Mit solider Grundlage in die Zukunft
Schleiden | „Eifel Summit“ der „Dienstleistungsgenossenschaft Eifel DLG eG“ fand in Gemünd statt – Viele Firmen und Institutionen vertreten – Austausch und Vorträge boten neue Perspektiven auf den ländlichen Arbeitsmarkt von morgen
Schleiden-Gemünd/Eifel – Zeiten des Wandels sind angebrochen. Spürbar ist dies in den verschiedensten Bereichen. Es herrscht Krieg in Europa, die Wirtschaft wird schwächer, die Preise höher und dazu steht auch noch ein bedeutender Generationenwechsel an. Die „Babyboomer“ verlassen in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt und die Nächsten, zum Beispiel aus der „Gen Z“, müssen her. Diese Generation bezeichnet junge Menschen, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind.
Doch Nachwuchs ist bereits jetzt oft Mangelware, gerade in ländlichen Regionen wie der Eifel. Um diese Probleme der Zukunft lösen zu können und sich für Personal attraktiver zu machen, fand nun der „Eifel-Summit“ der Dienstleistungsgenossenschaft Eifel DLG eG im Gemünder Kurhaus statt.
Ein einschlägiges Thema. Denn viele Mitglieds-Institutionen waren der Einladung gefolgt, der Raum rappelvoll. Zum Thema "Knappheit von Human Resources und die Verschärfung im ländlichen Raum" hörten sie Vorträge und Podiumsdiskussionen von hochkarätigen Referentinnen aus Forschung und Praxis. Und sie nutzten die Möglichkeiten zum „Netzwerken“.
„Ansprüche verschiedener Generationen“
Das Programm wurde neben Judith Klups maßgeblich von Prof. Dr. Jutta Rump gestaltet, einer führenden Expertin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der „Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen“. Klups ist Gründerin und Geschäftsführerin der „Zukunftsagenten GmbH“, einem Unternehmen, das Kunden auf dem Weg in die Arbeitswelt von morgen begleitet.
Mit dabei waren unter anderem Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, der Stadt Mechernich, der Sportwelt Schäfer und der Vorstandvorsitzende der VR-Bank Nordeifel, Mark Heiter mit seinem Vorstandskollegen Kai Zinken. Im Wesentlichen bestand das Programm aus Vorträgen, einer Ping-Pong- und einer Podiumsdiskussion.
DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der DLG ist, war schon vor seiner Teilnahme an der Diskussion begeistert: „Erst einmal zu verstehen, wie es zur derzeitigen Lage am Arbeitsmarkt kommen konnte und das Verständnis für die Ansprüche verschiedener Generationen ist gerade für Führungskräfte sehr wichtig.“
Und auch Ralf Claßen, Stadtkämmerer und Dezernent von Mechernich, war sich der wichtigen Thematik bewusst: „Hier werden gute Ansichten und Ideen geliefert, um wichtigen Problemen wie dem Personal- und Fachkräftemangel wirksam etwas entgegensetzten zu können.“
Franz-Peter Schäfer, DLG-Aufsichtsratsmitglied und Inhaber der „Sportwelten Schäfer“ in Kommern und Bad Münstereifel, konnte diesen Ansichten nur zustimmen: „Gerade das Regionale ist bei uns in der Eifel besonders wichtig. In diesem Netzwerk führen wir die Unternehmen zusammen und arbeiten gemeinsam an Ideen. Man kennt sich und man hilft sich.“ Und das war auch spürbar. Wenn gerade kein Bühnenprogramm war, mischten sich die Teilnehmer untereinander und traten in regen Austausch.
„Den Anderen weit voraus“
In der Pingpong-Diskussion kamen Judith Klups und Prof. Dr. Jutta Rump ins Fachgespräch, das Edmund Komar von der DLG moderierte. Hierbei betonte Rump, dass die Attraktivität des ländlichen Raumes bei einer Befragung bei jungen Menschen erstmals höher war als die von Großstädten. Grund dafür sei die Pandemie und flexiblere Arbeitsmöglichkeiten wie Home-Office. Wichtig seien aber Anbindungen und ein Sicherheitskonzept in den Regionen. Außerdem bräuchten sie Perspektiven - etwas mit „Sinn“ zu tun.
Wieder mehr Frauen in die Arbeitswelt zurückzuführen und eine strategische Personalplanung seien ebenso wichtig. Diese fehle aber noch oft. „Mindestens auf fünf Jahre. Man muss sich fragen: Was habe ich, was brauche ich? Zahlen, Daten und Fakten sammeln und dann schauen, was man in Sachen Wirtschaftslage, Demographie, Kunden und Digitalisierung einplanen muss. Eine solide Grundlage ist hier das A und O“, so Rump. Klups stimmte ihr zu und betonte, dass sie nicht verstehen könne, warum dies fast kein Unternehmen mache. Denn so sei man „den Anderen weit voraus“.
Bei der darauffolgenden Podiumsdiskussion unterhielten sich einige „Praktiker“. Und zwar DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker, Martin Milde, Geschäftsführer der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH, Henning Förster, Geschäftsführer und Inhaber des Aktivpark Kall, Bernd Becker, ehemaliger Geschäftsführer und nun Aufsichtsratsvorsitzender der PE Becker GmbH und Josef Müller, Geschäftsführer und Inhaber der Müller und Sohn GmbH und Co. KG. Sie gaben Einblicke in die Lage aus ihrer Sicht.
„Umdenken hervorrufen“
So betonte Förster als jüngster Redner, dass der „Gen Z“ zwar Spaß bei der Arbeit wichtig sei, man sie aber schlecht über einen Kamm scheren könne. Den meisten sei Flexibilität und Sinnhaftigkeit wichtig - und weniger hierarchische Strukturen zu haben. Förster ist auch Mitglied der „Young Professionals“, einer Gruppe innerhalb der DLG.
Für Klöcker stand im Fokus, ein „Umdenken hervorzurufen“. Dazu zähle, sich die Sorgen und Nöten der Mitarbeiter anzuhören, manchmal strenger und manchmal weniger streng zu agieren. So habe das DRK Euskirchen in den vergangenen drei Jahren 50 neue Fachkräfte allein im Kita-Bereich eingestellt und zwölf neue Kindergartengruppen ermöglicht. „In den nächsten Jahren ähnliches zu erreichen, wird aber schwer“, so Klöcker. Besonders wichtig seien dafür attraktive Arbeitsbedingungen und eine gute Dienstplangestaltung.
Auch für Milde sei die „ernüchternde Situation“ in Krankenhäusern nicht neu. Gerade in der Pflege herrscht schließlich ein großer Mangel. So fehlten dort deutschlandweit laut Prognosen bis 2035 rund 1 Millionen Arbeitskräfte. Seine Taktik sei nun, mithilfe von Fachkräfte-Integration und flexibleren Arbeitszeiten sowie weniger „auf Abruf“ sein zu müssen, den Job wieder attraktiver zu machen.
Mehr Vernetzung und Workshops
Laut Müller sei die Lage auch im Handwerk angespannt, dessen Familie das Unternehmen bereits seit über 100 Jahren führt. Doch es klappt nach einem ganz einfachen Prinzip: „Wir behandeln jeden so, wie wir auch selber behandelt werden möchten. Arbeit auf Augenhöhe macht schon viel aus!“
Auch DLG-Gründungsmitglied Becker merke, dass die Beliebtheit des Ingenieursberufes abgenommen hat. Das Unternehmen hätte schon vor rund zehn Jahren angefangen, sich darauf vorzubereiten – und das mit Erfolg. Sein Erfolgsrezept seien Beziehungsnetzwerke, also persönlicher Kontakt.
Vor dem Ausklang bei abendlichem „Grill and Chill“, kamen Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates auf die Bühne. Nach einem tosenden Applaus betonten sie, in Zukunft noch besser aufgestellt sein zu wollen und außerdem noch mehr Vernetzungsmöglichkeiten und Workshops zu schaffen. Auch die Idee von Besuchen an Schulen, um Unternehmen und Berufe vorzustellen sowie mehr Austausch zwischen „alten Hasen“ und den „Young Professionals“ kam gut an. Zudem wolle Prof. Dr. Rump die DLG in Zukunft weiter dabei begleiten, attraktive Rahmenbedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schaffen und so auch die Wirtschaft der Eifelregion zu stärken.
pp/Agentur ProfiPress