Flüchtlinge ab Januar in Eifelklinik
Marmagen | Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker hat Betreibervertrag für Marmagen unterschrieben - Zeltstadt für mögliche Geflüchtete an der ZUE in Euskirchen abgebaut
Kreis Euskirchen/Marmagen – Einen 30seitigen Vertrag zum Betrieb der ehemaligen Eifelhöhenklinik in Marmagen als Flüchtlingsunterkunft hat am Montagmittag der Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker unterschrieben. Wie die im Kreisgebiet erscheinenden Tageszeitungen berichten, betreibt das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen dort ab Januar 2023 eine Notunterkunft für geflüchtete Menschen. Bis zu 754 sollen nach Angaben der Bezirksregierung Köln in der früheren privaten Reha-Klinik unterkommen.
„Vorausgegangen waren ein langes hin und her mit BOS 112“, schreibt der Redakteur Tom Steinicke in der „Kölnischen Rundschau“: „Das Unternehmen hatte bei der ersten Ausschreibung den Zuschlag erhalten. Weil aus Sicht der Bezirksregierung vertraglich gemachte Zusagen des Unternehmens aber nicht eingehalten worden waren, kündigte die Bezirksregierung den Vertrag wieder auf.“
Sie wirft BOS 112 unter anderem vor, bei der Bereitstellung von Personal nicht vertragskonform vorgegangen zu sein. Ein weiterer Grund für die Verzögerungen war laut Bezirksregierung die nicht vorliegende baufachliche Duldung. Unter anderem habe es Brandschutzmängel gegeben und die Trinkwasserhygiene sei beanstandet worden.
„Angestrebt ist, dass die Einrichtung nun Anfang des kommenden Jahres in Betrieb genommen werden kann“, sagte Rotkreuz-Chef Klöcker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bis dahin müssten alle Beteiligten noch Hausaufgaben erledigen – vor allem die Bezirksregierung.
Essensversorgung offen
Zwar sind nach Zeitungsinformationen nun ein Betreiber und ein Sicherheitsunternehmen gefunden worden, aber ein Caterer hat sich auf die Ausschreibung der Bezirksregierung noch nicht gemeldet. „Wir sind nicht traurig, dass wir es nicht machen müssen, weil es nicht unsere originäre Aufgabe ist“, so Rolf Klöcker zu Tom Steinicke. Die Essensversorgung sei bewusst vom RP separat ausgeschrieben worden. Bei der Suche nach einem Lebensmittel- und Essensversorger dürfte erschwerend hinzukommen, dass in der ehemaligen Reha-Klinik nicht gekocht werden darf.
Auch das DRK müsse noch einige Punkte abarbeiten, heißt es in „Rundschau“ und „Stadt-Anzeiger“: Rolf Klöcker rechnet damit, dass mehr als 50 Mitarbeiter für den Betrieb der Flüchtlingseinrichtung in Marmagen gebraucht werden. „Wir haben bereits einen Fundus an Mitarbeitern, sind aber auch noch auf der Suche“, so der Kreisgeschäftsführer.
Die Vorbereitungen nehmen Fahrt auf. So sollen in den kommenden Wochen mehr als 500 Betten aufgebaut werden. Sie stammen aus den großen Zelten an der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes in Euskirchen. Dort war die Zeltstadt im Auftrag der Bezirksregierung vom DRK errichtet worden – als möglicher Puffer für einen großen Flüchtlingsstrom. Genutzt worden ist die Zeltstadt allerdings nie. Wohl auch, weil das Kreis-Gesundheitsamt interveniert hatte und einen abwaschbaren Boden als Voraussetzung festlegte.
„Die Zelte sind nun abgebaut, die Betten werden nach Marmagen transportiert“, schreibt Tom Steinicke: „Nach Informationen dieser Zeitung ist die Bezirksregierung vom ursprünglichen Plan abgerückt, in der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik ausschließlich Geflüchtete aus der Ukraine unterzubringen. Marmagen soll eine Einrichtung für Geflüchtete aus vielen Ländern werden.“
Entlastung für Kommunen ungewiss
Ob das Projekt die elf kreisangehörigen Kommunen bei der Flüchtlingsunterbringungen entlasten wird, bleibe abzuwarten, schreiben die Tageszeitungen. Es gebe nämlich einen Unterschied zwischen Landeseinrichtungen und kommunalen Flüchtlingsunterkünften. In der Puffereinrichtung sollten die Geflüchteten zwei bis vier Wochen bleiben, dann weiterverteilt werden. Diejenigen, die in den Städten und Gemeinden untergebracht werden, bleiben Monate, vielleicht auch Jahre. Entsprechend müsste die Eifelhöhen-Klinik auch mit Infrastruktur ausgestattet sein – beispielsweise mit einer Kita oder Schule.
Für die Zeltstadt an der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Euskirchen hatte das Deutsche Rote Kreuz laut Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker bereits diverse Infrastruktur angeschafft – beispielsweise Heizungssysteme und Beleuchtung. Dabei hatte der Kreis-Geschäftsführer beispielsweise die Energiekrise im Blick. Bei einem möglichen längerfristigen Blackout beispielsweise könnte das DRK die angeschafften Materialien im Kreis Euskirchen gut einsetzen.
pp/Agentur ProfiPress