Zülpich - "Tagesmutter“ mit und ohne Bart"
14 Frauen und Männer absolvierten erfolgreich DRK-Qualifizierungsmaßnahme – Neuer Kurs startet im September – Infoveranstaltung:am Mittwoch, 19. September, im Zülpicher Rotkreuzhaus, Industriestraße 12a, 19.30 bis 21 Uhr
Zülpich/Kreis Euskirchen - Der Bedarf an Tagesmüttern steigt, weil in immer mehr Familien beide Elternteile berufstätig sind. Fürs Kind soll während der Arbeitszeiten aber auch gut gesorgt sein. Deshalb entscheiden sich viele für die persönliche Betreuung ihres Nachwuchses. Qualifiziertes Personal ist gefragt.
Die Familienbildung des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen hat wieder erfolgreich ausgebildet: 14 Frauen und Männer bekamen nun im Zülpicher Rotkreuzzentrum die Zertifikate überreicht. Einige von ihnen haben schon lange davon geträumt, den Schritt in den sozialen Beruf zu wagen.
„Das sind alles neue Tagespflegemamas und -papas für den Kreis Euskirchen“, freut sich Sabine Heines. Die Dozentin der Qualifizierungsmaßnahme des Roten Kreuzes ist mächtig stolz auf ihre Absolventen.
Insgesamt 160 Stunden haben die Teilnehmer der Qualifizierungsmaßnahme in den vergangenen Wochen zusammengesessen und gelernt. Eine zusätzliche Voraussetzung, um auch die praktische Arbeit kennenzulernen waren Praktika, die entweder bei Tagesmüttern oder in Kindergärten, absolviert werden mussten.
Alles rund ums Kind
Im Kurs lernt man alles rund ums Kind: von der Entwicklung des Kindes, psychisch wie motorisch, aber auch rechtliche Grundlagen, die man bei der selbständigen Tätigkeit braucht. Denn um die Kinder optimal zu fördern sind die Eltern sehr wichtig. Die Teilnehmer lernen was eine „Erziehungspartnerschaft“ beinhaltet und wie Tagesmütter und –Väter optimal mit den Eltern zusammenarbeiten. Im November hatte der Kurs der Absolventen angefangen.
Bevor die Inhaber der Zertifikate starten dürfen, bedarf es aber noch einer Überprüfung im Auftrag des Kreisjugendamtes durch den Kinderschutzbund, der für die Vermittlung und Beratung von Tagesmüttern und Eltern im Kreis Euskirchen zuständig ist. Hierbei wird genau geschaut, ob die vorhandenen Räumlichkeiten eine angemessene Größe haben und kindersicher gestaltet sind.
Die Tagespflege ist meist für die Kleinsten gefragt. „Wenn die Eltern ihr Kind schon mit drei Monaten in die Tagespflege geben, kommt dies einer häuslichen und familiären Betreuung schon sehr nah“, erläutert Heines.
Das Betreuungsverhältnis endet in der Regel mit dem Eintritt in den Kindergarten. „Tagespflege ist aber auch Randzeitenbetreuung“, so Heines. Das heißt, wer mit den normalen Kindergartenzeiten nicht auskommt, weil er zum Beispiel im Schicht-Dienst oder im Einzelhandel arbeitet, darf auch ältere Sprösslinge in die Aufsicht einer Tagesmutter oder Tagesvater geben.
Die Motivation, einen solchen Kurs zu absolvieren ist so unterschiedlich und bunt wie die Teilnehmer, sagt Heines: „Einige streben das Zertifikat an, weil sie selber kleine Kinder haben und noch Fremde dazu nehmen wollen. Andere, weil sie festgestellt haben, das macht super viel Spaß, Kinder in einem wichtigen Abschnitt des Lebens zu begleiten. Manche wollen auch einfach die arbeitenden Eltern unterstützen, weil sie wissen, wie schwierig es ist, als Familie alles unter einen Hut zu bekommen.“ Zudem sei es eine gute Möglichkeit für Quereinsteiger, in einen sozialen Beruf einzusteigen.
Manche machen mit der Tagesmutter-Qualifizierung einen langgehegten Traum war – wie die junge Mutter Sonia Kurbaga. Die Einzelhandelskauffrau ist eine Quereinsteigerin. Sie habe schon immer eine Erzieherinnen-Ausbildung machen wollen, berichtet sie. Jetzt hat sie die Elternzeit als Chance genutzt, um das Zertifikat zu erlangen.
„Hätte ich das gewusst, hätte ich das schon viel früher gemacht. Das war bis jetzt die beste und definitiv die richtige Entscheidung“, sagt Kurbaga freudestrahlend.
Tagespflegepersonen seien jedenfalls gefragt, weiß Heines: „Weil viele die häusliche Umgebung und kleine Gruppen für die Kleinsten dem Kindergarten vorziehen.“
Männliche „Tagesmütter“ sind inzwischen auf dem Vormarsch. „In den meisten Fällen wird nach einer Tagesmutter gesucht“, berichtet Teilnehmer der DRK-Qualifizierungsmaßnahme Markus Helmsen. Er bricht eine Lanze für die Väter.
Helmsen hat sein Tagespflege-Motto passend zur Optik ausgesucht: „Tagesmutter mit Bart“ lautet es. Seinen jüngsten Sohn wolle er im Alter von drei Monaten gleich mit in seine Kindergruppe aufnehmen, sobald seine Frau wieder arbeiten geht.
Obwohl viel Freude über das erreichte Ziel an diesem Tag in den Gesichtern zu lesen ist, ist auch ein bisschen Wehmut im Raum zu spüren.
Auch Heines stellt fest: „Es ist immer traurig, wenn alle auseinander gehen. Es ist immer sehr schön.“ Die Teilnehmer wachsen zu einer schönen Gruppe zusammen und ich hoffe immer, dass die geknüpften Kontakte bestehen bleiben.“ Es wäre toll, wenn sie sich bei Fragen, schwierigen oder stressigen Situationen im Berufsalltag, gegenseitig unterstützen, austauschen und reflektieren können. Außerdem ist es schön zu hören, dass Gelerntes, auch im privaten Familienleben angewandt wird, so Heines.
Wer auch den Weg der Qualifizierung zur Tagespflegeperson gehen möchte: Das DRK bietet im Herbst einen neuen Kurs an. Dazu wird ein Infoabend angeboten: Am Mittwoch, 19. September, im Zülpicher Rotkreuzhaus, Industriestraße 12a, von 19.30 bis 21 Uhr.
Der Kurs startet am 31. Oktober und beinhaltet 16 Treffen, mittwochs und samstags, bis zum 13. Februar 2019. Informationen und Anmeldung gerne unter 02251/791 184.
pp/Agentur ProfiPress