In 80 Stunden zum Lebensretter
DRK im Kreis Euskirchen lässt ein erfolgreiches Jahr Rettungsdienst-Akademie Revue passieren – Berufsbegleitende Weiterbildungen zu Rettungshelfer und -sanitäter in Rekordzeit
Euskirchen — Glückliche Gesichter und neue Perspektiven: Tanja Wester, Vanessa Pessara und Dustin Ivens sind Teil der ersten Generation Schülerinnen und Schüler an der DRK-Rettungsdienst-Akademie Euskirchen. Sie zeigten sich durch die Bank weg begeistert von den neuen berufsbegleitenden Kursangeboten zum Rettungshelfer und Rettungssanitäter. „Es herrscht ein sehr positives Klima und die Wertschätzung ist sehr hoch“, freute sich Tanja.
Seit gut einem Jahr besuchten sie, wie sie konnten, die neuen Kurse im Rotkreuzzentrum Euskirchen. Denn genau das sind die Stärken des neuen Modells: Berufsbegleitend ist es zeitlich flexibel möglich, die Kurse in einzelnen Modulen zu absolvieren.
Tanja und Dustin haben so erst die Qualifikation des Rettungshelfers und dann die des Rettungssanitäters neben ihrem Job erworben, ohne sich extra Urlaub nehmen zu müssen. Vanessa steht der Rettungssanitäter-Kurs noch bevor. Die sogenannte „Weiterbildung“ zum Rettungshelfer fungiert dabei wie eine Grundausbildung. Und das ganz individuell nebenbei, anstatt den Kurs in zwei Wochen Vollzeit belegen zu müssen.
Hier lernt man die grundlegenden Inhalte zur Lebensrettung, wie das Erkennen und Behandeln von Herzinfarkten oder Schlaganfällen. „Man setzt da an, wo der Erste-Hilfe-Kurs aufhört“, erklärte Akademieleiter Alex Schiffmann.
Ausbildung in 280 Schulstunden
Plus Praktika in einer der fünf zugehörigen Rettungsstandorte und in einem beliebigen Krankenhaus, kann die Ausbildung zum Rettungssanitäter, welche eigentlich drei Monate dauert, in 280 Schulstunden absolviert werden. Ein Praktikum in der Rettungswache lässt sich ebenso individuell absolvieren. Anders als im Krankhaus. Doch auch hier verspricht das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Euskirchen in Zukunft attraktivere Lösungen, auch wenn man bereits mit dem Kreiskrankenhaus Mechernich und dem Marien-Hospital Euskirchen kooperiert. „Um die Kurse mit Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, werden sie im abwechselnden Rhythmus am Wochenende und unter der Woche abends angeboten“, erklärte Daniel Larres, stellvertretender Leiter der Akademie.
Dabei steht Motivation und Freude im Vordergrund. Das wird auch im Gespräch mit Alex Schiffmann schnell klar: „Unsere Schüler werden von uns während der Kurszeiten mit Getränken und Essen versorgt, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können und nicht noch nach der Arbeit und dem Lehrgang einkaufen und kochen müssen. Gute Rahmenbedingungen sind für uns ein wichtiger Baustein in der Ausbildung unserer Schüler.“ Er selbst startete einst im Rettungsdienst und studierte nebenbei, um sein Amt als Schulleiter ausführen zu können.
Optimal für Studenten
Gerade Studenten kann er die berufsbegleitende Ausbildung empfehlen: „Zur Überbrückung des Wartesemesters oder als Job nebenbei auch während des Studiums ist es optimal“. So hat man die Kosten der Kurse auch schnell wieder raus, sollte man nicht Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes sein. Dann sind die Angebote nämlich kostenfrei.
Das Grundgehalt eines Rettungssanitäters beläuft sich auf ein ungefähres Brutto von 3.000 Euro. So könnte man bereits mit acht 24-Stunden-Diensten, die Ausbildungskosten in Höhe von 2500-3000 Euro, bereits im ersten Monat fast wieder einnehmen. Die Kosten für den Kurs zum Rettungshelfer belaufen sich auf ungefähr 800 Euro.
Im letzten Jahr fanden in der Akademie insgesamt 96 Unterrichtstage statt. 183 Personen nahmen an den Weiterbildungen zu Rettungshelfer, -sanitäter und an rettungsdienstlichen Fortbildungen teil. Eine stolze Summe, wenn man bedenkt, dass die neuen Kurse nicht groß beworben wurden. „Wir wollten erstmal schauen wie es anläuft und sind durch das Feedback bestärkt worden“, erklärte DRK-Kreisgeschäftsführer Euskirchen, Rolf Klöcker.
Auszubildene begeistert
Das war dementsprechend gut. Auch Dustin Ivens, Tanja Wester und Vanessa Pessara singen eine Lobeshymne auf das neue berufsbegleitende Modell und alle Beteiligten rund um die 18 Lehrkräfte des Roten Kreuzes. Dustin Ivens, eigentlich in der Zahnmedizin tätig, war direkt Feuer und Flamme: „Ich bin Fan davon, Menschen zu helfen.“ Umso mehr freut er sich über die Möglichkeit, nun parallel zu seiner eigentlichen Arbeit, dieser Passion nachgehen zu können.
Die Lebenssituation von Tanja Wester sieht ein wenig anders aus. Die eigentliche Altenpflegerin hatte ursprünglich nur die Intention den Rettungshelfer-Kurs zu belegen. Die dreifache Mutter zeigte sich allerdings so begeistert, dass sie sich dazu entschied, auch den Rettungssanitäter gleich dranzuhängen: „Das Gesamtpaket hat mich überzeugt!“ Und das sind wahrlich keine leeren Worte… Denn Tanja war tatsächlich so überzeugt, dass sie ihren Job wechselte und nun hauptberuflich im operativen Rettungsdienst arbeitet.
Auch Vanessa Pessara ist begeistert von der Unterstützung: „Man kann sich jederzeit melden und weiß, dass da ein Rückfallnetz mit Leuten ist, die mit Herzblut dabei sind.“ Sie selbst hat gerade ihr Praktikum zum Rettungshelfer erfolgreich absolviert und freut sich darauf, in wenigen Wochen den Rettungssanitäter-Kurs anzutreten. Ganz zur Freude der Verantwortlichen beim Deutschen Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, denn „auch im Rettungsdienst haben wir Fachkräftemangel“, so Klöcker. Und was könnte da besser helfen, als selbst ausgebildete Arbeitskräfte?
Am Dienstag, 17.06, wird das Team der DRK Rettungsdienst-Akademie im Rahmen der Gesundheitsberufemesse ihre Angebote von 9 bis 13 Uhr vorstellen. In der alten Tuchfabrik Euskirchen werden die Besucher mit Hilfe von anschaulichen Bespielen in den Beruf „hineinschnuppern“ dürfen und sich jede Frage, so gut wie es nur geht, beantworten lassen. Wer auch so schon Interesse hat, kann sich unter https://www.drk-eu.de/kurse/spalte-4/rettungsdienst/ausbildung-im-rettungsdienst.html weitere Infos einholen und Anmeldemöglichkeiten nutzen. Das geht auch per Mail unter rettungsdienst-akademie(at)drk-eu.de. Vielleicht ist man dann ja auch selbst bald fester Teil des DRK-Teams im Kreis Euskirchen…
Jakob Seibel/pp/Profi Press