vogelsang ip - Ein Museum der Humanität
„Global denken, lokal handeln“: Mit einer Werksausstellung, drei Talkrunden und einer wirklich alle beeindruckenden Performance des Jugendrotkreuzes öffnete das „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für humanitäres Völker- und Menschenrecht“ am Dienstgabend seine Tore.
vogelsang ip – Deutschlands 16. Rotkreuzmuseum wurde Dienstagabend an einem denkwürdigen Ort feierlich mit einer Werksausstellung eröffnet. Es wurde in einem ehemaligen Kameradschaftshaus der NS-Ordensburg Vogelsang eingerichtet, und damit an einem Ort, an dem im Dritten Reich Rassenhass und Menschenverachtung gelehrt wurde.
Die unter die Haut gehende Eröffnungszeremonie machte vor allem eins deutlich: Dieses Museum der Humanität, und das macht es zu etwas ganz besonderem in der internationalen Landschaft der Rotkreuzmuseen, ist die Antwort auf Totalitarismus, Kriegshetzerei und Menschenverachtung schlechthin. Es verkörpert die Philosophie der gelebten Menschenrechte. Die Exponate verstehen sich eher als Transportmittel für die dahinter stehende Idee, die zeitlos ist.
Kinder und Jugendliche des Jugendrotkreuzes trugen während dieser Eröffnungszeremonie Symbole und internationale Grundsätze wie Menschlichkeit, Vielfalt und Neutralität auf Tafeln herein, während auf einer Leinwand Bilder von Verwundeten, Vertriebenen, Hungernden und Eingesperrten gezeigt wurden, denen gerade konkrete Mitmenschlichkeit durch Angehörige des Roten Kreuzes widerfährt.
„Wir helfen“, das ist Quintessenz
„Wir helfen“ stand auf der Tafel, die ein Kind hereintrug. Und alle verstanden, worum es hier geht im „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“.
„Es geht um Menschlichkeit, das ist die Quintessenz dieses Museums und aller 188 internationalen und nationalen Rotkreuz-Gesellschaften“, sagte Rechtsanwalt Christian Lentföhr, der Konventionsbeauftragte des Rotkreuz-Landesverbandes Nordrhein. Albert Moritz von vogelsang ip: „Ein besseres Bild der Humanität, einen krasseren Gegensatz zu dem, was die Nazis hier gelehrt haben, kann es nicht geben. Diese bunte Vielfalt der Humanität ist die Philosophie, die von diesem Ort in Zukunft ausgehen muss.“
Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier stand Rolf Zimmermann, der Ideen- und Impulsgeber für das neue „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“, sowie der Motor einer schnellen und konsequenten Realisierung. Der 59-jährige Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen ist von Jugend auf in der und für die Rotkreuzbewegung aktiv, die längste Zeit davon ehrenamtlich.
Zu Eröffnung sagte er in einer der von dem Journalisten und Diakon Manfred Lang moderierten drei Talkrunden: „Im Rotkreuzmuseum vogelsang ip kann man als Rotkreuzler erfahren, dass man in einem großen weltweiten Rahmen steht, dass man kein einsamer Tropfen im Meer ist, sondern dass es noch 97 Millionen anderer solcher Tropfen auf der Welt gibt . . .“
Lang drückte es so aus: „Hier können nicht nur Rotkreuzangehörige, sie vielleicht auf besondere Weise, aber hier kann auch jeder andere sich neu positionieren und einordnen in einer Welt, in der er wichtig ist und humanitär reagieren und handeln kann, egal an welchen Platz das Leben ihn gestellt hat.“ Auch Landrats-Stellvertreter Manfred Poth, VR-Bank-Nordeifel-Vorstand Wolfgang Merten und Kreissparkassen-Vorstand Udo Becker outeten sich bei der Eröffnung des neuen Rotkreuzmuseums in Vogelsang als Anhänger globalen Denkens und lokalen Handelns.
Werte haben, Werte leben
Sie betonten den humanitären Bildungsanspruch des neuen Museums. Becker und Merten versicherten, dass ihre Institute und ihre Repräsentanten mitten unter den Menschen der Region lebten und arbeiteten – und dass sie „ganz selbstverständlich“ hohe ethische und moralische Ansprüche an ihre Arbeit stellen. Ökonomie und Werte schlössen sich nicht aus, sondern bedingten einander in einer für beide Seiten fairen und gerechten Kaufmannschaft.
In mehreren Talkrunden nahmen während der Eröffnungsfeier Experten zum neuen Rotkreuzmuseum vogelsang ip Stellung. Den Auftakt machten Günter Neuses, der Landesgeschäftsführer des Rotkreuz-Landesverbandes Nordrhein, Prof. Dr. Rainer Schlösser, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft deutscher Rotkreuzmuseen, der Journalist Manfred Lang und Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann.
In Talkrunde 2 ging es um Geschichte und die Lehren, die man daraus zieht, um Wirtschaft und Werte, und um Menschlichkeit - global und lokal an jedem einzelnen Ort dieser Welt: Es diskutierten Rechtsanwalt Christian Lentföhr, der Konventionsbeauftrage des Rotkreuz-Landesverbandes Nordrhein, VR-Bank-Nordeifel-Vorstandsmitglied Wolfgang Merten, Kreissparkassen-Vorstandsvorsitzender Udo Becker und Rotkreuz-Kreisvorsitzender Erwin Doppelfeld.
„Das Beste für die Menschen daraus machen“
Vogelsang ip und seine Zukunft diskutierten in der dritten und letzten Talkrunde Albert Moritz (vogelsang ip), Schleidens Bürgermeister Ralf Hergarten, Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann, Thomas Fischer-Reinbach, der Geschäftsführer der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang (SEV), und Manfred Poth, der allgemeine Vertreter des Landrats, der sich, um es mit den Worten des Moderators zu sagen, „von Beginn der Konversion Vogelsangs an darum kümmert, dass aus dem für die Eifel ungeliebten Erbe doch das Beste für die Menschen gemacht wird“.
Rolf Zimmermann sagte in dieser Runde: „Jeder empfindet Vogelsang zunächst anders, aber wer wirklich hier ankommt, empfindet Vogelsang als Familie“. Am Schluss der Eröffnungsfeier gab der lebenslang im Roten Kreuz engagierte Euskirchener bekannt, dass er im Jahr 2012 50.000 Euro eigene Mittel für die anstehenden dringendsten Sanierungs- und Reparaturarbeiten am früheren Kameradschaftshaus 10 aufwenden wolle.
Es gab noch mehrere finanzielle Überraschungen am Rande: Sowohl Vorstandsmitglied Wolfgang Merten (VR-Bank Nordeifel) als auch Landrat Günter Rosenke und Udo Becker (Kreissparkasse Euskirchen) brachten Couverts bzw. einen symbolischen Scheck der KSK-Bürgerstiftung über 10.000 Euro für die Förderung des neuen Museums mit. Insgesamt werden für Kauf, Dachsanierung und Reparaturarbeiten am neuen Museum im ersten Schritt 150.000 Euro gebraucht, mittelfristig insgesamt 250.000.
Selbstbestimmung für Rotkreuzler finden
Rolf Zimmermann sagte speziell zu den aus zahlreichen benachbarten Rotkreuz-Kreisverbänden angereisten Eröffnungsgästen: „Das Rote Kreuz ist mehr, als die meisten denken, es besteht aus drei unterschiedlichen Facetten, nämlich Hilfsorganisation, Wohlfahrt und Jugendorganisation, deswegen soll sich jeder Rotkreuzler auch in diesem Museum wiedererkennen und stolz sein, für was er täglich leistet – vor allem ein Ansporn für die Ehrenamtlichen, denn es ist nicht leicht, das Geld von der Straße aufzuheben und dann noch dafür zu arbeiten.“
In der emotionalen Filmsequenz am Anfang des Festaktes wurde den Anwesenden eine Fotocollage mit Kriegsszenen, elend hungernden, traurigen und verwahrlosten Menschen gezeigt, und mitten hinein wurde Perikles zitiert, wie er schon vor 2.500 Jahren den Menschheitstraum von einer besseren Welt, einer Welt ohne Krieg und Hass, artikuliert hatte. Als Hintergrundbild dieser Rede wurde eine Fackel vom berühmten Fackellauf von Solferino gezeigt, auf dessen Schlachtfeld Henry Dunant vor 152 Jahren den Impuls zur Gründung des Roten Kreuzes bekam.
Landrat Günter Rosenke sagte in seiner kurzen Eröffnungsrede: „Die Anlage hier oben in Vogelsang ist ein Beispiel dafür, dass Menschen in der Lage sein können, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Aus diesem Grund bin ich begeistert von der Idee, ein Museum zu errichten um den Menschen ihre Arbeit am Menschen in der Geschichte klar zu machen. Darum bedanke ich mich für das Engagement der ehrenamtlichen Rotkreuzler, die maßgeblich durch ihre eigene Schaffenskraft dazu beigetragen haben, die Räumlichkeiten für die Ausstellung herzurichten.“
Zum Ausklang des Abends gab es im Foyer des Rotkreuzmuseums noch die Möglichkeit bei lecker hergerichteten Häppchen noch über das eine oder andere Thema zu plaudern.
pp/Agentur ProfiPress