Schleiden - Bilder, die unter die Haut gehen
In einer Ausstellung im Rotkreuzmuseum zeigen Flüchtlinge in Gemälden und Skulpturen ihre Sicht auf Flucht und Ausgrenzung – Ausstellung kann noch bis zum 4. November besichtigt werden – Eröffnung mit rund 50 Gästen
Schleiden-Vogelsang – Es sind Bilder, die im Gedächtnis bleiben. Ungeschönt hat die iranische Malerin Azar Esmaili Bilder gemalt, auf denen die Leiden der Flucht und die Verzweiflung in den Flüchtlingslagern gezeigt werden. Mit einer Mischung aus fotorealistischer Detailliebe und surrealistischer Gestaltungskraft mischt sie die sattsam bekannten Bilder der Angst und Hoffnungslosigkeit mit Drama und Gewalt. Und so waren sich die Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung „Frieden, Flucht und Menschlichkeit“ im Rotkreuzmuseum in Vogelsang einig, dass Esmaili einen besonderen Beitrag geliefert habe.
Drei Künstler, die mit den Flüchtlingsströmen der letzten Jahre nach Deutschland kamen, zeigen in den Räumen des Hauses Vogelsang 87 ihre Werke. Neben Esmaili sind das Ismail Laghbaba aus Marokko und Oumar Sidimé aus Guinea. Mit ihren Werken zeigen die Künstler ihre Sicht auf die Flucht und auf die Lebenswirklichkeit jenseits der Sonntags- oder der Hassreden. Organisiert und konzipiert hatte die Ausstellung, die im Rahmen der Interkulturellen Wochen im Kreis Euskirchen von der Integrationsagentur des DRK-Kreisverbands Euskirchen veranstaltet wird, die Künstlerin Maf Räderscheidt.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit für das Gemeinschaftsprojekt von DRK und Aktion Mensch „You are welcome“ habe sie die Künstler kennengelernt und gefördert, schilderte Boris Brandhoff, Leiter der Integrationsagentur des DRK, die Entstehungsgeschichte der Ausstellung. Auf Esmaili und Sidime war sie dabei vom Leiter der Haustechnik in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Vogelsang, Uwe Lünebach, aufmerksam gemacht worden. Mit allen dreien haben Räderscheidt und ihre Kollegin Sabine Heines in der Folgezeit bei verschiedenen Projekten gearbeitet.
Da Räderscheidt leider kurz vor der Vernissage erkrankt war, habe ihre Tochter Rosa die Hängung der Bilder übernommen, berichtete Karl-Werner Zimmermann, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Euskirchen in seiner Vorstellung des Trios. Alle drei seien Künstler durch und durch, lobte er die Arbeiten. „Ich freue mich, dass sie auch beim DRK engagiert sind“, so Zimmermann.
„Ich erinnere mich noch an die Schachfiguren, die Oumar vor einem Jahr anlässlich der Offenen Ateliers im DRK-Museum gezeigt hatte“, erinnerte er sich an seinen ersten Kontakt mit Arbeiten von Sidimé. Mit vier Arbeiten ist der begabte Holzbildhauer in der Ausstellung vertreten, der aus Holzstämmen seine Figuren schnitzt.
Auch Schleidens Bürgermeister Udo Meister begrüßte die Gäste und dankte den Künstlern für ihren Beitrag. „Alle drei haben einen Bezug zu Vogelsang, haben hier gearbeitet und auch gewohnt“, sagte er. Für die Mitarbeiter der ZUE sei oft erstaunlich, welch künstlerische Talente in der Eifel zusammentreffen.
„Eine vielfältige Bildsprache“ konstatierte er Laghaba, der viele seiner Bilder mit Kaffee gestaltet hat. Damit werde auch deutlich, wie schwierig oft die Beschaffung von Material sei. Laghabe, der Grafikdesign in seiner Heimat Marokko studiert hat, drücke mit seinen Arbeiten die tiefe Sorge vor der ungewissen Zukunft auf der Suche nach einer Lebensperspektive aus.
„Zeitdokumente von unermesslichem Wert“ nannte Meister die ergreifenden Bilder von Esmaili. Die Künstlerin habe bereits im Iran einige Semester Kunst studiert, bevor sie geflüchtet sei. „Diese Bildsprache braucht keine Übersetzung“, fuhr er fort. Es zeige Menschen auf der Flucht.
Diese Ausstellung demonstriere, wie wertvoll es in unserer sicheren Welt sei, Menschen willkommen zu heißen, die auf der Flucht sind. „Menschlichkeit und Würde sind die höchsten Güter“, sagte Meister. Es werde deutlich, wie brüchig unsere Solidarität sei, jeden Tag werde es dunkler. „Diese Werke setzen einen Lichtpunkt des Friedens“, betonte er.
Rolf Zimmermann, Initiator des Rotkreuz-Museums und damit Gastgeber der Veranstaltung, betonte, wie wichtig es sei, dass die Menschen zueinanderkämen. Er erinnerte daran, dass Laghbaba im vergangenen Jahr im Peace Camp des DRK in Vogelsang mitgearbeitet habe.
Auch Esmaili wandte sich an die Vernissage-Gäste. Sie erinnerte an die vielen Kinder, die Hunger litten und Angst hätten, und die Eltern, die versuchten, sie zu schützen. „Denkt an sie“, forderte sie die Menschen auf. Den musikalischen Beitrag zur Ausstellung lieferte der Kölner Liedermacher Winfried Bode, der eine Auswahl seiner Lieder sang.
Noch bis zum 31. Oktober ist die Ausstellung im Rotkreuz-Museum, Vogelsang 87, zu sehen. Geöffnet ist sie samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr
pp/Agentur ProfiPress