"Prag im Herbst 1989" - Teil 4 - Stündlich kommen Neuankömmlinge...
Auszug aus dem Tagebuch von Angelika Schmitz über den Einsatz der Rotkreuzhelfer aus dem Kreis Euskirchen in der deutschen Botschaft in Prag.
Samstag den 23.09.89
7:30 Uhr
Nach Absprache mit dem HOD dürfen wir deren Aufenthaltsraum mitbenutzen.
8:30
Abfahrt der beiden LKW nach Deutschland, Betten laden in Bayern.
12:00
Essenausgabe, Serbische Bohnensuppe+Mettwurst+2 Joghurt für ca. 700 Personen. Die Betroffenen kommen Zeltweise ihr Esse holen, das klappt gut.
19:30
Dienstende
Bemerkungen: Da keine Kühlung vorhanden ist, geben wir den Joghurt möglichst schnell aus.
Stündlich kommen Neuankömmlinge, daher nur ungefähre Personenzahl aufgeführt. Z.B. um 21:00 Uhr sind schon 762 Personen registriert! Die Registrierung läuft nur tagsüber. Es gib eine interne Anmeldung und eine offizielle Registrierung über die Botschaft.
Kasseler haben wir abgekocht für den nächsten Tag.
Aus dem Lebensmittellager werden von mehreren Personen Lebensmittel ausgegeben. Der Hausmeister ist für Frühstück und Abendessen zuständig. Er versucht dies langsam an mich abzugeben. Eine Lagerbestandskartei zu führen ist nicht möglich.
Der Raum ist ab schließbar und der Schlüssel muß abends an der Pforte im Schlüsselkasten hängen.
Die HOD´s geben abends auf den Rundgängen auch noch etwas aus, Milch oder Brot z.B. Oft sind es dann Neuankömmlinge die den ganzen Tag noch nichts gegessen haben.
Sonntag, den 24.9.89
7:00
Aufstehen, Brenner an (der eingesetzte Feldkochherd hatte drei Brenner unter drei Kessel und Pfannen)
7:30 Uhr
Frühstück für uns
12:00
Mittagessen, Grüne Bohnensuppe Kasseler gewürfelt + 2 Joghurts für ca. 800 Personen.
13:00
für weitere 100 Personen nachgekocht.
19:30
Dienstende
Bemerkungen: Langsam sind unsere Kapazitäten ausgeschöpft. Mittags und abends treffen sich mittlerweile alle im Aufenthaltsraum: Rotes Kreuz, HOD (Hausordnungsdienst), und Botschaftsangehörige.
Abends gib es meistens Brot und Würstchen mit Selbstbedienung. Alle aus dem Lebensmittellager.
Die Betroffenen werden erstmalig im überdachten Hof untergebracht.