Zülpich - Wenn der Letzte geht, ist die Hilfe weg
Neujahrsempfang beim Rotkreuz-Ortsverein Zülpich – Jahresbericht 2015: 584 Liter Blut gespendet, Einsatz für Flüchtlingshilfe, Leere im Materiallager – Neue Helfer fürs Rotkreuz-Team gesucht – Blutspender und Helfer geehrt
Zülpich - Notunterkünfte für Flüchtlinge wurden aufgebaut und betrieben, Menschen nach Bombenfunden in Zülpich und Köln evakuiert, der Flugzeugabsturz bei Bergheim hielt die Einsatzkräfte tagelang in Atem und „zwischendurch“ wurden bei Blutspende-Terminen insgesamt 584 Liter Blut gesammelt. Es war ein bewegtes Jahr 2015 für den Rotkreuz-Ortsverein Zülpich.
Rund 130 Rotkreuzler, ehrenamtliche Helfer und Blutspender kamen zum Neujahrsempfang am Lago Beach in Zülpich zusammen. In seinem Grußwort betonte Karl-Werner Zimmermann, Vorsitzender im Kreisvorstand des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen: „Wir können stolz sein auf das, was wir 2015 geleistet haben und wir können davon ausgehen, dass wir auch 2016 gefordert sind.“
Lothar Henrich, Vorsitzender des Rotkreuz-Ortsvereins Zülpich, erinnerte sich, dass vor einem Jahr noch das Thema Ebola hochaktuell war, als einige Rotkreuzler gerade aus den Einsatzgebieten zurückkehrten. „Da war das Thema Flüchtlinge noch ganz weit weg, aber schon im Februar hat es uns eingeholt“, so Henrich. An den Karnevalstagen halfen die Zülpicher Rotkreuzler dabei, die Flüchtlingsunterkunft in Kronenburg aufzubauen und zu betreiben. Es folgten weitere Unterkünfte in Schleiden-Gemünd und in Euskirchen. „Diese Aufgaben sind ganz nah an den Grundsätzen des Roten Kreuzes“, so Karl-Werner Zimmermann.
Bis an die Leistungsgrenzen
Dabei kamen die Rotkreuzler allerdings einige Male an ihre Leistungsgrenzen, sowohl was die Helfer als auch was das Material anging. „Mitte des Jahres war unser Lager leer. Wir hatten keine Betten mehr, keine Matratzen, Decken oder Hygieneartikel. Alles war auf Null gefahren“, erzählte Lothar Henrich.
In einem Jahresbericht blickte Thomas Heinen, Gemeinschaftsleiter im Rotkreuz-Ortsverein Zülpich, auf das vergangene Jahr zurück. So verfügte das Rote Kreuz über 154 aktive Helfer im Einsatzdienst, im Vorstand, im Jugendrotkreuz und in der Seniorengruppe. Die Rotkreuzler aus Zülpich übernahmen im Jahr 2015 insgesamt 37 Sanitäts-Betreuungen (zum Beispiel bei Karnevalszügen, Kirmes oder „Tag der offenen Tür“). An sechs Blutspende-Terminen wurden 1.168 Blutspender gezählt, davon 93 Erstspender.
Einsätze gab es zum Beispiel im Januar bei einem Gefahrgutunfall durch einen umgekippten Tanklastzug auf der B56. Im Februar mussten bei der Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Zülpich am Karnevalssamstag Teile des unteren Stadtgebietes evakuiert werden. Im September hielt außerdem der Flugzeugabsturz in der Nähe von Mechernich-Bergheim die Helfer mit einer Suchaktion nach dem vermissten Piloten in Atem.
Helfende Hände von Jugendlichen und Senioren
Sowohl die Seniorengruppe als auch das Jugendrotkreuz in Zülpich zählen aktuell 19 Mitglieder. Die Senioren sind vor allem bei der Blutspende mit helfenden Händen dabei. Außerdem sorgte die Seniorentanzgruppe unter dem Motto „ErlebnisTanz“ für einen schwungvollen Auftakt des Neujahrsempfangs. Waltraud Michalak leitet die Tanzgruppe der Zülpicher Rotkreuzler: „Bei uns stehen nicht Genauigkeit und Präzision im Vordergrund, sondern die Freude an Tanz und Bewegung.“
Ähnlich wie die Senioren treffen sich auch die Jugendrotkreuzler regelmäßig zur Gruppenstunde. Aktiv unterstützen die jugendlichen Rotkreuzler zum Beispiel die Kinderbetreuung bei der Stadtranderholung, bei Martinszügen und natürlich bei der Blutspende.
„Trotzdem brauchen wir Nachschub in unserem Helfer-Team“, betonte Thomas Heinen. Im Kreis Euskirchen würden rund 95 Prozent der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr durch Ehrenamtler geleistet (etwa bei der Feuerwehr, beim Technischen Hilfswerk, bei den Maltesern und eben auch beim Roten Kreuz). Mehr Menschen für das Ehrenamt zu begeistern, sei für alle Vereine schwierig. Heinen: „Wenn im Karnevalsverein der Letzte geht, ist der Spaß weg. Wenn beim Roten Kreuz der Letzte geht, ist die Hilfe weg.“
Einsatz über die Landesgrenzen hinaus
Wie wichtig die Arbeit des Roten Kreuzes auch über die Landesgrenzen hinaus ist, belegte Lothar Henrich eindrucksvoll in einem Bildervortrag. Gezeigt wurden Fotos aus Syrien, denn dort unterstützt das Deutsche Rote Kreuz den Syrisch Arabischen Roten Halbmond bei der Versorgung von Menschen in Kriegsgebieten.
Die Bilder zeigen, wie Lebensmittelpakete in einem Konvoi aus Handkarren durch die entmilitarisierte Zone transportiert werden. Vorne weg schwenkt ein Mann eine Fahne des Syrisch Arabischen Roten Halbmonds, um die Gruppe von Helfern erkennbar zu machen. Sie bringen Medikamente zu einer Sanitätsstation, kochen in einer Suppenküche warme Mahlzeiten für die Menschen und retten Verletzte aus bombardierten und brennenden Häusern.
Vor diesem Hintergrund kommen die Flüchtlingsströme nach Europa. Kerstin Brandhoff, Leiterin der Stabsstelle „Flüchtlingshilfe“ des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, berichtete daraufhin von der Situation in den Notunterkünften im Kreis Euskirchen. Dort sorgt das Rote Kreuz für die Grundversorgung (also ein Dach über dem Kopf und Verpflegung) sowie eine Tagesstruktur. Außerdem übernimmt es die soziale Betreuung mit Fokus auf dem Deutschunterricht. „Ich habe früher nie mit so einem Elan Englisch gelernt wie diese Leute hier Deutsch lernen“, erzählte Kerstin Brandhoff und fügte hinzu: „Wir haben richtig gute Erfahrungen mit den Gästen in den Notunterkünften gemacht.“
Den Einsatz bei der Flüchtlingsunterbringung lobte auch Zülpichs Bürgermeister und Vorstandsmitglied im Zülpicher Rotkreuz-Ortsverein, Ulf Hürtgen. „Auf das Rote Kreuz war und ist immer Verlass“, betonte er mit Blick auf den guten Draht zwischen dem Roten Kreuz und der Stadt Zülpich. Neben Bürgermeister Ulf Hürtgen waren auch der ehemalige Bürgermeister Albert Bergmann und Josef Carl Rhiem als Ehrenbürgermeister der Stadt Zülpich unter den Gästen des Neujahrsempfangs.
Blutspender und Helfer geehrt
Den feierlichen Anlass nutzten die Rotkreuzler schließlich, um Sonja Skorupa als Gruppenführerin in das Führungsteam des Zülpicher Ortsvereins aufzunehmen. Geehrt wurden außerdem aktive Helfer in Zülpich für lange Dienstjahre. Fünf Jahre dabei sind Carmen Cuvelier, Annette Heinen, Heidi Pfundstein, Bernhard Rücker und Niklas Schneider. Für zehn Jahre geehrt wurden Alexander Heine, Timo Prinz und Hubertine Schmitz. Seit 20 Jahren zu den aktiven Helfern gehören Regina Eversheim, Ursula Meister, Gaby Weinand, Heinrich Weinand, Heike Weinand und Horst Weinand. Zum silbernen Jubiläum nach 25 Jahren brachten es Marcel Fiege, Donata Moers, Hendrik Opgenorth und Gisela Reimann.
Ehrungen standen auch für langjährige Blutspender an. 25 Blutspenden absolviert hatten Cornelia Zimmermann, Elisabeth Orth, Bernd Wagner, Arno Berg, Michaela Rixen-Leszczynski, Michaela Reimann, Hermann Horn und Bernd Kehren. 50 Blutspenden schafften Bruno Kursch und Inge Reiss. 75 Mal Blut spendeten Georg Schmitt und Annetraud Krüger. Das Ehrenzeichen in Gold erhielten Jörg Körtgen, Paul Faßbender und Waltraud Vietoris-Hentscher für je 100 Blutspenden sowie für jeweils 125 Blutspenden Gisela Velte, Walter Tschauner und Bernhard Ommer. „Sie alle gehören zur großen Rotkreuz-Familie dazu“, freute sich Lothar Henrich.
pp/Agentur ProfiPress