Schleiden - Zunächst 300 Flüchtlinge in Vogelsang
Ehemalige belgische Truppenunterkunft „Camp Schelde“ ist startklar – 15 der 40 Häuser sind bezugsfertig – DRK leitet Einrichtung des Landes bis Ende April
Schleiden-Vogelsang - Das „Camp Schelde“, die Flüchtlingsunterkunft des Landes NRW in Vogelsang, ist startklar und kann „ab sofort den Betrieb aufnehmen“, teilt die Bezirksregierung Köln mit. Bis Ende April ist das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Euskirchen für den Ablauf zuständig.
„Das Interesse ist groß: Rund 200 Menschen sind bei klirrender Kälte nach Vogelsang gekommen, um vor dem Einzug der Flüchtlinge die Unterkunft in der vom belgischen Militär gebauten Schelde in Augenschein zu nehmen“, schreiben Ramona Hammes und Christoph Heup in „Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Aktuell können in zehn der 15 hergerichteten Häusern der ehemaligen belgischen Truppenunterkunft 300 Flüchtlinge untergebracht werden. Die restlichen fünf Baracken dienen als Sanitärhäuser, Sozialeinrichtung oder Verwaltungsgebäude. 540 Betten stehen bereit. Pro Zimmer werden im Regelfall zwei Etagenbetten aufgestellt. So könnten die Menschen zu Beginn entzerrt untergebracht werden, formulierte es Schleidens ehemaliger Bürgermeister Ralf Hergarten, der den Betreuungsdienst des Roten Kreuzes leitet. Alleinreisende Frauen sollen in einem eigenen Haus nahe dem Verwaltungsgebäude untergebracht werden.
Sollte es noch einmal einen solch starken Zustrom an Flüchtlingen geben wie Ende des Jahres 2015, kann Platz für maximal 950 Menschen geschaffen werden. „Das wäre aber nur eine Notbelegung“, sagte Hergarten. Die zukünftigen Bewohner stammen hauptsächlich aus Irak, Iran, Syrien, Eritrea, Guinea sowie nordafrikanischen Staaten.
Kurz vor der Eröffnung hatte es noch ein Problem mit der Warmwasseranlage gegeben, das laut Bezirksregierung aber kurzfristig behoben wurde. Erst wenn dem Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen die endgültigen Ergebnisse der Wasserproben vorliegen, dürfen die ersten Flüchtlinge einziehen. Das ist Stand Mitte Januar noch nicht erfolgt.
40 DRK-Mitarbeiter arbeiten
in zwei Schichten
40 Leute des DRK sind in Camp Schelde im Zweischichtsystem sowie einer Kurz-Tagesschicht tätig. Auch ein Angebot für die Flüchtlinge wurde geschaffen. „Es gibt Deutschunterricht, die europäische Kultur wird vermittelt, Kreativprojekte werden durchgeführt. Ganz wichtig sind Sport und Arbeit. Durch Bewegung und Auspowern kann Aggressionen vorgebeugt werden“, schreiben Hammes und Heup und den im Kreis Euskirchen erscheinenden Kölner Tagezeitungen. Dazu dürfen die Flüchtlinge auch das Schwimmbad, die Sporthalle und den Fußballplatz nutzen.
Vier bis sechs Wochen sollen die Flüchtlinge im Regelfall in der Unterkunft bleiben. Bis zur Anerkennung und Zuweisung an eine Kommune vergeht allerdings schon mal ein Jahr, auch wenn die Wartezeiten laut Ralf Hergarten immer kürzer werden.
Nicht gefährdet durch Camp Schelde ist die Zertifizierung des Nationalparks Eifel, der Vogelsang umgibt, als Sternenpark. Darüber waren sich der stellvertretende Regierungspräsident Wilhelm Steitz, Manfred Poth (Aufsichtsratsvorsitzender Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH) sowie Harald Bardenhagen (Geschäftsführer Dark Sky Projekt) einig. Deshalb werden auf dem Gelände Bewegungsmelder installiert, um eine dauerhafte Beleuchtung zu vermeiden.
Sicherheitsbedenken äußerte bereits im Jahr 2015 die Kreispolizeibehörde Euskirchen. Das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste hat daraufhin Optimierungen erarbeitet, die die Bezirksregierung umgesetzt hat. So wurde eine zweite Feuerwehrzufahrt geschaffen. Tagsüber patrouillieren drei, nachts vier Sicherheitskräfte der Firma E.S.A. Security aus Kall auf dem Gelände. Darüber hinaus werden die Pforte 24 Stunden überwacht und eine Hundestreife eingesetzt.
Ob das Deutsche Rote Kreuz auch ab dem 1. Mai die Flüchtlingsunterkunft des Landes NRW betreiben wird, ist noch nicht klar. Ein europaweites Ausschreibungsverfahren läuft, an dem sich das DRK auch beteiligt hat.
pp/Agentur ProfiPress