Zülpich - „Das Rote Kreuz verbindet Menschen . . .“
. . . und das in mehrfacher Hinsicht – Bewegender und kurzweiliger Festakt zum 100jährigen Bestehen des Rotkreuz-Ortsvereins Zülpich – Festreden und Talkrunden – DRK-Vizepräsident Dr. Volkmar Schön zu Gast – Blutspender und verdiente Mitglieder geehrt – Hohe und höchste Auszeichnungen für Thomas Heinen, Dr. Ioan-Teodor Marcea und Ernst-Georg Fiege
Zülpich – Mit einem rundum gelungenen und dazu auch noch kurzweiligen Festkommers beging der Rotkreuz-Stadtverband Zülpich am Samstagabend im Forum sein 100jähriges Bestehen. Ranghöchster Ehrengast war unbestritten Dr. Volkmar Schön, der Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes. Er kennt Lothar Henrich, den Vorsitzenden des römerstädtischen Jubiläums-Verbandes, und dessen Ehefrau Ilse schon seit Jahrzehnten.
Lothar Henrich war es auch, der den Festabend im „Forum“ mit dem Ruf „Tutti fratelli“ („Wir sind alle Brüder“) eröffnete in Erinnerung an die Schlacht von Solferino, 1859, bei der Rotkreuz-Gründer Henry Dunant die humanitäre Idee einer neutralen Organisation hatte, die sich um die Verletzten und Verwundeten aller Nationen kümmern sollte.
Henrich konnte einige Hundert geladene Gäste begrüßen. Das waren größtenteils Angehörige des Roten Kreuzes und anderer Hilfs- und Einsatzorganisationen wie Polizei, Feuerwehr, MHD, THW usw. Aber auch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Römerstadt und des Kreises Euskirchen waren reichlich vertreten, allen voran durch Landrat Günter Rosenke, den Schirmherrn des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, und Zülpichs Bürgermeister Albert Bergmann, der selbst stellvertretender Vorsitzender des Rotkreuz-Ortsvereins Zülpich ist.
Schon als Junge im
Jugendrotkreuz
Hauptredner war Dr. Volkmar Schön, der dem 171 aktive und 830 Fördermitglieder starken Ortsverein die Glückwünsche des Rotkreuz-Generalsekretariates Berlin überbrachte. Der Mann, der wie Lothar Henrich schon als Junge beim Jugendrotkreuz anfing und sich langsam, aber zielstrebig an immer größer werdende Aufgaben herantraute, verstand es dabei, Rotkreuzeinsätze in Kriegs- und Krisengebieten der ganzen Welt und die Arbeit der Rotkreuzler vor Ort in Zülpich und Umgebung in Verbindung zu bringen.
„Wir müssen immer und überall unsere Arbeit tun, wo sie notwendig ist“, sagte Schön, und bezeichnete seine Zuhörer und sich als Angehörige einer weltweiten Rotkreuz-Familie. Es sei an der Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes die inneren und tatsächlichen Häuser zu verlassen und auf die Menschen zuzugehen, sagte Schön, der auch daran erinnerte, das bereits über 20 Angehörige der syrischen Rothalbmond-Gesellschaft im aktuellen Bürgerkrieg umgekommen sind. „Weil sie neutral sind, hält man sie willkürlich für Partei, je nach Blickwinkel“, berichtete Schön der Festversammlung: „In Syrien sind inzwischen bis zu hundert zum Teil rivalisierende Gruppen an den bewaffneten Auseinandersetzungen beteiligt“. Aber auch, wo die Lage keineswegs klar sei, müsse und wolle das Rote Kreuz ohne Ansehen der Person, der Religion und Rasse oder der Frage, wer recht oder unrecht hat, helfen.
Volkmar Schön rief den Zülpicher Rotkreuzlern zu: „Auch wer in Deutschland seinen Rotkreuz-Dienst tut, stärkt die internationale Rotkreuz-Gemeinschaft.“ Das Rote Kreuz in Zülpich sei seit 100 Jahren ganz nahe an den Menschen, ihren Sorgen, Nöten und Bedürfnissen dran, so der Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes.
Unkompliziert, aber gut
untereinander vernetzt
Das bestätigte sich in drei Talkrunden mit Rotkreuz-Insidern, Angehörigen anderer Hilfs- und Einsatzorganisationen sowie Vertretern der Zülpicher Vereinswelt und Bürgerschaft. Dabei zeichnete sich ein Bild des Roten Kreuzes ab, das durch großen Zusammenhalt und die Solidarität vieler gesellschaftlicher und karitativer Kräfte in der Römerstadt geprägt ist.
Besonders in den Gesprächen, die der Moderator und Rotkreuzler Manfred Lang mit Rotkreuz-Gemeinschaftsleiter Thomas Heinen, Stadt-„Sheriff“ Harry Kleist (Bezirksdienst der Polizei), Manfred Riediger von den Zentralpolizeitechnischen Diensten in Brühl sowie mit Joachim Jordan, dem Leiter der Feuerwehr der Stadt Zülpich, führte, wurde der große Zusammenhalt und der unkomplizierte, aber hohe Organisationsgrad der Dienste in Zülpich deutlich.
Thomas Empt von der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Mülheim-Wichterich, Gregor Schmitz, der Vizepräsident der Karnevalsgesellschaft „Zoelleche Oellege“, und Dr. Gerd-Rüdiger Wasmuth, der Vorsitzende des 1200 Mitglieder starken TUS Chlodwig Zülpich, berichteten im Gespräch mit Thomas Heinen vom guten Innenverhältnis der Zülpicher Vereine untereinander.
Und sie berichteten von der Unterstützung des Roten Kreuzes durch spezielle vorbild- und interessengruppengesteuerte Aufrufe zu Gemeinschaftsblutspenden. So gibt es in der Römerstadt längst kollektive Termine, bei denen Schützen, Karnevalisten oder, wie unlängst, Fußballer zur Blutspende gehen.
In der ersten Talkrunde mit Manfred Lang legten Rotkreuz-Ortsvereinsvorsitzender Lothar Henrich, Kreis-DRK-Chef Erwin Doppelfeld und DRK-Vizepräsident Dr. Volkmar Schön eindrucksvoll Zeugnis ab für die Sinnhaftigkeit des Einsatzes im und für das Rote Kreuz. Wobei Doppelfeld und Schön neben der hohen humanitären Funktion des Roten Kreuzes für Dritte auch die Vorzüge für die Rotkreuzler selbst herausstellten.
Schön: „Das sind in dem Sinne keine Leute, die Freizeit opfern, wie das immer leichtfertig gesagt wird. Das sind Leute, die das gerne tun. Und was mich betrifft, habe ich eine Menge von dem, was ich heute kann, beim und durch das Rote Kreuz gelernt!“
Ethnische Unterschiede
spielen keine Rolle
Lothar Henrich und Erwin Doppelfeld unterstrichen in dem Zusammenhang auch die hohe integrative Kraft des Roten Kreuzes, in dem unterschiedliche ethnische Zugehörigkeit und Migrationshintergründe keine Rolle spielten. „Im Roten Kreuz ist das entscheidend, was Menschen miteinander verbindet, nicht, was sie entzweit“, so der Kreisvorsitzende Doppelfeld.
Landrat Günter Rosenke und Bürgermeister Albert Bergmann nutzten ihre Laudationes nicht nur, um ihren Stolz auf 100 Jahre Rotes Kreuz in Zülpich zum Ausdruck zu bringen. Schirmherr Rosenke berichtete auch von der europaweiten Ausschreibung des Rettungsdienstes, was EU-Vorschrift sei und möglicherweise unseriöse Konkurrenz mit Dumpingpreisen auf den „Markt“ locken könnte. Die Zukunft werde schwieriger, so der Tenor Rosenkes.
Albert Bergmann brach eine Lanze für die nach wie vor ausgeprägte Ehrenamtlichkeit in der Zülpicher Bürgerschaft. Organisationen wie das Rote Kreuz besäßen die Eigenschaft, Menschen zusammenzubringen, die sich sonst vielleicht nicht begegnen würden. „Das Rote Kreuz ist grenz- und generationenübergreifend“, so Albert Bergmann, und er sei stolz, ihm anzugehören.
Bei den abschließenden Ehrungen verdienter Rotkreuz-Leute und bewährter Blutspender gab es bei den drei höchsten Meriten überraschte Gesichter. Das galt für den langjährigen Vorsitzenden Dr. Ioan-Teodor Marcea wie für seinen ebenso langjährigen Schatzmeister Ernst-Georg Fiege, denen Ortsvereinsvorsitzender Lothar Henrich die Verdienstmedaille des Rotkreuz-Landesverbandes Nordrhein ans Revers heftete.
Am verdutztesten aber war der Zülpicher Rotkreuz-Gemeinschaftsleiter Thomas Heinen, einer der Hauptorganisatoren des Jubiläums und die Integrationsfigur im römerstädtischen Rotkreuz-Verband überhaupt. Er bekam von Dr. Volkmar Schön den Verdienstorden des Roten Kreuzes verliehen. Der Applaus im Saal war riesig, dann reihten sich die Kameradinnen und Kameraden zu einer Schlange, um Thomas Heinen zu drücken und ihm zu gratulieren.
Beim Festkommers im „Forum“ zu Gruppenführern ernannt wurden Gaby Schleiermacher und Christian Böser. Josef Trimborn wurde für 50 Jahre, Dr. Heiner Schierbaum für 35 Jahre sowie Alexandra und Michael Offermann und Thorsten Mette für 25 Jahre aktive Dienstjahre im Roten Kreuz der Römerstadt ausgezeichnet.
Werner Eichler und Andreas Tschauner
spendeten zusammen 275mal Blut
Patrick Dost, Wilhelm Derks und Ralf Breuer bekamen Urkunden über 20 Jahre aktiven Dienst, Krystina Raabe und Christian Böser für zehn und Petrit Rasid, Manfred Monnig, Oliver Märzke und Marion Krämer für fünf Jahre aktiven Dienst.
Für 25 Blutspenden geehrt wurden Katharina Bollig, Silke Eversheim, Ulf Hürtgen, Albert Rademacher, Norbert Weindorf, Karin Zingsheim und Harry Kleist. Bereits 50mal zur Ader gelassen wurden Jutta Bartscherer, Hildegard Klinkhammer, Manfred Koch, Gertrud Mohr und Konrad Stüsser. 75mal zur Blutspende gingen bislang Gisela Barkmann, Wolfgang Esser, Michael Frings, Heiko Kusserow und Margitta Mattausch.
Auf je einhundert Blutspenden zurückblicken konnten am Samstagabend Willi Fischer, Albrecht Hees, Wilfried Krings, Hans-Peter Lohmar, Hans-Jürgen Meier, Edmund Thielens und Rudi Opgenorth. 125 mal gespendet hat Andreas Tschauner und auf 150 Spenden bringt es Werner Eichler.
pp/Agentur ProfiPress