Weilerswist - Elf kleine Kindergärten...
Haus-in-Haus-System macht aus dem vermeintlichen Großkindergarten Weilerswist-Süd mehrere kleinere und übersichtliche Einheiten – Ab dem 1. August werden dort 160 Kinder von 26 Frauen und Männern betreut und versorgt – Einweihungsfeierlichkeiten mit Hunderten Eltern, Offiziellen und Rotkreuzlern - Kinder führten „Die kleine Raupe Nimmersatt“ auf – Architekt Bolliger erklärt Haus-in-Haus-Konzept
Weilerswist - Von wegen „Mammut-Kindergarten“, „XXL-Kindergarten“ und „Mega-Kita“, mit denen die Kindertagesstätte Weilerswist-Süd des Roten Kreuzes im gleichnamigen Neubaugebiet im Vorfeld ihrer Eröffnung bereits betitelt worden war. Im Grunde genommen handelt es sich um eine ganze Reihe einzelner kleiner Kindergärten, die Architekt André Bolliger zu einem planerisch sinnvollen Symbiose zusammengeführt hat.
Am Samstag wurde die neue Einrichtung im Neubaugebiet Weilerswist-Süd feierlich eingeweiht. Vertreter des Trägers, dem Roten Kreuz im Kreis Euskirchen sowie von Gemeindeverwaltung und Kreis erklärten das Konzept in lockeren Podiumsgesprächen. Und sie beleuchteten auch die künftige Entwicklung.
Bürgermeister Peter Schlösser sagte im Interview dem Rotkreuz-Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter Manfred Lang, man rechne bei weiteren Ausbauphasen des Neubaugebietes Weilerswist-Süd mit bis zu 450 Kindern im kindergartenfähigen Alter. „Eine echte Herausforderungen“, so Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker, die man annehmen werde. Zur Lösung könne nicht nur der neue Kindergarten beitragen, sondern auch die anderen Rotkreuz-Kindertagesstätte an der Bahnhofsallee, in Groß-Vernich und in Müggenhausen.
Eines Tages, so der Tenor der Podiumsdiskussion zur Eröffnung, werde auch in Weilerswist wieder die „Normalität der demographischen Entwicklung“ eintreten und die Kinderzahlen rückläufig werden. Zurzeit jedenfalls herrscht dank der vielen Zuzüge junger Familien mit Kindern an der Swist ein regelrechter Babyboom. Rotkreuz-Vorsitzender Erwin Doppelfeld: „Wir müssen als einer der größten Kindergartenträger im Kreis Euskirchen ein echtes Paradoxon kompensieren. Denn in der Eifel werden die Kindergärten allmählich leerer . . . Und in Weilerswist müssen wir vor lauter Kindern improvisieren und zusätzliche Module aufstellen.“
Zurzeit 75 Kinder, darunter
50 unter Dreijährige
Bereits heute besuchen 75 Kinder die neue Kindertagesstätte, darunter 50 unter Dreijährige. Ab August steigt die Zahl der Gruppen von sechs auf elf mit 160 Kindern, darunter 75 unter Dreijährige. Leiterin Heike Iven stehen dann 26 Kolleginnen und Kollegen nebst Köchin für die Verpflegung und Kinderkrankenschwester für die Betreuung und Beköstigung zur Verfügung.
Pfarrer Michael Eschweiler, Diakon Hermann-Josef Mahlkemper und die evangelische Pfarrerin Renate Kalteis segneten die neue Einrichtung ein. Die drei wurden von Kita-Leiterin Heike Iven bereits einige Tage zuvor durch das Gebäude geführt. „Leckomio, hat sich das alles verändert“, staunte Pfarrer Eschweiler, der früher selbst einen kirchlichen Kindergarten mit gebaut hatte: „Heute wird alles aus Sicht der Kinder konzipiert – und das ist auch richtig so.“
Es war richtig viel los im und um den neuen Kindergarten. Einer der Höhepunkte war die musikalische Theateraufführung des Kinderbuchklassikers „Die kleine Raupe Nimmersatt“ auf der Bühne im Mehrzweckraum. Das Stück hatten die Gruppenkinder, die sich als Obst, Raupe und Schmetterling verkleidet hatten, zuvor einstudiert.
In den Fluren grüßte die berühmte Raupe die Besucher mehrfach von der Decke. Denn dort hing sie in Form grüner und roter Lampions.
Wer allerdings vor der Tür des Mehrzweckraumes stand, im dem sich die Eröffnungsfeierlichkeiten abspielten, bekam nicht viel mit – auch akustisch nicht. Dies lag an der speziellen Bauweise, die Architekt André Bolliger später in einer Talkrunde erklärte. In enger Zusammenarbeit mit Heike Iven hat er ein Haus-in-Haus-Konzept erarbeitet. Im zentralen Bereich des Hauses sind geräuschgedämpfter Mehrzweckraum, Küche, Leiterinnenbüro, Personalraum, und Abstellraum untergebracht.
„Zum neuen Kindergartenjahr wird das Provisorium, das die Kinder vor Fertigstellung des Neubaus beherbergt hat, wieder in Betrieb genommen“, erklärte Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Kreis-DRK, in seiner Ansprache. „Die Gruppenräume bestehen aus einzelnen schallisolierten Kapseln“, so Architekt Bolliger. Dennoch stünden die Räume in Beziehung zu denen der Nachbargruppen.
In NRW gebe es nur eine einzige ähnlich große Kita mit zehn Gruppen, so Bolliger. Die meiste Zeit bleiben die Gruppen für sich alleine, um die Kinder nicht zu überfordern, erläuterte Heike Iven: „Aber es gibt auch Flur- und Gartenzeiten, in denen die Kinder zusammenwachsen.“
Landrat, Bürgermeister und
Elternvertreter im Gespräch
In zwei Talkrunden befragte Manfred Lang Landrat Günter Rosenke, den Rotkreuz-Kreisvorsitzenden Erwin Doppelfeld, KiTa-Leiterin Heike Iven, Architekt André Bolliger, den Kreisjugendamtsleiter Erdmann Bierdel, Bürgermeister Peter Schlösser, Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker und den Elternbeiratssprecher Thorben Thölke zum demografischen Wandel, dem pädagogischen und architektonischen Konzept der Einrichtung und den Herausforderungen einer so großen Kita.
Rosenke forderte die Eltern sogleich auf, etwas für die Bevölkerung im Kreis Euskirchen zu tun: „Das schönste Spielzeug für ein Kind ist ein anderes Kind. Liebe Eltern, ein Geschwisterkind ist gut für die Entwicklung ihres Kindes...“
Zur Einweihung wurde die Kita gleich mit mehreren Spenden bedacht.Christa Kayser und Udo Küppers vom „Freundeskreis Weilerswist-Süd“ und der Partnerschaftsgesellschaft Weilerswist überreichten einen Scheck über 300 Euro und eine Kiste voller Spielzeug. Heinz Henz, der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Euskirchen, schenkte der Kita eine Kiste voller Instrumente. Architekt Bolliger und die Investoren Ruth und Bert Nolden, Anne und Dr. Peter Rode sowie Helga und Dr. Norbert Golz spendeten schließlich 2000 Euro für eine Zwischentür im Mehrzweckraum.
Abgerundet wurde der Eröffnungstag durch das Theaterstück „Das kleine Ich bin ich“, das die Kinder einstudiert hatten, die Musikgruppe „Kölsch á la Carte“ und reichlich Gutes vom Grill.
pp/Agentur ProfiPress