Vogelsang - DRK feiert Doppeljubiläum in der Eifel
50 Jahre freiwilliges soziales Jahr und 25 Jahre Altenpflegeausbildung in Euskirchen – Landrat Günter Rosenke: „Jubiläen der Menschlichkeit“ – Buntes Festprogramm im Kulturkino Vogelsang
Schleiden-Vogelsang – Ein Doppeljubiläum wurde am Weltrotkreuztag, gleichzeitig Tag des Endes des Zweiten Weltkrieges im Kulturkino der ehemaligen Ordensburg Vogelsang gefeiert: Die DRK-Schwesternschaft Bonn blickt auf das 50-jährige Bestehen des freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) zurück sowie auf das 25-jährige Bestehen der Altenpflegeausbildung in der Nebenstelle Euskirchen. Mit einem bunten Festprogramm bedankte sich die Schwesternschaft bei ihren Teilnehmern und Schülern, zumeist junge Mädchen und Frauen.
Diese waren gleich busweise an den Platz gekommen, den alle Beteiligten als idealen Veranstaltungsort lobten. Rund 400 Teilnehmer, darunter 200 FSJler und 60 Altenpflegeschüler, zahlreiche Vertreter der kooperierenden Einrichtungen sowie Repräsentanten aus Politik, Kirche und Gesellschaft waren der Einladung gefolgt. Begrüßt wurden sie von Oberin Lioba Brockamp, der Vorstandsvorsitzenden der Bonner Schwesternschaft. Sie betonte, dass die Grundsätze des Roten Kreuzes nicht nur das berufliche Handeln der Schwesternschaft prägen, sondern das gemeinsame Leben. Dazu zählte sie die Nächstenliebe, die Mitmenschlichkeit, die Aufgeschlossenheit für die Probleme anderer und die Freiwilligkeit. „Die Freiwilligen tragen dazu bei, dass die Gesellschaft heute nicht zu sozialen Autisten verkümmert“, sagte die Oberin.
Als „zwei Jubiläen der Menschlichkeit“ bezeichnete Landrat Günter Rosenke den Anlass der Feier. „Das Rote Kreuz hat immer da geholfen, wo menschliche Hilfe am dringlichsten war“, betonte er. Dies gelte in einer alternden Gesellschaft insbesondere auch für die DRK-Schwesternschaft, so der Landrat: „Immer mehr Pflegebedürftige lassen die Nachfrage nach qualifizierten Pflegekräften steigen.“ An die langjährige Leiterin der Euskirchener Altenpflegeschule, Margot Ackermann, gewandt, sagte er: „Wie gut, dass wir Ihnen die Räume im Thomas-Eßer-Berufskolleg für den Aufbau der Schule zur Verfügung gestellt haben.“ Im November 1990 haben die ersten Schüler in Euskirchen ihre Ausbildung begonnen, seitdem wurden dort rund 600 Altenpfleger und Altenpflegerinnen ausgebildet. Aktuell befinden sich über 100 Schüler in der Ausbildung. Dabei kooperiert das Fachseminar mit über 50 Einrichtungen im gesamten Kreis Euskirchen.
Eine Lanze für den Pflegeberuf brach Frauke Hartung, die stellvertretende Oberin der DRK-Schwesternschaft Bonn. „Mehr als 1,1 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland beruflich in der Pflege, das sind deutlich mehr als in der deutschen Autoindustrie“, sagte sie. Trotzdem gebe es 40.000 freie Vollzeitstellen. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, die Zukunft des Pflegeberufes selbstbewusst mitzugestalten und junge Leute dafür zu begeistern.
Lobende Worte hatte der Landrat auch für die FSJler bereit: „Man kann diesen Dienst nicht hoch genug einschätzen.“ Die Freiwilligen hätten ihren Altersgenossen gegenüber ein großes Maß an Lebenserfahrung voraus. Diesen Worten schloss sich auch Schleidens Bürgermeister Udo Meister an: „Die FSJler übernehmen soziale Verantwortung und reifen gleichzeitig in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.“ Seit Jahrzehnten können junge Menschen über die Schwesternschaft ihr FSJ in der Eifelhöhenklinik in Marmagen absolvieren, seit 2010 stehen außerdem an allen Standorten der Nordeifel-Werkstätten FSJ-Plätze für die Arbeit mit behinderten Menschen zur Verfügung.
Die Glückwünsche für den Rotkreuz-Kreisverband Euskirchen überbrachte Vorsitzender Karl Werner Zimmermann. Zwar gebe es unmittelbar nicht viele Berührungspunkte des Kreisverbandes mit der Bonner Schwesternschaft, dennoch würden sich die Wege der beiden Rotkreuz-Organisationen immer wieder kreuzen. So gebe es beispielsweise im Vogelsanger Rotkreuz-Museum eine Ausstellung über die Deutsche Botschaft in Prag, als diese nach dem Mauerfall zum Zufluchtsort für Tausende DDR-Flüchtlinge wurde. Diese seien unter anderem auch von der Bonner Schwesternschaft versorgt worden, so Zimmermann, der außerdem einen kleinen geschichtlichen Exkurs in die unheilvolle Vergangenheit der ehemaligen Ordensburg gab.
Auf unterhaltsame Weise präsentierten derzeitige FSJler ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke aus dem Freiwilligendienst in Form eines Poetry Slams. „Als mitfühlender, engagierter, selbständiger, selbstbewussterer, flexibler, offener, toleranter, verantwortungsvoller, zuverlässiger, motivierter, lebensfroher Mensch gehen wir aus dem Freiwilligendienst heraus und dafür gibt’s jetzt einen fetten Applaus“, schlossen die jungen Leute ihren Vortrag. Der kräftige Beifall wäre ihnen vermutlich auch ohne dezenten Hinweis sicher gewesen.
Zum Abschluss des zweistündigen Festaktes sorgte die Kommunikations- und Humortrainerin Margit Hertlein mit ihrem witzigen Ausflug in die Evolution von Krokodilen und Menschen für Heiterkeit. Mit leichter Hand verband sie Humor, Erfolg im Umgang mit Pflegedürftigen und Autofahrern mit Gehirntheorie und verriet, warum Lachen tatsächlich schlau macht. Auch sie wurde mit einem begeisterten Applaus von der Bühne entlassen. Anschließend stellte das Rotkreuz-Küchenteam wieder einmal seine Leistungskraft unter Beweis und bewirtete mehrere hundert Hungrige an verschiedenen Plätzen im und am Kulturkino. Aktionen, Ausstellungen und Führungen durch das Rotkreuz-Museum rundeten den Tag für die Festgäste ab.
pp/Agentur ProfiPress