Blankenheim - Energiedetektive in Kinderschuhen
Rotkreuzkindergarten Dollendorf wurde zum „Energiekindergarten“ – Fragen der Kinder genutzt, um Umweltbewusstsein zu schaffen.
Dollendorf – „Warum kriegen wir denn neue Fenster, die alten waren doch gar nicht kaputt“ – mit dieser Frage begann der Umbau der Rotkreuz-Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ in Dollendorf zum „Energiekindergarten“.
Und das nicht nur, was Bausubstanz und Heizung angeht, sondern auch in Bezug auf die Arbeit mit den Kindern, wie Leiterin Birgit Bresgen jetzt der Presse berichtete:
„Als unser Kindergarten energetisch saniert wurde, bekamen das die Kinder natürlich mit. Wir haben ihre Fragen genutzt, um sie weiter mit dem Thema Umweltschutz vertraut zu machen.“
Und als Birgit Bresgen den Kindern erläuterte, warum in dem 40 Jahre alten Bau in der Antoniusstraße jetzt dreifachverglaste Fenster eingebaut werden, ließ sie sich anstecken vom Wissendurst der „Pänz“. Sie absolvierte eine fünftägige Fortbildung rund um das Thema Energiesparen unter dem Motto „Energie und Umwelt neu erleben“.
„Energie wurde zum Schlüsselthema für unsere Einrichtung“, sagte die Leiterin. Eigentlich war das Thema nur für die Vorschulkinder geplant. „Aber auch die jüngeren Kinder hatten ein so großes Interesse daran, dass wir alle einbezogen haben.“
Fortan forschten, experimentierten und spielten die Kinder in Sachen nachhaltige Entwicklung: Ein Solarbaukasten zeigt, wie Sonnenenergie nutzbar wird, der Versuchskasten „Elektrik“, wie Strom und Schaltungen funktionieren, und mit dem Strommessgerät machten sich die „Kleinen Strolche“ als Energie-Detektive auf die Suche nach Stromfressern.
Den Umweltkasper sahen die Kinder im Kreishaus, im Januar ist der Besuch einer Biogasanlage im Nachbardorf geplant. Einer der bisherigen Höhepunkte war der „Dunkel-Tag“:
„Wir haben morgens im Kindergarten die Sicherung abgeschaltet und die Kindern einen Tag ohne Strom erleben lassen“, so Bresgen. Der Flur wurde mit Kerzen beleuchtet, Teewasser auf dem Gaskocher erhitzt, Brot auf der Kurbelbrotmaschine geschnitten. Birgit Bresgen: „Wir haben die Kinder vor allem selbst Lösungen finden lassen.“
Und das fing schon mit der Türklingel an: „Weil die ja nicht mehr ging, überlegten sie, wie die späteren Kinder herein kommen könnten.“ „Tür auflassen“, war eine Idee – aber das war allein der Kälte wegen schon nicht drin. Dann musste eben eine Wache her.
Das Team der vom Landessportbund als Bewegungskindergarten zertifizierten Kindertagesstätte machte die „Pänz“ auf eine besondere Form der Energie aufmerksam – ihre eigene Bewegungsenergie. Schon wurde die Kaffeemühle herausgekramt, um den Erzieherinnen Kaffee kochen zu können (natürlich wieder auf der Gasflamme), Wäsche wurde auf dem Waschbrett gewaschen und Dynamo-Taschenlampen angekurbelt.
Die Kinder berichteten von ihren Erfahrungen und Überlegungen: „Wenn wir keinen Strom mehr haben, kann Mama nicht mehr Fernsehen gucken und wir haben mehr Zeit zum Spielen“, war eine Antwort. Sie merkten aber auch, wie viel Arbeit etwa die Spülmaschine abnimmt.
Am Abend lud das Kindergartenteam Kinder und Eltern zu einer zweiten Runde „Dunkel-Tag“ ein, dabei gab es Bewegungsspiele in der Turnhalle, Weihnachtsgeschichten bei Kerzenlicht, eine Duftmandarine wurde gebastelt, weil die Kinder merkten, wie ihre weiteren Sinne geschärft werden, wenn ihr Gesichtssinn durch die Dunkelheit eingeschränkt ist.
„Das passt prima in unser Konzept“, sagte Birgit Bresgen. Denn der Kindergarten ist auch als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert: In ungefährlichen Experimenten werden die Kinder an die Naturwissenschaften herangeführt.
Rolf Klöcker, Geschäftsführer Soziale Dienste beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, war bei seinem Besuch in der Einrichtung begeistert von dem Engagement der Kinder und des Teams. „Toll ist auch, dass hier eine Situation genutzt wurde, um die Kinder für eine wichtiges Thema für unser aller Zukunft zu sensibilisieren.“
Klöcker berichtete, dass insgesamt über 100 000 Euro in die energetische Sanierung gesteckt wurde: Neue dreifachverglaste Fenster und Türen, Wärmedämmputz, Kellerisolierung, Pellettheizung und im gesamten Gebäude inklusive Kellerlicht eine Energiesparbeleuchtung, die nur etwa ein Drittel des bisherigen Stroms braucht.
Birgit Bresgen: „Wir konnten bei den Kindern ein Verständnis für dieses große Thema erwecken. Auch Zuhause versuchen sie, Energie zu sparen und machen etwa ihre Eltern darauf aufmerksam, wie viel Strom manche Geräte auch im Standby-Modus verbrauchen. Jeder kann dazu beitragen, unsere Ressourcen zu schonen.“