Jahresausklang 2024

Julius Esser | Dichter, Autor, Slam Poet

Die Turm-Uhr schlägt 02:30
ich bin wach –
Warum? Das weiß ich,
denn der Grund liegt ziemlich wörtlich,
mit offenen Augen in meinen Armen – und das stört mich.

Doch ist es nicht Geschrei oder Spektakel,
was mich hier um meinen Schlaf bringt.
Nein, du bist völlig ruhig. Atemzug für Atemzug
Nur die Augen weit geöffnet.

Und ich - ich starre nun sein Stunden
in deine Augen, diese runden
kleinen Kugeln eingerahmt - in tiefer Stille.
Versinke ganz im Schwarz deiner Pupille.

Doch Plötzlich - Da ist es wieder!

Es blitzt in deinem Wimpernschlage
eine Frage, die dir in den Augen brennt.
Du würdest fragen völlig ungehemmt,
doch noch fehlen dir die Worte.
Aber ich seh´s ganz deutlich:
Aus deinen Augen klagt es mir entgegen:
Hömma Vatter:
Wat läuft hier eigentlich grade in der Welt.
Dat hatt` ich mir irgendwie anders vorgestellt!
So ist doch keine heile Zeit
Wo ist hier Freiheit und Gerechtigkeit?
Also Entschuldigung ma grade eben,
aber in dieser Welt soll ich mal leben?

Tja… da liegst du nun in meinem Arm
und über deine Frage fang´ ich das Grübeln an.

Sehr gern, würde ich dir was erzählen:
Von einer heilen Welt in der wir leben.
Kindgerecht und federleicht,
das Leben läuft hier sanft und seicht.
Doch simma mal ehrlich… grade läuft´s in unserer Gesellschaft:
So mittel.
Kalte Kriege und Konflikte,
weit weg doch ziemlich nah.
Sorgen oder Ängste,
kommen jetzt und war´n schon da.
Die Menschen streiten oder streiken
Auf den Straßen und bei Zeiten,
lassen ihre Arbeit liegen
in den Firmen und Betrieben.
Nächstenliebe stark verroht
Freiheit ist extremst bedroht
Hetze, Häme harter Hass.
Die Welt sie ist – ein Pulverfass.
Und ja genau, in diese Welt
haben wir dich gerade reingestellt.

Aber…In welche denn auch sonst!
Man kann sich das ja nicht aussuchen.
Wer man ist und wann man ist.
Was man sich hingegen aussuchen könnte:
Wäre – die Welt mitzugestalten
in der man Leben möchte.
Das könnte man…

Und zu deiner Beruhigung kann ich dir sagen:
Das tut man an mancher Stelle auch.
Denn es gibt sie, diese Leute!
Die das Leben noch verstehen
Es als Recht für jeden Menschen
Und als festgeschrieben sehen.

Dass ein jeder, der da lebt
Ob Divers, ob Frau, ob Mann,
ohne Furcht und ohne Ängste,
hier in Freiheit leben kann.

Denn die Freiheit, die wir kennen,
wächst nicht einfach so an Bäumen,
ist ganz schwer nur zu benennen
lässt sich leider nicht erträumen.

Freiheit ist - ACHTUNG SCHWERES WORT - ein Privileg:
Und viel schwerer noch als das,
ist der ziemlich lange Weg,
den die Menschen gehen müssen, um diesen Status Quo zu halten.
Deshalb machen sie all Jenes,
das was sie nur tuen können
und es sind echt viele Dinge,
die kann ich hier kaum benenn´:

Sie machen Kurse und Programme,
bilden weiter, bilden fort.
Sehen Stärken, stützen Schwächen
und das Ganze noch vor Ort.

Persönliche Entfaltung, Recht auf Bildung
und das Individuelle,
das ein jeder sich gehört fühlt,
stehen stets an erster Stelle.

So werden Visionen erdacht und durchgeplant.
Die Ziele und Pläne in ein Bildungswerk gerahmt.

Fachlich wahrlich sachlich aufgestellt.
Um durch Lernen zu erkennen,
dass wahre Freiheit heißt, um es kurz nur zu benennen:
Nicht immer alles so machen zu müssen wie alle anderen.

Dafür setzen sie sich ein,
aus Überzeugung und mit Herz.
Dass ein jeder der es möchte,
die Freiheit hat, sich aus diesem Angebot etwas aussuchen zu können.
Jederzeit!
In der Not – oder einfach so.
Und das ist ein Privileg: Das ist Freiheit,
in einer Welt, die grade - nicht danach aussieht.
Danke dafür!

Die Turmuhr schlägt Punkt 03:00 Uhr.
Du schließt die Augen, mit dem letzten Glockenschlag.
Und ich wünsch dir noch eins:
Träume schön.
Träume von mehr Freiheit.
Freiheit für Gedanken und dein Leben,
denn nur wer FREI ist kann bewegen.
Was in Zukunft für uns Freiheit heißt!?