Schönau - Aus dem Bundestag in die Kita
Gabriele Molitor absolvierte „Praktikum“ im Rotkreuz-Kindergarten in Schönau – Einsatz dient als Vorbereitung auf eine Podiumsdiskussion der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände mit den Bundestagskandidaten im September
Bad Münstereifel-Schönau - Besuch aus dem Bundestag erhielten die Kinder des Rotkreuz-Familienzentrums Schönau. Die Behindertenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion entschied sich bei ihrem Besuch bewusst für einen integrativen Kindergarten. Die Inklusion, also die gemeinsame Betreuung von behinderten und nicht behinderten Kindern, sei für sie, wie sie selber sagte, entscheidend gewesen. Bei ihrem etwa zweistündigen Praktikum verschaffte sich die 51-Jährige einen Eindruck über die Situation des Kindergartens in Schönau und wollte dabei auch eine Einsicht in die Situation der Kindergärten auf dem Land gewinnen.
„Vereinbarkeit von Familie und Beruf – was heißt das für die Eifel?“ Das war eine von vielen Fragen, die sie sich im Vorfeld gestellt hatte. Ihr Fazit: „Die Qualität der pädagogischen Arbeit auf dem Land muss sich hinter der in Großstädten keinesfalls verstecken.“
Das Erzieherinnen-Team um Trudi Baum, Leiterin der Kita in Schönau, sei engagiert und gut aufgestellt, das Konzept präsentiere sich „hypermodern“. Vor allem, was in Schönau zur Förderung der Hör- und Sprachfähigkeit unternommen werde, beeindruckte die Politikerin. „Das fand ich toll, das kannte ich in der Form noch nicht“, sagte sie begeistert, nachdem sie die so genannte „Förderung der phonologischen Fähigkeiten“ mit den Vorschulkindern miterlebt hatte. Übungen, in denen die Kinder spielend an die Fähigkeiten des menschlichen Gehörs herangeführt werden, sollen den Grundstein für ein vortreffliches Hören in der Zukunft sein. Zum Abschluss ihres Kindergarten-Einsatzes überzeugte sie sich davon, wie gut den Drei- bis Sechsjährigen das Mittagessen schmeckte: Kartoffeln, Spinat und Fischstäbchen.
Hintergrund, dass sie und andere Kandidaten der Bundestagswahl in diesen Wochen soziale Praktika absolvieren, ist die von Rolf Klöcker initiierte Podiumsdiskussion über soziale Themen und karikative Dienste im September – also noch vor der Wahl. Dazu hat Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker, der zugleich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände im Kreis Euskirchen ist, die Politiker ermuntert, sich selbst ein Bild von der praktischen Arbeit vor Ort zu machen. So wird Detlef Seif etwa ein Praktikum im Rettungsdienst absolvieren.
Das vieldiskutierte Thema Inklusion liege ihr besonders am Herzen, erklärte Molitor, als sie nach ihrem Einsatz vor Pressevertretern ein Resümee zog. Denn in der Rotkreuz-Kindertagesstätte Schönau gibt es eine integrative Gruppe, in der sechs Kinder mit Behinderung beziehungsweise von Behinderung bedrohte Kinder besonders therapeutisch betreut werden. „Diese Kinder nehmen an allen Angeboten teil. Inklusion wird hier im Haus gelebt“, betonte Trudi Baum. Auch an dieser Stelle lobte Gabriele Molitor, wie aufgeschlossen das Team der Rotkreuz-Kita Schönau neuen Ideen gegenüber stehe und diese in Zusammenarbeit mit Therapeuten in die Praxis umsetze. „Ein freier Träger hat einfach mehr Möglichkeiten, Neues zu realisieren und die Qualität der pädagogischen Arbeit durch Fortbildungen der Mitarbeiter zu erhöhen“, erklärte Klöcker im Hinblick auf die anspannte Finanzsituation der Kommunen.
Insbesondere gelte dieser Anspruch für die U-3-Betreuung, wie sie ab dem kommenden Kindergartenjahr auch in Schönau angeboten wird. „Unter dem U-3-Ausbau darf die Qualität nicht leiden“, nannte Klöcker eine Prämisse für die Arbeit in den Rotkreuz-Kindertagesstätten. „Es ist ganz wichtig, was in den ersten Jahren passiert“, ergänzte Gabriele Molitor.
pp/Agentur ProfiPress