Schleiden - Rotkreuz-Museum auf Vogelsang
Rolf Zimmermann (59) will Entscheidungsträger überzeugen: „Humanitäre Hilfsorganisation und Menschenrechte dort thematisieren, wo sie heftig mit Füßen getreten wurden.“ Kameradschaftshaus Nummer 10 wäre ideal - Schon 2000 Exponate zusammen. Eröffnung 2013, am 150. Gründungstag des Roten Kreuzes? – Zuvor müssen Entscheidungsträger gewonnen werden
Kreis Euskirchen – Vergangenen Sommer besuchte eine kleine Rotkreuz-Delegation um den Euskirchener Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann die beiden weltweit bekanntesten Rotkreuzmuseen in Castiglione und Genf. Sie warfen einen genauen Blick auf Darstellungsformen und museumsdidaktische Methoden. Nicht ohne Hintergedanken, wie sich jetzt zeigt.
Denn Zimmermann und seine Mitstreiter wollen ihrerseits ein Internationales Rotkreuzmuseum in einem der früheren Kameradschaftshäuser von Vogelsang einrichten – also in einer sehr zentralen Lage; im Herzen Europas und im Grenzgebiet mehrerer Staaten.
Am „Täterort Vogelsang“, der früheren nationalsozialistischen Kaderschmiede, will das Rote Kreuz die ab 2013 mehr als 150jährige segensreiche Geschichte einer internationalen Hilfsorganisation zeigen. Rolf Zimmermann: „Und gleichzeitig wollen und werden wir dabei nicht verschweigen, dass das und wie das Deutsche Rote Kreuze in der Nazidiktatur instrumentalisiert wurde!“
Er und seine zahlreichen meist ehrenamtlichen Mitstreiter haben auch bereits über 2000 Exponate für ein Internationales Rotkreuzmuseum auf Vogelsang zusammen. Vieles, aber längst nicht alles stammt aus der Sammlung des verstorbenen Weilerswister Rotkreuz-Urgesteins Bernhard Thywissen.
Und mit dem von Irina Müller entwickelten Rotkreuz-Strichmännchen „Kreuzi“ oder „Rudi Kreuzler“ hat das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen auch schon einen sympathischen kleinen Begleiter durch das geplante Vogelsanger Rotkreuz-Museum kreiert.
Mit der Katalogisierung hat Rolf Zimmermann seine Mitarbeiterin Heidi Pfundstein beauftragt. Alles wird dokumentiert, also auch (wegen des benötigten Ausstellungsplatzes) vermessen und fotografiert. Vom derzeit ältesten Exponat, einer Friedens-Sanitäts-Ordnung von anno 1891, über Bücher, Hefte, Embleme, Uniformteile und Erste-Hilfe-Ausrüstungen bis hin zu den Exponaten einer avantgardistischen Fotoaktion, die Zimmermann 2010 mit Jugendrotkreuzlern aus dem ganzen Landesverband auf Vogelsang durchführte.
Ganz durch ist das Vorhaben zwar noch nicht. Zimmermann: „Wir müssen schon noch die wichtigen Entscheidungsträger in Vogelsang überzeugen!“ Er selbst ist restlos davon überzeugt, dass ein Rot-Kreuz-Museum für internationales Völker- und Menschenrecht nach Vogelsang gehört – „und nirgendwo hin anders“.
„Laut Zimmermann bilden die Entwicklung und die Konzeption des wachsenden Standortes »Vogelsang ip« eine hervorragende Kulisse für das geplante Museum“, schreibt der Redakteur Roland Larmann in der „Kölnischen Rundschau“. Zimmermann: „Hervorragend ins Gesamtensemble eingebettet, würde das internationale Völker- und Menschenrecht dort im Vordergrund stehen, wo es am heftigsten mit Füßen getreten wurde.“
Desweiteren will das Rote Kreuz auf Vogelsang aktuelle Hilfsprojekte und humanitäre Aktionen in aller Welt als Wechselausstellungen zeigen. „Das Motto »global denken, lokal handeln« ist im Roten Kreuz keine theoretische Größe, sondern mit Leben erfüllt“, sagte Rolf Zimmermann.
Der Kreisgeschäftsführer , der sich seit Jugendbeinen haupt- und ehrenamtlich im Roten Kreuz engagiert, denkt bei den Wechselausstellungen, die weltweite humanitäre Hilfseinsätze auf Vogelsang dokumentieren sollen, aber nicht nur an seine eigene Hilfsorganisation, sondern auch an andere humanitär und im Sanitätswesen tätige Institutionen.
Das von Zimmermann als Museum favorisierte frühere Kameradschaftshaus 10 bietet 800 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Etagen. Der Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes: „Die Zuschnitte der Räume sind ideal für drei Ausstellungen. Auch Werkstatt-, Lager- und Sanitärräume sind vorhanden.“
Um das Projekt und sein Konzept voranzubringen, würden Rolf Zimmermann und seine Mitstreiter am liebsten noch dieses Jahr eine Werkstattausstellung an Ort und Stelle installieren (einige potenzielle Ausstellungsstücke sind auch schon dorthin gebracht worden), um mehr und mehr Menschen, vor allem natürlich die Entscheidungsträger, zu überzeugen.
Andererseits stehe dem Roten Kreuz eine ganze Menge Arbeit ins Haus – und auch erhebliche finanzielle Investitionen, so Zimmermann: „Das Dach muss saniert und die Heizung erneuert werden und auch die Erschließung gehört zu den zentralen Kostenpunkten.“ Der Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer muss sich also beizeiten um Unterstützung und Fördergelder Dritter bemühen.
Theoretisch könne dann 2012 mit Umbauarbeiten und Teilrenovierungen begonnen werden. Eröffnen würde der Hans-Dampf-in-allen-Gassen der Rotkreuzbewegung das Museum gerne im Jahre 2013. Dann jährt sich der Gründungstag der internationalen humanitären Hilfsorganisation zum 150. Male.