Mechernich - „Den Weg des Friedens gehen“
Mechernicher gedachten am Volkstrauertag den Opfern von Krieg und Gewalt – Redner Michael Averbeck dankte allen Teilnehmern für das eindrucksvolle Zeichen für das Gute und gegen das Böse – Kranzniederlegung und Gedenken stand auch im Zeichen des Ukraine-Krieges
Mechernich – „Kamelle.“ Der Ausruf ist ein rheinischer Reflex, wenn Karnevalisten durch die Straße ziehen. Doch an diesem Sonntag sollte der Ruf nach Süßigkeiten, die einige Passanten etwas scherzhaft von sich gaben, so gar nicht passen. Denn die Abordnungen von Prinzengarde, Festausschuss, KC Bleifööss, Barbara-Bruderschaft, Deutschem Roten Kreuz und Kolpingsfamilie kamen gerade vom Ehrenmal zurück, wo sie zum Volkstrauertag den Opfern von Krieg, Gewaltherrschaft und Völkermord gedacht hatten.
Die kleine Szene in der Weierstraße macht deutlich, wie wichtig es ist, diesen Gedenktag zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag immer wieder zu begehen und dessen Sinn in Erinnerung zu rufen. Um das zu unterstreichen, bemühte der Mechernicher Kommunalpolitiker Michael Averbeck den französischen Philosophen Gabriel Marcel, der geschrieben hat: „Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn.“
Dieser Tag ist unverzichtbar
Genau dies zeige, wie wichtig dieser Gedenktag – der Volkstrauertag –
für uns als Nachfahren heute ist. „Damit die Toten nicht schweigen und wir ihre Stimme hören, dazu versammeln wir uns hier“, sagte Averbeck während seiner Rede am Mechernicher Ehrenmal an der Alten Kirche. Dieser Tag sei unverzichtbar, denn er rufe uns die Tragik des Krieges mit seinen fatalen Folgen ins Gedächtnis – denn der Krieg kenne nur Verlierer.
Dass der Krieg 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder nach Europa zurückgekehrt sei, hätten viele vor einem Jahr für unglaublich gehalten. Leider sei dies nun Realität geworden. „Wenn sich mancher in den vergangenen Jahren die Frage gestellt hat, ob ein solcher Gedenktag nach so vielen Jahren noch benötigt wird, dann ist die Antwort jetzt wohl eindeutig“, sagte Michael Averbeck.
Er selbst und die meisten Anwesenden hätten das Privileg, dass sie noch nie einen Krieg miterleben mussten und in Freiheit leben können. „Helfen wir nun denen, die für Frieden und Freiheit eintreten und ihre Unabhängigkeit und Freiheit bewahren möchten. Helfen wir, dass auch künftige Generationen bei uns – das heißt unsere Kinder – diese Schrecken nicht erleben müssen“, appellierte der junge Vater eindringlich.
Gottesdienst in der Pfarrkirche
Michael Averbeck dankte den Organisatoren, dem Vereinskartell, den Vereinen, der Musikkapelle, der Bundeswehr und allen Anwesenden für ihre Beteiligung an diesem Gedenktag. „Denn auch Sie alle setzen damit ein Zeichen. Ein Zeichen des Guten gegen das Böse – ein Zeichen, dass wir gemeinsam etwas für den Frieden tun können“, sagte Michael Averbeck. Die Erinnerung an die so vielen Toten in den Weltkriegen und auch im aktuellen Ukraine-Krieg, müsse für alle die persönliche Aufforderung sein, täglich den Weg des Friedens zu gehen.
Um dieses Zeichen zu setzen, hatten Vereinskartell und Bundeswehr Kränze am Ehrenmal niedergelegt. Die Bergkapelle umrahmte das Gedenken musikalisch. Der Volkstrauertag in Mechernich hatte traditionsgemäß mit dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist begonnen. Daran nahmen die Fahnenabordnungen der Vereine und Institutionen ebenso teil, wie am anschließenden Schweigemarsch zum Ehrenmal.
Genau hinschauen
Pfarrer Erik Pühringer hatte in seiner Predigt Bezug genommen auf das Evangelium, in dem Jesus mahnt: „Gebt Acht, dass euch niemand irreführt!“ Ein Satz, der dazu aufruft, auch heute noch sehr kritisch mit Informationen und mit Nachrichten, insbesondere aus den Sozialen Medien, umzugehen. Pühringer rief dazu auf, ganz genau hinzuschauen und auch korrigierend einzugreifen. „Wenn wir alle immer schweigen, passiert das, weswegen wir heute den Volkstrauertag begehen“, so der Mechernicher Pfarrer. Man solle immer dort helfen und korrigieren, wo es sinnvoll erscheint. „Damit“, so Pühringer, „sich nicht wiederholt, was sich in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ereignet hat.“
pp/Agentur ProfiPress