Mechernich - Freundschaft und Solidarität
25. Brunnenfest fiel mit einer kommunalen „Goldhochzeit“ zusammen: Aus der Zwangsverheiratung von Veytal (Kommern) und Mechernich 1972 ist doch noch sowas wie eine Liebesbeziehung geworden – Fahnenaufzug vor dem Rathaus – Grußadressen aus den Partnerstädten – Gottesdienst über ein „Verwandlungswunder“ – Sonne aus Afrika – Dutzende Stände, Buden und Attraktionen – Einige Tausend kamen, aber der große „Run“ blieb wegen der Hitze aus
Mechernich – „Ich habe die Sonne Afrikas mitgebracht“ verkündete Pfarrer Dr. Innocent Dim (71) aus Nigeria, der eigens zum 25. Brunnenfest an seine alte Wirkungsstätte am Bleiberg zurückgekehrt war, um mit den Mechernichern in einem Feldgottesdienst auf dem Bleibergplatz kommunale „Goldhochzeit“ zu feiern.
„Es wäre jetzt aber auch gut“, scherzte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, „wenn Du nach der Sonne jetzt bald die Regenzeit nach Europa schicken würdest…“ Ja, auch der Humor kam nicht zu kurz beim Brunnen- /Stadtfest 2022. „Es war ein voller Erfolg“, resümierte am Ende Kämmerer und Dezernent Ralf Claßen, der die Feierlichkeiten mit einem Orgateam aus Verwaltungsmitarbeitern, Vereins- und Firmenvertretern über ein halbes Jahr lang vorbereitet hatte.
Ein paar tausend Menschen kamen am Sonntag zu den vielen Informationsständen, Programmbühnen, Firmen- und Vereinsinformationen, die auf vier Plätzen und in der Bahn-, Berg- und Weierstraße aufgebaut worden waren. Es war nach übereinstimmender Aussage der Festbesucher eigentlich viel zu heiß, um zum feiern.
„Uwe Seeler des Brunnenfestes“
Aber der Einfluss des Brunnenfestmachers Heinz Schmitz auf die Großwetterlage war eher gering. Das räumte der von Moderator Michael Sander zum „Uwe Seeler des Brunnenfestes“ ernannte Vize-Bürgermeister auch selbst ein: „Er hat es in 25 Jahren wettermäßig immer mit dem Brunnenfest gut gemeint, aber diesmal hat Petrus es übertrieben.“
Nach einem gemeinsamen Marsch mit Fahnenabordnungen der Vereine aus dem Stadtgebiet vom Nyonsplatz vor das Rathaus eröffnete Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick das 25. Brunnenfest, das diesmal auch als Stadtfest zum 50jährigen Jahrestag der Verschmelzung von 44 Orten in zwei Großgemeinden zu einer Kommune gefeiert wurde.
Auch Vize-Bürgermeister Pascal Lautheaume aus Nyons und die Bürgermeister Jacek Pauli vertretende Schuldirektorin Ewa Pastwa aus Skarzewy entboten den Bürgern von Mechernich die Grüße der Freunde aus Frankreich und Polen. „Diese Partnerschaft hat für uns eine große Relevanz“ rief Ewa Pastwa unter dem Beifall der Menge.
Auch den Nyonsern sei die Freundschaft mit den Eifelern eine Herzensangelegenheit, betonte Lautheaume. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick erinnerte an die einmalige Solidaritätsaktion anlässlich der verheerenden Überschwemmungen 2021, nach denen die Freunde aus der Provence 100.000 Euro an den Bleiberg überwiesen hatten.
Bürgermeister Pierre Combes, der am Tag des Stadtfestes wegen eines Korsika-Aufenthaltes verhindert war, werde möglichst bald nach Mechernich kommen, um die Ehrenbürgerwürde persönlich anzutreten, die ihm der Stadtrat einstimmig angetragen hatte. Pascal Lautheaume: „Es ist ihm eine große Ehre!“
„Nicht gerade Liebeshochzeit…“
„Es war nicht gerade eine Liebeshochzeit, eher eine Vernunftehe“, was die drei Jahre zuvor in den Kreisen Euskirchen und Schleiden gebildeten Großgemeinden Veytal (Kommern) und Mechernich 1972 zu einem einzigen Kommunalgebilde zusammenführte, sagte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.
Und doch sei zusammengekommen, was aufgrund gleicher montaner Wirtschaftsgeschichte, Kultur und Mentalität zusammengehöre, so der Verwaltungschef, der die Geschicke der Bleibergkommunen nun bereits über 20 Jahre lang gemeinsam mit einem konstruktiven Rat und einer engagierten Verwaltung leitet, wie Dr. Schick betonte.
Damals hätten sich die aufgrund der Fusion mehr oder weniger freudlosen Nachbarn nicht einmal die Zeit zum Feiern genommen, so der Verwaltungschef. Es sei also anlässlich der kommunalen „Goldhochzeit“ allmählich an der Zeit, „Polterabend“ und „Hochzeitsfeierlichkeiten“ nachzuholen, was mit einem zweitägigen Festmarathon am Samstag in Kommern und Sonntag in Mechernich gründlich getan wurde.
„Der Musikmarathon von Kommern am Samstag und die Feierlichkeiten der »Goldhochzeit« am Sonntag in Mechernich hatten Wahnsinnsprogramme und tolle Attraktionen. Ein Dank an alle Mitwirkenden und an alle Vereine“, so Cheforganisator Ralf Claßen: „Ein Highlight war für mich die Messe auf dem Brunnenplatz. Diakon Manfred Lang hielt eine beeindruckende Rede in Platt. So macht Kirche Spaß…“
Heute zählt die Jubiläumskommune fast 29 000 Einwohner und ist damit die zweitgrößte – und die zentralste - im Kreis Euskirchen, die Warteliste weiterer 500 zuzugs- und bauwilliger junger Familien ist lang. Angesichts der bevorstehenden Elektrifizierung der Bahnstrecke Köln-Trier-Saarbrücken und des Anschlusses der Strecke bis Kall ans Kölner S-Bahn-Netz werde der Boom am Bleiberg wohl noch weitergehen, so Dr. Hans-Peter Schick. Über eine Ostumgehung über die Gleise müsse nachgedacht werden, so der Bürgermeister am Jubiläumstag.
Vor der offiziellen Eröffnung des Brunnen- und Stadtfestes hatten die Diakone Akash aus Pakistan und Manfred Lang aus Deutschland, Pfarrer Patrick Mwanguhya aus Uganda und Hauptzelebrant Dr. Innocent Dim aus Nigeria mit einer stattlichen Anzahl von Gläubigen heilige Messe gefeiert. Die Bergkapelle verschönerte den Gottesdienst musikalisch.
„Aus Trivialem entsteht Kostbares“
Manni Lang predigte über das Feiern, egal ob Goldhochzeit am Bleiberg oder biblische Hochzeit von Kana, anlässlich derer Jesus ausweislich des Johannesevangeliums von seiner Mutter gedrängt sein erstes Zeichen wirkte. Ein Verwandlungswunder, das aus Trivialem wie Wasser etwas Wertvolles und Köstliches zu machen vermöge wie Wein, so der in der GdG St. Barbara und bei der Communio aktive Diakon.
Im übertragenen Sinne sei aus Widerwillen und Ablehnung vor 50 Jahren auch etwas Neues und Kostbares entstanden, nämlich Freundschaft und Zusammengehörigkeit über alte Grenzen, Gräben und Kirchturms-Denken hinweg. Schwester Lidwina von der Communio in Christo verkündete Worte des Propheten Kohelet, Diakon Akash aus Pakistan und Pfarrer Patrick Mwanguhya aus Uganda verstärkten Dr. Dim am Altar und das internationale Flair dieses Tages.
Eine Vielzahl von Vereinen und Institutionen präsentierte sich bei der Veranstaltung. Mit dabei waren unter anderem der Weiße Ring, der Kinderschutzbund, die DLRG, die Dorfgemeinschaften Vussem und Lückerath, aber auch der Mechernicher Tierschutzverein. Das Rote Kreuz wachte über Sicherheit und Gesundheit der Stadtfestbesucher. Große Präsenz zeigte einmal mehr die Freiwillige Feuerwehr.
Am Nachmittag verlieh Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick Dr. Marianne Bauerschmitz, der Vorsitzenden der Schwangerschafts-Konfliktberatung donum vitae e.V. mit Hauptsitz in Mechernich, die Ehrenamtskarte des Kreises, mit dabei auch Tamara Empt und Stefanie Kolzen von der Kreisverwaltung Euskirchen.
Einen symbolischen Scheck über 300 Euro überreichten Karl Theißen und Volker Nüßmann an die Mechernicher Tafel. Es handelte sich um den Reinerlös des unlängst gemeinsam gefeierten Sommerfestes, bei dem 50 Jahre Prinzengarde, 40 Jahre Bigband der Prinzengarde und 20 Jahre Mechernicher Tafel begangen worden waren.
Eine viel beklatschte Modenschau fand in der Bahnstraße statt, auf deren Trottoir man mit rotem Teppich einen Catwalk ausgelegt hatte. Ebenfalls auf dem Handwerkermarkt in der Bahnstraße konnte man sich eine schicke Frisur machen lassen.
Die evangelische Kirchengemeinde Roggendorf legte an ihrem Stand eine erstaunliche Liste ihrer Aktivitäten in der Stadt Mechernich vor, die katholische ebenfalls, nämlich nicht weniger als 66. Am Stand der katholischen Kirche wurde auch mit Kindern gebastelt und gespielt.
Abstrakte Kunst aus Lückerath
Selbstgemachte Brillenetuis, Freundschaftsbänder, Portemonnaies und Hemdsärmel als Flaschengeschenkverpackung verkauften die evangelischen Christen für die Kindernothilfe Bangladesch. Sie und auch die katholischen Kirchenmitarbeiter standen Rede und Antwort und informierten unter anderem über die Eifeler Brunnenhilfe und die Seelsorge am Kreiskrankenhaus Mechernich.
Die Karnevalsgesellschaft „Äerzebällech“ aus Glehn kreuzte mit einem Piratenschiff in der Mechernicher City auf und warb energisch für den rheinischen Fasteleer. Ehemalige Viertklässler der Katholischen Grundschule am Bleiberg in Lückerath hatten mit der Kunstpädagogin Michelle Schiffmann einen abstrakten Stadtplan angefertigt, der ebenfalls ausgestellt wurde.
Gesichtet wurden auch Stände der Bundeswehr, der Sportwelt Schäfer, der Molkerei Hochwald, der Seniorengenossenschaft, politischer Parteien, Unternehmen und Institutionen wie der „Hilfsgruppe Eifel für tumor- und leukämiekranke Kinder“. Im Unterhaltungsprogramm traten zahlreiche Musikvereine, Bands und Akteure auf. Historische Autos und Traktoren waren ausgestellt.