Mechernich - Mit viel Schminke den Ernstfall simuliert
120 Ersthelfer und Schulsanitäter traten in Mechernich gegeneinander an – In den Klassenzimmern des Gymnasiums am Turmhof arbeiteten sich die Teilnehmer durch Notfall-Szenarien
Mechernich/Kreis Euskirchen – Der Schminktrupp hatte ganze Arbeit geleistet: Die klaffende Fleischwunde am Kopf sah ebenso wirklichkeitsgetreu aus wie der versehentlich mit der Rosenschere amputierte Daumen. „Realistische Unfalldarstellung“ nennt sich die Spezialität von Laura Zimmermann, Leiterin des Jugendrotkreuzes im Kreisverband Euskirchen, und ihren Helfern. Das Rote Kreuz schult darin nicht nur die „Maskenbildner“, sondern auch die Darsteller. Denn einen Unfall oder eine Erkrankung möglichst realistisch und detailgetreu darzustellen, hilft vor allem den noch unerfahrenen Jugendrotkreuzlern, sich auf den Ernstfall vorzubereiten und die Scheu gegenüber den Verletzten oder Erkrankten abzubauen.
So auch beim Erste-Hilfe-Wettbewerb, den der DRK-Kreisverband zum siebten Mal in Folge in Mechernich durchführte. „Wenn sie nächstes Jahr wieder dabei ist, geht sie schon ganz anders an die Sache heran“, kommentierte Kreisverbandsarzt Frank Gummelt die noch zögerlichen Versuche eines kleinen Mädchens, einen Bewusstlosen zu lagern.
Für den Wettbewerb durften die Haupt- und Ehrenamtler erneut die Räume des städtischen Gymnasiums Am Turmhof nutzen. „Dass wir jedes Jahr hier sein dürfen, erleichtert uns die Arbeit sehr“, freute sich Gummelt. Gemeinsam mit Simon Jägersküpper von der Bereichsleitung Jugend, Familie, Aus- und Fortbildung hat er auch in diesem Jahr wieder die Mammutaufgabe übernommen, den Wettbewerb mit insgesamt 200 Beteiligten zu organisieren und zu leiten. „Das ist ein riesiger organisatorischer Aufwand“, sagte Gummelt. Allein zur Vorbereitung trafen sich die Verantwortlichen, darunter auch Kreisbereitschaftsleiter Jürgen Houbé, bereits regelmäßig drei Monate im Voraus. Da dank des GAT als regelmäßiger Veranstaltungsort zumindest die Logistik mittlerweile reine Routine ist, ist man froh darüber, dass die Stadt Mechernich jedes Jahr ihr Gymnasium für das Kräftemessen der Ersthelfer zur Verfügung stellt.
Auf insgesamt 20 Wettbewerbsgruppen, darunter überwiegend Jugendrotkreuz- und Schulsanitätsgruppen, aber auch zwei erwachsene Rotkreuz-Gruppen, warteten in den Klassenräumen unterschiedliche Notfallsituationen, wie sie sich jederzeit auch in der Realität ereignen können. Hilfeschreie schallen durch den Flur, ein Schüler ist bei einer Rauferei mit dem Kopf auf die Tischkante aufgeschlagen, die Ersthelfer eilen herbei und versorgen den Jungen.
Gleich mit mehreren Verletzten hatten es die Wettbewerbsteilnehmer bei einem anderen Szenario zu tun: Beim Renovieren stürzt ein Schüler von einer gewagten Tisch-Stuhl-Konstruktion. Er klagt über starke Rückenschmerzen, ein weiterer Schüler steht unter Schock, der Lehrer hat einen Herzinfarkt. Denken alle Helfer daran, sich Handschuhe überzustreifen? Wird der Lehrer korrekt reanimiert? Wie stehen die Ersthelfer dem unter Schock stehenden Schüler bei? Nach diesen und vielen anderen Kriterien bewerteten die Schiedsrichter nach einem Punktesystem die Leistungen der Wettbewerbsteilnehmer. Ausgewertet wurden die Ergebnisse vom Kreisauskunftsbüro des DRK-Kreisverbandes, dessen Aufgabe es normalerweise ist, die Daten von Betroffenen bei Einsätzen zu erfassen.
Neben den Einzel- und Gruppenaufgaben hatten die Teilnehmer auch zwei Kreativaufgaben zu bewältigen, die zwar nichts mit Erster Hilfe zu tun hatten, aber beispielsweise die Kommunikation untereinander förderten. „Außerdem können hier die Jüngsten Punkte wettmachen, denn sie schneiden meist besser ab als die Älteren, die dafür in Erster Hilfe punkten“, erklärt Gummelt Sinn und Zweck dieser Aufgaben.
Der Erste-Hilfe-Wettbewerb diene nicht nur dem Leistungsvergleich, sondern man hoffe, auf diese Weise auch die Bindung ans DRK stärken sowie Übergänge schließen zu können, etwa vom Schulsanitätsdienst zum Roten Kreuz oder vom Jugendrotkreuz zum „erwachsenen“ DRK. Daher sei die Teilnehmerschar ganz bewusst heterogen gehalten, erläutert der Kreisverbandsarzt. Den vielen Helfern, die dafür im Einsatz waren und insbesondere den Lehrern, die zur Betreuung der Schulsanitäter gekommen waren, zollte Gummelt seine Anerkennung: „Die opfern alle ihre Freizeit dafür.“
Zur Siegerehrung kamen Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Landrat Günter Rosenke, DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker und DRK-Kreisvorsitzender Karl Werner Zimmermann in die Aula des GAT, um alle Teilnehmer mit Urkunden auszuzeichnen. Die jeweils Erstplatzierten haben nun die Gelegenheit, sich auch auf Landesebene zu qualifizieren.
Die Ergebnisse:
DRK-Bereitschaften: 1. Kall, 2. Euskirchen.
Schulsanitätsdienste: 1. Gymnasium am Turmhof 1, Mechernich; 2. Gymnasium am Turmhof 2, Mechernich; 3. Realschule Feytal, Mechernich; 4. Emil-Fischer-Gymnasium, Euskirchen; 5. St.-Michael-Gymnasium, Bad Münstereifel; 6. Karl-von-Lutzenberger-Realschule, Zülpich.
Jugendrotkreuz: 1. Weilerswist 2, 2. Freitagsgruppe Euskirchen, 3. Wasserwacht -Jugend 4 Dahlem, 4. KreaTeam 2 Euskirchen, 5. Weilerswist 1, 6. KreaTeam 1 Euskirchen, 7. Crazy Group Dahlem, 8. Wasserwacht-Jugend 2, 9. Wasserwacht Jugend 1, 10. Wasserwacht-Jugend 3, 11.Pinguine (alle Dahlem), 12. Minis Euskirchen.
pp/Agentur ProfiPress