Euskirchen - Viel los im Mehrgenerationenhaus
Im Rotkreuz-Mehrgenerationenhaus werden Konzepte für kreisweites Kursprogramm erarbeitet – Familienbildung: Angebote für jedes Alter unter einem Dach – Kooperation mit Familienzentren, Kindertagesstätten und Offenen Ganztagsschulen im Kreis Euskirchen
Kreis Euskirchen - „Bei uns ist wirklich viel los.“ Ilona Raabe leitet seit mehr als 15 Jahren die Familienbildung des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen. Im Mehrgenerationenhaus, Kommerner Straße 39 in Euskirchen, hat sie ihr Büro. Während sie dort Strategien und Konzepte erarbeitet, um die vielfältigen Kursangebote im gesamten Kreisgebiet zu verbreiten, geht es im Rotkreuzhaus zu wie in einem Bienenstock.
Im Erdgeschoss ist das Café Henry Treffpunkt für Jung und Alt, sei es zum gemütlichen Frühstück oder für einen Kaffee in der Leseecke. Ein Stockwerk darüber bemühen sich gleichzeitig ein gutes Dutzend Männer und Frauen, um im Sprachkurs für Migranten Deutsch zu lernen. Während sie versuchen, in der neuen Sprache zu formulieren, was sie mögen oder gar nicht gerne machen, geht es noch eine Etage weiter oben ganz entspannt zu. Beim Eltern-Baby-Kurs haben es sich die Mamas mit ihren Kleinen in dem kuschelig-warm geheizten Raum bequem gemacht und spielen singend ein lustiges Bewegungsspiel.
Der Einblick zeigt nur einen kleinen Teil des Kursprogramms. Die Veranstaltungen richten sich an jedes Alter und gehen auf die unterschiedlichsten Interessen ein. Angefangen bei Babys und Kleinkindern, reicht das Angebot von Babyschwimmen und Elternkompetenzkursen über die Familienbildung im Grundschulalter bis hin zu Yoga, Kreativitätsentwicklung und Gedächtnistraining.
Das Besondere an dem Konzept: Die Angebote, die in dem Euskirchener Rotkreuzhaus entwickelt werden, können im gesamten Kreisgebiet von den kooperierenden Familienzentren sowie Kindertagesstätten und Offenen Ganztagsschulen in Trägerschaft des DRK passgenau für den eigenen Bedarf gebucht werden. Darüber hinaus gibt es auch zahlreiche Angebote und Kooperationen mit Einrichtungen anderer Träger.
Rund 70 Kursleiter, die zum Teil in gleich mehreren Bereichen engagiert sind, führen die ausgewählten Kurse vor Ort durch. „So können wir nicht nur eine minimale Zahl von Interessierten, sondern die Menschen im ganzen Kreisgebiet erreichen“, erklärt Ilona Raabe. Zweimal im Jahr trifft sie sich zum Austausch mit den Familienzentren, um die Angebote inhaltlich zu reflektieren und Probleme zu besprechen.
Die Familienzentren können die einzelnen Kurse kurzfristig buchen, sodass sie etwa auf Anregung von Eltern bereits wenige Wochen später vor Ort angeboten werden können. „So können wir situationsbezogen, flexibel und kreativ zusammenarbeiten“, freut sich die Chefin der Rotkreuz-Familienbildung. Sie übernimmt auch gerne die Qualifizierung neuer Kursleiter, wobei sie konkret auf deren jeweilige Neigungen eingeht. „Da muss einfach eine Lebendigkeit da sein“, erklärt sie ihr wichtigstes Kriterium.
Die Rotkreuz-Familienbildung übernimmt aktuell auch die Ausbildung von Tagesmüttern, denn wer im eigenen Haushalt fremde Kinder betreuen möchte, muss nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz eine zertifizierte Ausbildung vorweisen können. Die berufliche Qualifizierung findet in einem Grund- und einem Aufbaukurs zu je 80 Unterrichtsstunden statt, in denen die Teilnehmer sich mit rechtlichen und pädagogischen Themen auseinandersetzen.
Zielgruppe der Tagesmutter-Ausbildung sind vor allem Frauen, deren eigene Kinder inzwischen groß sind und die ihre Zeit, Erfahrung und „Liebe im Herzen“ gerne anderen Kleinkindern widmen möchten. Ein erster Infoabend findet am Mittwoch, 17. Juni, um 19.30 Uhr im Zülpicher Rotkreuzhaus, Industriestraße 12a, statt. Der Grundkurs beginnt ebenfalls dort am Mittwoch, 19. August.
Ein neues Projekt, das konzeptionell im Mehrgenerationenhaus entstanden ist, ist die Familienbildung während der Grundschulzeit. Zwei Jahre lang wurde das Projekt mit verschiedenen Ideen erprobt – jetzt können die Veranstaltungen, die sich bewährt haben, an allen Standorten durchgeführt werden. Kurse und Projekte, die den Schulalltag positiv gestalten sollen, wurden von Kindern, Eltern und Lehrern gemeinsam entwickelt. Zum Angebot gehören beispielsweise Exkursionen in den Nationalpark Eifel, ein Besuch im Rotkreuzmuseum und ein Elternkompetenzkurs.
Für die kleineren Kinder und deren Eltern wurde ganz neu eine Spielgruppe für Familien mit Migrationshintergrund ins Leben gerufen. Kursleiterin ist die als Organisatorin des Euskirchener Friedensfestes bekannte Nevin Sezgin, die in der Spielgruppe auf die kulturellen Hintergründe der Teilnehmer eingehen möchte. „Wichtig ist das Miteinander der Eltern und Kinder unterschiedlicher Herkunft“, so Ilona Raabe. Die interkulturelle Öffnung möchte sie auch auf die 30 Kindertagesstätten übertragen, deren Träger das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen ist. Dort bietet die Familienbildung entsprechende Fortbildungen für das Personal an.
Besonders stolz ist die Leiterin der Familienbildung auf ihr neuestes Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Als Initiatorin stellte sie das Projekt in Berlin vor und begleitet es seitdem in der Umsetzung. Unter dem Motto „Alle forschen mit“ können Eltern oder Großeltern gemeinsam mit ihren Kindern an Workshops teilnehmen, um naturwissenschaftliche Phänomene und Alltagserscheinungen entdecken zu können.
„Wichtig ist, dass die Kinder verstanden werden“, erklärt Ilona Raabe. Denn während einige Kindertagesstätten als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert sind, fehlte bisher der ganzheitliche Ansatz. „Was forscht mein Kind denn da?“, sollten sich die Eltern fragen, ihre Kleinen Ernst nehmen und die Forschungsprojekte zu Hause mit eigenen Ideen fortführen.
Die Forscher-Workshops beschäftigen sich mit Themen wie Wasser, Luft oder Elektrizität. Anhand von verschiedenen Materialien können Kinder und Eltern auf Entdeckungsreise gehen und vieles ausprobieren: Wie werden Eiswürfel zu Wasser und mit Hilfe einer Kerze zu Dampf? Wird dreckiges Wasser in einem Filter aus Sand und Steinen wieder sauber?
Das Mehrgenerationenhaus ist nicht nur Ideenwerkstatt für die Angebote der Familienbildung, sondern auch Standort und Treffpunkt für vielerlei Gruppierungen. Es dient als Standort etwa für das Jugendrotkreuz, den Kriseninterventionsdienst, die Großelterninitiative und für die Integrationsagentur.
Im Erdgeschoss bietet sich das Café Henry als Treffpunkt für Jung und Alt an. Man scheint ein gemütliches Wohnzimmer zu betreten, denn viele der Gäste haben mit eigenen Möbeln zur Gestaltung des Cafés beigetragen. Mehrere Ohrensessel bilden eine gemütliche Leseecke, während an einem langen Tisch eine Frauengruppe mit einem leckeren Frühstück Geburtstag feiert.
Monika Vinaske, Betreiberin des Café Henry, empfindet es als größtes Kompliment, wenn ihre Gäste sich bei ihr „Zuhause fühlen“. „Mein Herz hängt an diesem Café und es steckt in jedem Detail“, erzählt sie. Viele Fans konnte sie bereits mit ihren Veranstaltungen in der „unplugged Wohnzimmeratmosphäre“ gewinnen. So steht als nächstes am Freitag, 20. März, um 20 Uhr ein Jazz-Konzert mit Live-Musik, Essen und Trinken an. Unter dem Motto „Frühlingserwachen im Café Henry“ nimmt Monika Vinaske persönlich und über den Facebook-Auftritt des Cafés Voranmeldungen entgegen.
„Das Wichtigste ist, dass das mit dem Herzen und mit Gefühl passiert“, freut sich Ilona Raabe über das Engagement der Café-Betreiberin und der Kursleiter. Es ist die freundliche und persönliche Art, mit der das Team von der Familienbildung die Menschen im Kreis Euskirchen erreichen möchte. Die Leiterin bringt es auf den Punkt: „Die Liebe muss fließen.“
pp/Agentur ProfiPress