Euskirchen - Unterstützung, Solidarität, Hilfe
Im Rotkreuz-Zentrum wurden Zertifikate an Teilnehmer der EMMI-Kurse „Deutsch und Einstieg in die Arbeit“ vergeben – Ukrainerin bedankte sich in einer emotionalen Rede bei Mitarbeitern des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen
Euskirchen/Mechernich – Man könnte denken, es sei einfach nur ein Stück Papier. Ein Zertifikat, das eine Teilnahme an dem Kurs mit dem Titel „Deutsch & Einstieg in die Arbeit“ bescheinigt. Mehr halt nicht. Doch bei der Übergabe im Euskirchener Rotkreuz-Zentrum wurde schnell klar, dass das Stück Papier für viele im Bernie-Müller-Raum deutlich mehr bedeutet.
So hielt die Ukrainerin Kateryna Tkach, deren Mann in der Heimat als Soldat kämpft, eine sehr bewegende Ansprache. „Der Krieg zerstört viele Leben, trennt Familien und zerbricht Träume. Der Krieg lässt Kinder ohne Eltern zurück und Eltern ohne Kinder“, sagte die junge Frau.
Und leider gehe es weiter. Es sei schwer zu glauben und sich vorzustellen, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen habe. „Deshalb ist es wirklich wichtig, Unterstützung, Solidarität und Hilfe zu erfahren“, so Kateryna Tkach weiter: „Und wenn Sie Leute wie Guranda Nass um sich haben, wird selbst der düsterste Tag wunderbar sein. Ich möchte Ihnen daher im Namen aller Ukrainer danken, die Sie unterrichtet haben.“
In kürzester Zeit Kurse organisiert
Ein Dankeschön, das Guranda Nass sichtlich berührte. Denn die DRK-Mitarbeiterin hatte seit dem Frühjahr gemeinsam mit dem gesamten Rotkreuz-Team des EMMI-Projekts Kurse auf die Beine gestellt, bei denen es um mehr ging, als nur darum, Deutsch zu lernen.
Ursprünglich waren diese Kurse für einen kleinen Kreis von Menschen konzipiert, die im Rahmen des aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales geförderten Modellvorhabens EMMI durch eine intensive Einzelförderung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt werden sollten. Doch dann kam der Ukraine-Krieg und das EMMI-Beratungsteam mit Judith Raß, Fatima Collins, Guranda Nass und Massoud Tamo musste umplanen. Kurse für bis zu 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Euskirchen und Mechernich wurden konzipiert und umgesetzt. Zwar läuft die Projektförderung Ende des Jahres aus, für die Kursteilnehmer konnten in vielen Fällen jedoch gute Anschlussangebote gefunden werden.
EMMI-Projektleiter Boris Brandhoff war sichtlich stolz auf sein Team. „Ich möchte euch sehr herzlich dafür danken, was ihr hier in kürzester Zeit auf die Beine gestellt habt“, sagte Brandhoff in die Richtung seiner Kolleginnen und Kollegen. Zu den rund 60 anwesenden Teilnehmer im Rotzkreuz-Zentrum sagte er: „Ihnen danke ich, dass sie alle die Kraft, den Mut und die Zuversicht gehabt haben, sich auf das Leben in Deutschland einzulassen.“ Mit dem Kurs habe das DRK einen Beitrag dazu leisten wollen, dass sich die Menschen aus der Ukraine hier willkommen fühlen und eingebunden werden in die Gesellschaft.
Eine starke Gemeinschaft
Dazu trägt nun auch das Zertifikat bei, das an rund 120 Teilnehmer in Euskirchen und Mechernich vergeben werden konnte. Mit dem Papier erhalten die Teilnehmer eine passende Einstufung in die Integrationskurse. Zudem haben die Rotkreuz-Mitarbeiter die Kurs-Teilnehmer auch auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet. Bei manch einem hat sogar die Vermittlung in den Beruf geklappt. Über die Kurszeit ist so eine starke Gemeinschaft zusammengewachsen.
Dazu haben auch die wöchentlichen Treffen in Café Henry beigetragen, die das Team Migration / Integration des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen für ukrainische Flüchtlinge eingerichtet hat. „Dort habe ich viele wunderbare Menschen kennengelernt, die heute hier sind“, sagte Kateryna Tkach während ihrer Rede.
„Selbst nach der dunkelsten und kältesten Nacht kommt die Morgendämmerung. Die Hauptsache ist, diese Nacht zu überleben. Und es ist möglich, wenn sie Unterstützung haben, wenn sie um Hilfe bitten und anderen helfen können“, so die junge Ukrainerin, die gerne die Idee von Guranda Nass aufgreifen würde, einen Ort zu schaffen, an dem Ukrainer Ukrainern helfen können. Eine Idee, die Boris Brandhoff gerne gemeinsam mit den beiden Initiatorinnen weiter ausarbeiten möchte. Vielleicht wird ja ein Projekt daraus. Dann hätte sich wieder gezeigt, dass hinter dem Zertifikat viel mehr steckt, als nur die Bescheinigung einer Teilnahme an einem erweiterten Deutsch-Kurs.
pp/Agentur ProfiPress