Sri Lanka - Bratkartoffeln für die Ceylonesen
Winfried Dederichs und Thomas Schwarzer zurück vom Sri Lanka-Einsatz – Auf Wunsch der Einheimischen deutsches Essen gekocht – Eifel Aid-Helfer besuchten zwölf Kindergärten
Kreis Euskirchen – Aus den teils entlegenen Dschungelregionen Sri Lankas, in die sich kaum ein Tourist verirrt, kehrte am Montagmorgen das Eifel Aid-Team des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen zurück. Gut zwei Wochen lang hatten Winfried Dederichs und Thomas Schwarzer in der vom Tsunami und auch vom Bürgerkrieg besonders stark geschädigten Region Batticaloa ehrenamtlich Hilfe geleistet. Kaum dem Flugzeug nach fast zehnstündigem Heimflug entstiegen, trafen sie sich im Rotkreuz-Zentrum in Euskirchen, um Geschäftsführer Rolf Zimmermann und Kreisvorsitzendem Erwin Doppelfeld Bericht zu erstatten.
Zwar zählen diese Einsätze zur alljährlichen Tsunami-Nachsorge, doch galt es in diesem Jahr, nach einem Hochwasser im Frühjahr erneut zahlreiche Schäden zu beseitigen. Dabei fuhren Dederichs und Schwarzer insgesamt zwölf Kindergärten an, die seit der verheerenden Flutwelle von Eifel-Aid wieder aufgebaut wurden und bis heute betreut werden. Gemeinsam mit den Helfern vor Ort wurden Toiletten und Spielgeräte repariert, Dächer gedeckt und Brunnen gesäubert. Im Gepäck hatten die Helfer aus dem Kreis Euskirchen nicht nur Hefte und Stifte, sondern auch Süßigkeiten. „Die Kinder im Dschungel hatten anfangs Angst vor uns, weil wir so groß sind und sie noch nie zuvor einen Weißen gesehen hatten“, berichtete Winfried Dederichs. Doch die Scheu währte nicht lange, und bald wurde der Chef der Nettersheimer Feuerwehr nur noch „Willi-Uncle“ gerufen. In der Regel seien es Kinder aus sehr armen Familien, die die Kindergärten besuchten.
Wenn nötig, wird auch schon einmal unbürokratisch Hilfe geleistet, die mit den eigentlichen Projekten nichts zu tun hat. „Zum Beispiel bei einer sehr armen Familie, deren Vater gestorben ist. Nun lebt die Mutter mit acht Kindern allein“, so Thomas Schwarzer. Der hauptberufliche Wirtschaftsprüfer absolvierte seinen Zivildienst beim Roten Kreuz und blieb als Freiwilliger bis heute bei der Stange. Für den diesjährigen Einsatz in Sri Lanka nahm er unbezahlten Urlaub.
Besonders gefreut haben sich die beiden über die positive Entwicklung der komplett mit Spenden aus dem Kreis Euskirchen errichteten Krankenstation „Eifel-Dispensary“. Nicht nur, dass sich die Station beim unangemeldeten Besuch der beiden Eifel-Aid-Vertreter in einem Top-Zustand präsentierte. Darüber hinaus hatten die Einheimischen aus eigener Kraft zwischenzeitlich einen Gesundheitsdienst auf die Beine gestellt. Insgesamt 30 Frauen wurden ausgebildet und werden nun präventiv in den Dörfern tätig. Dort klären sie über mögliche gesundheitliche Risiken auf und geben der Bevölkerung Ratschläge, wie sie etwa Infektionskrankheiten vermeiden können.
Zu den persönlichen Highlights gehörten die Begegnungen mit den Einheimischen, so etwa die Einweihungsfeier eines Kindergartens mitten im Dschungel. Dederichs: „Dort gab es, wie das in Sri Lanka üblich ist, schon zum Frühstück scharfes Essen.“ Auf Wunsch einer Schule betätigten sich Dederichs und Schwarzer auch selbst als Köche und tischten den begeisterten Ceylonesen Bratkartoffeln, Spiegeleier und Würstchen auf.
Bei den Projekten setzt Geschäftsführer Rolf Zimmermann auf Nachhaltigkeit. 2005 startete das Rote Kreuz Eifel Aid mit Unterstützung der im Kreis Euskirchen ansässigen Hilfsorganisationen. Zehn Jahre lang soll die Hilfe auf jeden Fall geleistet werden. „Das heißt aber nicht, dass wir danach jegliche Unterstützung einstellen“, so Zimmermann. Oft mangele es an Geld für die selbstverständlichsten Dinge, mitunter fehle aber einfach nur die Idee, etwas zu verändern. In Sri Lanka ist das Rote Kreuz mittlerweile praktisch alleine tätig. Zimmermann: „Es gibt dort kaum noch andere Hilfsorganisationen, die meisten haben sich ein Jahr nach dem Tsunami wieder zurückgezogen. Uns geht es aber um eine langfristige Unterstützung der Menschen.“ Und so war es für Thomas Schwarzer bereits der achte Einsatz vor Ort, für Winfried Dederichs der sechste.
pp/Agentur ProfiPress