Euskirchen - Rotkreuz-Campus „europaweit einmalig“
Radio Euskirchen interviewte Rotkreuz-Urgestein Rolf Zimmermann – Ebenfalls vor dem Mikrofon: Heino, Yvonne Katterbach, Carsten Sebstian Henn und Reiner Bauer
Kreis Euskirchen/Kreuzweingarten – Ein Tierfreund, der zeitweise mit 40 Katzen und anderen Tieren zu Hause gelebt hat, ein Menschenfreund, der das Leben liebt, ein Weinkenner und Genießer mit mörderischen Gedanken, eine Mutter, die von der Ersatzbank eingewechselt wurde, und einer der bekanntesten Sänger der Republik: Radio Euskirchen hatte für die jährliche Sendung „Menschen des Jahres“, die zum 20. Mal stattfand, wieder interessante Persönlichkeiten vors Mikrofon geholt. Aufgezeichnet wurden die Interviews im festlichen Saal des Eventhofs „Zum Alten Brauhaus“ in Kreuzweingarten. Radio Euskirchen hatte Eintrittskarten an Hörer verschenkt, die bei der Aufzeichnung der Sendung dabei sein durften.
„Wichtig ist: Diese Menschen erhalten keine Auszeichnung, sie müssen im Jahr 2018 etwas Besonderes getan haben“, erklärt Chefredakteur Norbert Jeub, der mit Moderatorin Susanne Edl die Interviews führte. Eingeladen waren Mechernichs Tierheimchef Reiner Bauer, der Autor, Restaurantkritiker und Weinbauer Carsten Sebastian Henn, der Nachwuchsfußballer Noah Katterbach, der von seiner Mutter Yvonne vertreten wurde, Heino, den man nicht mehr vorzustellen braucht, und Rotkreuz-Urgestein und Museumsleiter Rolf Zimmermann.
15 Jahre lang war er Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes. Seit seiner Pensionierung vor fast sechs Jahren ist er wieder Ehrenamtler – und hat als solcher in Vogelsang die Rotkreuz-Akademie und das Rotkreuz-Museum mit aufgebaut. Im kommenden Jahr feiert er 50 Jahre Zugehörigkeit zum Roten Kreuz. „Ich war ja ursprünglich ein Nicht-zum-Bund-Wollender“, verriet Zimmermann im Interview.
Er berichtete, wie er 2009 in Solferino überwältigt wurde, als 20.000 Rotkreuzler aus der ganzen Welt an diesem für die Hilfsorganisation historischen Ort zusammenkamen und in völliger Harmonie miteinander umgegangen waren. Bei dieser Reise besuchte er auch das Rotkreuz-Museum in Genf. „Verdammte Hacke, das müsste doch auch in Vogelsang funktionieren“, so Zimmermanns Gedanke.
Also begann Zimmermann ausgerechnet ebenfalls an einem geschichtsträchtigen Ort, dem von den Nazis gegründeten Komplex Vogelsang, mit der Errichtung einer Rotkreuz-Akademie. „Damals waren die Räumlichkeiten schwarz vor Schimmel. Heute haben wir den Jugendherbergsstandard mit zwei Sternen“, sagte Zimmermann. Über allem steht in Vogelsang der Wertebegriff. „Was viele nicht wissen: Es gibt die DRK-Gesetze der BRD“, beschreibt Zimmermann. Deshalb werden in Vogelsang Grundsätze und Ideale vermittelt, genau wie der humanitäre Gedanke. „Vogelsang ist heute DER Standort in der BRD, der das erfüllt“, ist sich Zimmermann sicher, der anfügt: „Der Rotkreuz-Campus der Humanität ist europaweit einmalig.“
Nach und nach baute Zimmermann außerdem das Rotkreuz-Museum auf – zunächst mit Teilen aus der Sammlung des Weilerswister Rotkreuz-Urgesteins Bernhard Thywissen. In sogenannten Peace Camps kamen im vergangenen Jahr 32 Teilnehmer aus 14 Ländern von vier Kontinenten zum Arbeiten nach Vogelsang. Mehr als 4500 Menschen haben außerdem die Escape-Rooms zum Thema Flucht besucht. Dass in Vogelsang trotz Konfliktpotenzial bei Teilnehmern aus Ländern, die sich spinnefeind sind, Harmonie herrscht, dafür hat Rolf Zimmermann eine einfache Erklärung: „Das ist dem Menschen von Geburt an gegeben. Wenn die Menschen ohne Hintergründe aufeinandertreffen und positiv eingestellt sind, sind sie schnell beieinander.“ Es gehe darum, miteinander zu reden. Rolf Zimmermann weiß, dass das nicht alltäglich ist. „Wir sind eben anders. Aber Anderssein macht Spaß.“
Ausgestrahlt werden die geschnittenen Interviews „zwischen den Tagen“, am 27., 28. und 31. Dezember jeweils in der Frühsendung zwischen 6 und 10 Uhr.
pp/Agentur ProfiPress