Euskirchen - Zwischen Traum und Traumata
Ausstellung im DRK-Café Henry zeigt beeindruckende Bilder von ukrainischen Jugendlichen – Werke entstanden in einem Kunstworkshop mit der bereits seit 2019 in Deutschland lebenden Kunstlehrerin Liudmyla Krause
Euskirchen – Maria Nelepas Bild ist Idylle pur. Blauer Himmel. Ein leuchtendes Feld voller Sonnenblumen. Zwei Störche im Flug. Die Kunst der Zehnjährigen ist beeindruckend. Einige Bilder weiter hängt das Kunstwerk von Alina Mulyawkos an der Wand des Café Henry, dem Sozialcafé des Deutschen Roten Kreuzes in Euskirchen. Die 13-Jährige hat eine wunderschöne Abendstimmung in Szene gesetzt – mit einer Ente, die auf einem See ihre Bahnen zieht. Ein Bild, so voller Harmonie und Friedlichkeit.
Und dann das: Brennende Häuser. Eine mörderische Rakete. Erwachsene, Kinder und Haustiere werden zu Engeln gemacht. Ein düsteres Bild, mit dem die 17-jährige Maria Hanulyak die Ausstellungsbesucher im Mehrgenerationenhaus des DRK sofort in die furchtbare Realität des Ukraine-Krieges katapultiert. Es ist ein unfassbar harter Kontrast. Ein Kontrast zwischen Traum und Traumata, der diese Ausstellung, die jetzt im Café Henry eröffnet wurde, ausmacht.
Eine der ersten Helferinnen
Entstanden sind die Bilder in einem Workshop mit der ukrainischen Kunstlehrerin Liudmyla Krause. „Als der Krieg in der Ukraine ausbrach und die Menschen aus ihrer Heimat flohen, gehörte sie zu den ersten ehrenamtlich Engagierten, die an uns herangetreten sind, um Hilfe anzubieten“, sagt Sabine Heines, DRK-Koordinatorin im Mehrgenerationenhaus in der Kommerner Straße 39. Im dortigen Café Henry haben Sabine Heines, Thomas Weber, Guranda Nass und das Team Migration / Integration des DRK Kreisverbands Euskirchen gleich nach Kriegsbeginn ein regelmäßiges Treffen für ukrainische Flüchtlinge etabliert. Immer freitags können sie dort zwischen 15 und 17 Uhr in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen und sich austauschen.
Kunst als Psychotherapie
Schnell stand fest, dass auch der Kunstworkshop mit Liudmyla Krause ein fester Bestandteil dieser Treffen werden sollte. „Kunst ist die beste Psychotherapie“, stellte die Künstlerin und Kunstlehrerin während der Ausstellungseröffnung fest. Die Kinder seien am Anfang sehr verschlossen gewesen, doch über die Zeit hätten sie sich immer mehr geöffnet.
Sabine Heines unterstreicht diesen Eindruck: „Die ersten Bilder waren alle sehr düster, doch nach und nach füllten sich die Kunstwerke mit Farben, Leben und Hoffnung.“ So unterschiedlich die Gefühle der Kinder, so verschieden wählte die Kunstlehrerin auch die Maltechniken aus, die sie den Kindern näherbrachte. „Für uns war auch schnell klar, dass wir die ambitionierteren Kinder gerne auf Leinwände malen lassen wollten“, sagt Sabine Heines, die sich bei Liudmyla Krause mit einem Blumenstrauß für das außerordentliche Engagement bedankte.
Stolz, Stärke und Zuversicht
Die Kunstlehrerin war sichtlich gerührt und wurde mit langanhaltendem Applaus der begeisterten Besucherinnen und Besucher bedacht. Die genossen allesamt bei herrlichem Sonnenschein den Nachmittag im Café Henry. Zu Speis und Trank gab es im Außenbereich des Cafés ein abwechslungsreiches musikalisches Programm. Yana Prozorova, Oksana Starytska, die auch Gitarre spielte, und Katharina Tkach begeisterten mit Gesangseinlagen. Begleitet wurden sie dabei von Renata Vovk am Keyboard. Beeindruckend war auch der Auftritt von Polina Starytska an der Querflöte. Als sie spielte, wurde es ganz leise im Außenbereich.
Ansonsten war die Stimmung ausgelassen und fröhlich. Die Gedanken an die schrecklichen Geschehnisse in ihrer Heimat traten für die Ukrainerinnen und Ukrainer für ein paar Stunden in den Hintergrund – so wie jeden Freitag im Café Henry. Mehr noch: Der Gesang ukrainischer Lieder schien geprägt von Stolz, Stärke und Zuversicht. Eine Mischung, die auch die 13-jährige Polina Kovalchuk in ihrem Kunstwerk zum Ausdruck bringt. Darauf ist ein stolz wirkendes Mädchen zu sehen. Mit Blumenkranz im Haar und in traditioneller Kleidung trägt sie die ukrainische Flagge durch das brennende Land – und scheinbar können die Flammen weder ihr noch der Flagge etwas anhaben.
Die Ausstellung ist noch mehrere Monate im Café Henry zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr.
pp/Agentur ProfiPress