Mechernich - Dem Heiligen Georg zu Ehren
Zum 58. Mal trafen sich Reiter und Fußpilger in Kallmuth, um gemeinsam in einer langen Prozession dem Reiterheiligen zu gedenken - Pfarrer Stoffels hielt die Festpredigt – Gut 180 Rösser gesichtet – Rotkreuzler aus Kall sorgten bei der großen Veranstaltung für Sicherheit
Mechernich – Wenn der Lorbacher Jakob Dahmen mit seiner Standarte über den Sammelplatz am Rande von Kallmuth reitet und die Reiter auffordert, ihm zu folgen, dann lässt sich der alljährliche Georgsritt nicht mehr aufhalten. Wie ein Uhrwerk läuft das Geschehen ab, still und präzise.
Aber damit alles so gut funktioniert, haben zahlreiche Ehrenamtler im Vorfeld wochenlang die Veranstaltung minutiös geplant.
Cheforganisator Robert Ohlerth, zweiter stellvertretender Bürgermeister der Stadt Mechernich und Ortsvorsteher von Kallmuth, war am Samstag wieder einmal voll in seinem Element und begrüßte jede der eintreffenden Reitergruppen per Megaphon. Darunter auch die von Landrat Günter Rosenke.
Mit seinem Isländer und seinen Reiterkollegen hatte er sich bereits um sieben Uhr in der Früh von zu Hause aus auf den Weg gemacht, um pünktlich um 10 Uhr in Kallmuth einzutreffen.
Dort begrüßte er die zahlreichen Reiter, die sich mit ihm gemeinsam auf den Pilgerritt begaben. Ebenfalls einige Grußworte sprach der erste stellvertretende Bürgermeister Peter Wassong.
Das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen sorgte derweil für Sicherheit. Aus Kall waren Bernd und Claudia Züll, Ivonne Stein, Christian und David Larres sowie René Kirchhoff mit mehreren Einsatzfahrzeugen angerückt.
Sie begleiteten die Pilger bis zum Festplatz und blieben auch während des Gottesdienstes und des Rückwegs nach Kallmuth immer in der Nähe der Gläubigen.
Gut 180 Pferde und ihre Reiter kamen in diesem Jahr nach Kallmuth, dazu Hunderte von Fußpilger. An der Pfarrkirche warteten die Priester im blumengeschmückten Sakramentswagen, der von schwarzen Pferden gezogen wurde.
Auch einige Kommunionkinder durften mitfahren. Nachdem die Reiter vorbeigezogen waren, ritt Diakon Manfred Lang dem Sakramentswagen voran Richtung Georgspütz.
Dort wurde unter freiem Himmel eine heilige Messe gefeiert. Pfarrer Kurt Hoberg freute sich besonders, dass erneut der aus Monschau stammende Festprediger Pfarrer Karl-Heinz Stoffels zum Georgsritt gekommen war. Denn Stoffels stammt gebürtig aus Kallmuth.
Kirche muss sich entschuldigen
In seiner Predigt nahm Stoffels Bezug auf die aktuelle Krise in der katholischen Kirche. Er nannte Georg einen Heiligen, „der uns Menschen ermutigen will, das Licht des Glaubens in aller Stärke lebendig zu halten.“ Gerade heute, da die Kirche in eine schwere Krise geraten sei, brauche man solche Heilige. „Der Missbrauchsskandal hat uns klar gemacht, dass unsere Kirche keinesfalls nur aus Heiligen besteht“, so Stoffels.
Die Glaubwürdigkeit der Kirche sei zerstört worden, da einige Amtsträger das in sie gesetzte Vertrauen missbraucht hätten. „Anders als bei dem Heiligen Georg war diesmal der Drache des Bösen stärker und siegte auf schändliche Weise.“ Dies müsse die Kirche einsehen und sich entschuldigen, „was unbegreiflicherweise so vielen schwer fällt“, so Stoffels.
Dennoch dürfe man nicht aus den Augen lassen, dass es auch viele verantwortungsvolle Streiter in der katholischen Kirche gebe, die vorbildliche Christen seien.
Für die Gläubigen auf der Festwiese hatte der Monschauer Pfarrer den Trost, dass Jesus seine Kirche niemals verlasse, auch in diesen schweren Zeiten nicht.
Nach dem Gottesdienst gab es für die Pilger in Kallmuth noch ein gemütliches Beisammensein.
Der Cheforganisator des Georgsritts, Robert Ohlerth, hatte dort mit zahlreichen Ehrenamtlern für das leibliche Wohl der Gläubigen gesorgt.