„Aus Liebe zu den Menschen“
Euskirchen/Mechernich/Zülpich | Emotionale Würdigung von Ilona Raabe (66), der scheidenden langjährigen Bildungsbeauftragten des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen – Ihre Attribute lauteten „authentisch“, „hartnäckig“, „großzügig“ und „gläubig“ – Manchmal ging sie Vorgesetzten auch auf die Nerven, aber das war Teil ihrer Taktik, damit sie bekam, was sie wollte
Euskirchen/Mechernich/Zülpich – „Guten Tag, liebes Glück“, „Mir kann nichts passieren“ oder „Für Frauen ist das kein Problem“: Die Lieder Max Raabes begleiteten seine Namensvetterin Ilona Raabe jetzt auf dem Weg in den so genannten „wohlverdienten“ Ruhestand. Die gelernte Montessori-Erzieherin hat in 25 Jahren Akademie und Familienbildungswerk des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen aufgebaut und perfektioniert.
Jetzt nahm die 66jährige Mutter und Großmutter aus Dürscheven Abschied vom Hauptamt. Zu ihrer Verabschiedung waren viele Weggefährt/inn/en gekommen.
Darunter Robert Korell und Claudia Jardin vom Landesverband, Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker und sein Vorgänger und heutiger Museumsleiter Rolf Zimmermann, Ilona Raabes früherer Azubi und späterer Bereichsleiter Patrick Dost, ihre Nachfolger Heike Iven (Familienbildung) und Daniel Larres (Bildungsakademie) sowie die stellvertretende Rotkreuz-Kreisvorsitzende Edeltraud Engelen, mit der Ilona Raabe ein besonders enges Verhältnis hat.
„Das Rote Kreuz, eine Familie“
Die Rotkreuzkollegen sah sie Zeit ihres Berufslebens als erweiterte Familie an, so Ilona Raabe. Bei der Verabschiedung im Rotkreuzzentrum Euskirchen/Eifel am Euskirchener Kreishaus mit von der Partie waren aber auch ihr Mann Franz-Reinhard, Tochter Krystina und deren Mann Christian Antons, ihr Sohn Alexander und Frau Henni sowie ihre Enkeltöchter.
„Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich Dich vor nunmehr fast 25 Jahren für unsere Familienbildung eingestellt habe“, erzählte Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker: „Damals warst du noch Kursleiterin für verschiedene Eltern-Kind-Kurse und wolltest intensiver in den Bereich einsteigen und letztendlich damals schon die Familienbildung des DRK im Kreis Euskirchen ausbauen.“ Das war am 1. Januar des neuen Jahrtausends.
Die gebürtige Kattowitzerin begann mit 17 Wochenstunden, was sie jedoch rasch zur Vollzeitbeschäftigung ausweitete. Immer neue Bereiche und Kursangebote kamen dazu, so Klöcker: „Die Wörtchen »Nein« oder »Geht nicht« gabs nicht, oft ging Ilona Raabe ihren Vorgesetzten im Roten Kreuz so lange auf die Nerven, bis sie ihr für alles grünes Licht gaben“, so Rolf Klöcker und Rolf Zimmermann sowie Robert Korell.
Letzterer vom Landesverband Nordrhein, Abteilungsleiter Wohlfahrts- und Sozialarbeit, sagte auch: „Wenn alle Dich so schildern und in Erinnerung behalten, dann ist das sicher ein Zeichen dafür, dass es stimmt und dass Du immer authentisch gehandelt hast.“ Ilona Raabe habe nicht zugeschaut, sondern mitgestaltet, so Rolf Klöcker.
„Du hast die Bildungslandschaft im Roten Kreuz im Kreis Euskirchen massiv verändert“, unterstrich der Kreisgeschäftsführer und Syndikus-Anwalt des Roten Kreuzes: „Zunächst gab es nur eine schnuckelige Zweigstelle des Familienbildungswerks des Landesverbandes.“ Schon damals habe Ilona Raabe „sehr viel Herzblut in die Leitung der Eltern-Kind-Kurse gelegt. Die Kinder waren bei dir in besten Händen und haben sich sehr wohl gefühlt. Das kann ich aus Erfahrung sagen, weil auch meine Kinder bei Dir die Krabbelgruppen besucht haben.“
Bildungsakademie gegründet
Als Ilona Raabe schließlich viele Jahre später ein eigenständiges Familienbildungswerk im Rotkreuz-Kreisverband Euskirchen aufgebaut hatte, sei es ihr „schon fast wieder zu langweilig“ geworden, so dass sie mit der Bildungsakademie ein weiteres Bildungswerk an den Start brachte, gefördert von der Bezirksregierung Köln mit den Bereichen Politische Bildung, Kulturelle Bildung, Allgemeine Bildung und Berufliche Qualifizierung.
Klöcker: „Unser Bildungs-Programmheft umfasste im Jahr 2000 noch ein knapp 50-seitiges DIN-A-5-Heft, in dem die Seiten kopiert worden waren. Das muss man sich mal vorstellen. Im Jahr 2024 haben wir eine 150-seitige Broschüre herausgebracht. Quantitativ also nahezu das Dreifache und qualitativ auf höchstem Niveau.“ Dann sagte der Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer: „Liebe Ilona, das hast Du alles erreicht, weil Du bist wie Du bist. Garant für Deinen Erfolg war dabei sicherlich deine Zielstrebigkeit – und Du hast auch nie die Mitbewerber aus den Augen verloren…“
Geholfen hätten ihr ihr Glaube, die spirituelle Beheimatung bei den katholischen Frauen in Dürscheven, ihre Beharrlichkeit und Beständigkeit, ihr Gottvertrauen und ihre Zuversicht, so eine sichtlich von Geschenken und Lobesworten gerührte Ilona Raabe. Humor kam auch nicht zu kurz bei der Verabschiedung: Rolf Klöcker sagte unumwunden: „Du hast manche Kollegen genervt, aber auch das machte Deinen Erfolg aus“. Ihr ehemaliger Azubi Patrick Dost hielt ein Fähnchen hoch, auf dem die kölsche Weisheit stand: „Watt fott ess, ess fott…“
Der spätere Chef von Ilona Raabe war als Jungspund nicht sehr diszipliniert, was gar nicht zu ihrer etwas strengen konservativen Art passte: „Aber – und auch das möchte mal in aller Deutlichkeit sagen – Du hast aus dem Azubi was gemacht. Er hat seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und sich bei uns im Haus bis zum Bereichsleiter hochgearbeitet. Und ich glaube, dass Du einen ganz bedeutenden Anteil an seiner Entwicklung hattest und bin davon überzeugt, dass er Dir dafür sehr dankbar sein kann.“
„Gemeinsames Lebenswerk“
Die Kollegen hatten für die scheidende Rotkreuzfrau aus Dürscheven auch einen Abschiedsfilm gedreht, in dem viele zu Wort kamen, vor allem Ex-Geschäftsführer und Museumsleiter Rolf Zimmermann, der sich bei Ilona Raabe persönlich dafür bedankte, dass sie mit ihm der Bildungsarbeit des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen so entschieden den Stempel aufgedrückt hätten: „Danke für unser gemeinsames Lebenswerk!“
Die Flamme der Begeisterung könne man nur dann überzeugend weitergeben, wenn man selbst für etwas brenne, so Robert Korell vom Landesverband. Ilona Raabe habe mehrere Generationen mit ihrer Begeisterung angesteckt. „Ihr solltet das mal ausprobieren – mach mal – ein Konzept habe ich schon im Kopf“: Mit solchen und anderen Worten habe sie ihre Kursleiterinnen und Kollegen in den Bildungswerken animiert, berichteten Heike Trottmann aus Mettmann, Sabine Bordihn aus Houverath, die Lehrbeauftragte Beate Höher und Maren Dederichs aus Zülpich.
Heike Iven, Ilona Raabes Nachfolgerin im Familienbildungswerk seit acht Jahren, war ebenso zu Tränen gerührt, wie die Verabschiedete selbst. Claudia Jardin vom Landesverband schrieb Ilona Raabe sehr emotional ins Stammbuch, sie handele „aus Liebe zu den Menschen“. Nur so seien ihre Großzügigkeit, ihre Weitsicht und ihre Visionen zu erklären: „Dein Glaube hat uns alle angesteckt!“
pp/Agentur ProfiPress