem ist die Kindertagesstätte aus dem Weilerswister Gemeindegebiet auch regelmäßig in der Wildniswerkstatt in Düttling zu Besuch. „In rund 25 Minuten ist man da“, weiß Iris Böhme. Ein Katzensprung also.
Schon seit Jahrzehnten, genauer genommen seit den 90er-Jahren, veranstaltet der Kindergarten Kirchtal Waldtage, Waldwochen und Waldprojekte. „Damals hat das noch nicht jeder Kindergarten gemacht“, berichtet die Leiterin. Die Kinder sollen so spielerisch lernen, dass der Mensch Verantwortung hat für die Natur und die Pflanzen und den Zusammenhang verstehen: Ohne intakte Natur geht es dem Menschen schlecht.
Und nur, weil der Nationalpark Eifel nicht direkt vor der Haustür der Einrichtung liegt, bedeutet das nicht, dass es in der Nähe von Groß-Vernich keinen Wald gibt. Da wäre zum einen die Ville im Norden von Weilerswist, aber auch ein Wäldchen in unmittelbarer Nähe. Außerdem geht es ja um die Natur an sich. Und da haben die „Kirchtaler“ auch noch die Erft – und direkt gegenüber eine Burgruine.
Fledermäuse in der Burgruine
Die war dann auch bei einem der beiden Projekte, die zur Zertifizierung nachgewiesen werden müssen, wichtig. Denn in der Ruine sind Fledermäuse beheimatet, für die an der Fassade des Kindergartens Kästen angebracht wurden. „Einer davon ist sogar bewohnt“, freut sich Iris Böhme, die in den zwei Jahren, die der Zertifizierungsvorgang gedauert hat, mit ihren Mitarbeiterinnen Sabine Karkoska und Marlene Rosell an insgesamt vier Fortbildungen des Nationalparks teilgenommen hat. Das zweite Projekt war das Anlegen eines Insektengartens mitsamt zahlreicher Insektenhotels. „Wir wollten die Wildnis in die Kita bringen“, beschreibt es Iris Böhme.
Besonders die Umgestaltung des Außengeländes liegt der Kita-Leiterin am Herzen. Weniger Beton, mehr Grün – so lautet die Devise. Die Kinder haben eine Matschanlage, es gibt Hainbuchen und Hochbeete sowie einen Naschgarten. Die zahlreichen Naturprojekte richten sich übrigens an alle Altersklassen in der Einrichtung, egal ob U3- oder Vorschulkinder. „Wir hatten sogar eine Benjeshecke angelegt, in der ein Igel überwintert hat“, berichtet Böhme. Geplant ist noch der Besuch einer Eichhörnchenauffangstation, damit die Kinder auch diese Tiere einmal zu Gesicht bekommen.
Überhaupt haben es die Groß-Vernicher Kinder noch gut. Während aus anderen Dörfern mittlerweile die Nutztierhaltung verschwunden ist, sind in der Nähe der Kindertagesstätte Kühe, Schafen und Esel zu finden, die natürlich auch hin und wieder besucht werden. „Wir wollen den Kindern auch den Schrecken vor Tieren nehmen“, erzählt Iris Böhme.
Für die „Kirchtaler“ ist das Nationalpark-Zertifikat wichtig. Denn während der Fortbildungen erhalten die Teilnehmer wichtige Tipps, etwa wie man U3-Kindern die Natur näherbringt, wie man das Außengelände naturnah gestalten kann oder welche Spiele und Aktionen im Wald angeboten werden können. Hinzu kommt eine Zusammenarbeit mit dem Nationalpark und der Besuch desselben, etwa in der Wildniswerkstatt oder in den Nationalparktoren. Außerdem ist die Vernetzung mit Organisationen vor Ort ein wichtiger Faktor. In Groß-Vernich arbeitet man deshalb mit dem Nabu Euskirchen zusammen und mit dem örtlichen Dorfverschönerungsverein.
Doch die Kita Groß-Vernich I war nicht die einzige Rotkreuz-Einrichtung, die seit Kurzem das Nationalpark-Kita-Zertifikat erhielt. „Dies trifft auch auf die DRK-Kitas in Dollendorf, Olef, Harperscheid und Nöthen zu, die sich allesamt der Natur- und Umweltpädagogik verschrieben haben“, betonte Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker voller Stolz.
pp/Agentur ProfiPress