Mit Kulis, Tipp-Ex und Geduld
Mechernich | Die neue Antragswerkstatt des DRK im Kreis Euskirchen soll Menschen bei der Antragstellung von finanziellen Hilfen unterstützen – Das Angebot für Jedermann startet in Mechernich, Nettersheim und Euskirchen
Mechernich – Eigentlich ging es bei dem Termin um Hochbeete und gesunde Ernährung. Doch an diesem Tag im Juni ist in Mechernich auch noch eine Idee auf so fruchtbaren Boden gefallen, dass sie schon jetzt erste Früchte trägt. „Boris Brandhoff vom DRK hat mich damals angesprochen, warum das mit dem Wohngeld oft so lange dauert“, berichtet Kati Jakob, die Leiterin des Mechernicher Fachbereichs Bildung, Soziales und Tourismus. Sie habe daraufhin erläutert, dass sich das ganze Verfahren oft hinziehe, weil Anträge nicht vollständig oder häufig fehlerhaft ausgefüllt werden.
Mit diesem Austausch war die Idee für eine gemeinsame Antragswerkstatt geboren. Gut drei Monate später präsentieren Kati Jakob und die DRK-Mitarbeiter Monika Schwingeler und Kevin Löhr im Mechernicher Rathaus bereits das Konzept. „Hier können wir die Idee kurzer Wege perfekt umsetzen“, sagt Monika Schwingeler. Denn für die Antrags-Beratung darf Kevin Löhr das Trauzimmer nutzen – auf dem gleichen Flur mit den Büros der städtischen Kollegen, die später die Anträge auf ihren Schreibtischen liegen haben.
Gut investierte Zeit
Immer mittwochs von 9 bis 12 Uhr wird Kevin Löhr dort anzutreffen sein, um Menschen beim Ausfüllen von Anträgen zu unterstützen. Wichtigste Werkzeuge? „Kulis und Tipp-Ex“, sagt der 32-Jährige lächelnd. Dazu bringt er noch jede Menge Geduld mit, um die Antragsteller umfassend beraten und unterstützen zu können. Zeit, die bei den Kommunen oft nicht vorhanden ist, die aber für alle Beteiligten gut investierte Zeit ist. Schließlich freuen sich die Sachbearbeiter über vollständig ausgefüllt Anträge und die Antragsteller in Folge dessen über eine zügigere Bearbeitung.
Neben den Schwerpunkten Wohngeld, Kinderzuschlag oder Energiekosten wird Kevin Löhr auch bei anderen Angelegenheiten helfen. Zum Beispiel beim Thema GEZ-Befreiung, bei Bürger-, Eltern- oder Kindergeld oder bei Fragen rund um Bildung und Teilhabe.
Warum er das kann? „Weil es Teil meines Studiums Soziale Arbeit war“, sagt Löhr, der bereits seit über einem Jahr auch im Euskirchener Rotkreuzhaus im Team Migration / Integration von Boris Brandhoff mitgearbeitet hat. Zudem habe er in den Behörden hospitiert, um die Abläufe besser kennenzulernen.
Hürden abbauen
Daher fühlt er sich inzwischen fit genug, um mit der Beratung zu starten. Ab dem 11. September wird er immer montags von 9 bis 12 Uhr im Kloster Nettersheim anzutreffen sein. Die Beratung in Euskirchen findet immer dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr im DRK-Beratungsbüro in der Oststr. 21 statt. In Mechernich ist die Beratung für mittwochs von 9 bis 12 Uhr eingeplant. In allen drei Partnerkommunen gibt es zudem die Möglichkeit, Termine auch außerhalb dieser Zeiten zu vereinbaren.
Alle Beteiligten sind überzeugt, dass der Bedarf für dieses neue Angebot da ist. Steigende Inflation sowie gestiegene Wohn- und Energiekosten hätten den Druck auf die Menschen deutlich erhöht. Die Beantragung von finanziellen Hilfen und Entlastungen erforderten allerdings Wissen um Formulare, Nachweise und die für die einzelnen Leistungen zuständigen Behörden. „Solche Hürden können dazu führen, dass Menschen mit Anspruch auf finanzielle Entlastungen keine Leistungen erhalten“, sagt Monika Schwingeler.
An diesem Punkt setze die Antragswerkstatt an, die das DRK-Team Migration / Integration erdacht und umgesetzt hat. Finanziert wird das Ganze aus Mitteln des Stärkungspakts NRW des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales. „Das Angebot richtet sich daher auch an alle Menschen im Kreis Euskirchen – mit und ohne Zuwanderungsgeschichte“, betont Monika Schwingeler ausdrücklich.
Checklisten sollen helfen
Schließlich sind die Anträge oft derart komplex, dass selbst Muttersprachler daran verzweifeln können. „Daran können wir als Stadt leider nicht wirklich etwas ändern. Die Anträge sind vorgegeben. Wir versuchen, mit Checklisten und Ausfüllhilfen zu unterstützen“, sagt Kati Jakob.
Die Mechernicher Fachbereichsleiterin geht davon aus, dass diese Checkliste durch die Zusammenarbeit mit der Antragswerkstatt noch besser werden können. „Wir tauschen uns über die Erfahrungen aus und werden Antworten zu Fragen, die immer wieder auftauchen, mit in unsere Hilfen einarbeiten“, so Kati Jakob.
In einigen Monaten möchte sie das Projekt gemeinsam mit dem DRK analysieren und bewerten. Sie hofft darauf, dass aus der Idee, die im Juni an Mechernicher Hochbeeten entstanden ist, dann eine stattliche Pflanze geworden ist. Eine, die reichlich Früchte trägt.
Ansprechpartner für die Antragswerkstatt ist Kevin Löhr. Er ist unter Telefon 0151 251 728 50 oder per Mail kloehr(at)drk-eu.de erreichbar.
pp/Agentur ProfiPress