vogelsang ip - Ein Museum der Humanität
Am 19. Juli öffnet das „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“ im früheren Kameradschaftshaus 10 in Vogelsang mit einer Werkstattausstellung seine Tore – Rolf Zimmermann: „Historische Exponate vermitteln am ehemaligen »Täterort« die Idee vom globalen Denken und konkreten Handeln“
vogelsang ip - Zwei Jahre liegen zwischen Idee und Eröffnung des „Rotkreuzmuseums vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“. Ein gutes Jahr brauchten Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann und zwei Dutzend engagierter, meist ehrenamtlicher Mitstreiter, um 4000 Exponate zusammenzutragen und zugänglich zu machen. Jetzt öffnet das Museum am Dienstag, 19. Juli, um 18 Uhr mit einer Werkstattausstellung seine Tore.
Und zwar auf 800 Quadratmetern im ehemaligen „Kameradschaftshaus Nr. 10“ unmittelbar über der malerischen Kulisse des Urftsees und der so genannten „Thingstätte“ sowie unterhalb von Adlerhof und Turm der früheren NS-Ordensburg. Es ist über die ausgeschilderte Zuwegung zum Schwimmbad gut zu erreichen, und zusammen mit dem Rotkreuzmuseum Nürnberg das größte von insgesamt 15 deutschen Rotkreuzmuseen.
Es ist gleichzeitig darunter eines mit ausdrücklich internationalem Anspruch. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte eine kleine Delegation um Rolf Zimmermann in den Internationalen Rotkreuzmuseen in Genf und Castiglione Maß genommen, von wo aus die humanitäre Idee Henry Dunants weltweit Verbreitung fand.
Zimmermann, der „geistige Vater“ und engagierte Motor einer raschen Realisierung: „Wir zeigen im »Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht« zwar auch historische Ausstellungsstücke, vermitteln aber in erster Linie die Idee der Humanität, wie sie vom Roten Kreuz weltweit vertreten und verteidigt wird.“
„Und das an einem so genannten „Täterort“, der früheren NS-Ordensburg Vogelsang“, so Zimmermann, „wo die Missachtung des Völker- und Menschenrechts Unterrichtsstoff für künftiges Führungspersonal war.“
„Menschenbild kommt
von „Menschen bilden“
Zimmermann: „Es ist wie es ist: »Global denken, lokal handeln« hat nichts von seiner Gültigkeit verloren, wenn man diese Welt, jeder an seinem Platz, ein bisschen menschen-, lebens- und liebenswürdiger machen will. »Menschenbild« kommt von »Menschen bilden«.“ Das sei die Botschaft, die ganz „normalen“ Vogelsang-Besuchern, aber natürlich auch im größeren Stil Schulklassen, Jugendgruppen und internationalen Organisationen vermittelt werden soll.
Für Besucher- und Tagungsgruppen, die bereits in der vorläufig zweieinhalbjährigen Anlaufphase willkommen sind, gibt es an den Stirnseiten des früheren Kameradschaftshauses lichtdurchflutete Projekträume. Das zweistöckige Museum verfügt über zwei Medienbereiche, an denen die Vielzahl der international verfügbaren deutschsprachigen Rotkreuz-Filmdokumentationen gezeigt werden soll.
Fürs erste Jahr integraler Bestandteil ist die Sonderausstellung „Umweg Prag - Die Prager Botschaftsflüchtlinge im Herbst ´89 in der Bundesdeutschen Botschaft in Prag“ des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth. Sie erzählt unter prominenter Beteiligung des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen die Geschichte vom Anfang des Endes der deutschen Teilung und des Eisernen Vorhangs in Europa.
In mehreren Wellen waren 1989 bis zu 10 000 DDR-Bürger gleichzeitig auf dem Gelände der Bonner Botschaft in Prag bis zur Ausreisegenehmigung des damaligen ostdeutschen Regimes untergeschlüpft – und dort unter unglaublichen logistischen Rahmenbedingungen von Euskirchener Rotkreuzlern um Angelika und Herbert Schmitz versorgt worden.
Angelika Schmitz führte damals Tagebuch, eine wichtige Quelle für diese große Sonderausstellung mit Multimedia-Terminals über die Schicksale von zwölf Familien und handfestem Anschauungsmaterial aus einer Zeit, als der Kalte Krieg in Europa zu Ende ging.
Museumsshop und
viersprachige Texte
„Begrüßt“ wird man im Erdgeschoss des neuen Museums von einer Vielzahl spannender großer Ausstellungsstücke sowie dem bereits zum Start vorhandenen Museumsshop. Gezeigt werden in diesem Bereich unter anderem das Amphibien-Rettungsfahrzeug „Argo“, eine komplette Feldküche, ein historisches Kompressor-Fahrzeug aus der Zeit des zivilen Bevölkerungsschutzes, Rettungsmittel, Krankentragen und ein Feldlazarett.
Der besondere Reiz, so Rolf Zimmermanns Konzept: „Wir zeigen die Exponate nicht wegen ihrer Historizität allein, sondern stellen jeweils auf Tafeln mit Text und Fotos dar, wie beispielsweise so ein Feldlazarett heute aussieht, wie und wo es warum eingesetzt wird.“ So schlägt das neue „Rotkreuzmuseum vogelsang ip für internationales Völker- und Menschenrecht“ den Bogen von den Eifelhöhen der deutsch-belgisch-niederländisch-luxemburgischen Grenzprovinz hinaus in die ganze Welt.
Geschriebene und gesprochene Texte sind meist viersprachig (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch). Die internationalen Grundsätze des Roten Kreuzes, der nationalen Rotkreuzgesellschaften, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), des Völkerrechts und der von den Vereinten Nationen formulierten Menschenrechte sind dabei nicht nur einfach „übersetzt“ worden, sondern entsprechen empathisch auch den Intentionen und dem Sprachgebrauch der nationalen Rotkreuzgesellschaften Deutschlands, Frankreichs, der Benelux-Länder und der britisch geprägten Commonwealth-Staaten.
Auch Flure und Treppenhäuser sowie kleinere Neben- und Seminarräume wurden in das Museumskonzept integriert. So entstanden nebenbei eigene Bereiche zur Darstellung der Aufgaben und Tätigkeiten des Jugendrotkreuzes. Zukünftig geplant ist auch die Aufarbeitung und eine Darstellung zur Geschichte des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen.
Die zweieinhalbjährige Anlaufphase soll auch zur Werbung weiterer Unterstützer für das großenteils ehrenamtlich eingerichtete und geführte Museum dienen. Rolf Zimmermann will vor allem auch um Fördermittel werben, um das Gebäude endgültig zu kaufen und zu renovieren, und wird damit auch den Fokus auf die Ehrenamtlichkeit lenken, aus der heraus das humanitäre Völkerrecht lebt und atmet, seit es vor 152 Jahren von Henry Dunant und den mutigen Frauen von Castiglione am Rande der Schlacht von Solferino begründet wurde.
Heute gehören dem Internationalen Roten Kreuz und seinen nationalen Gesellschaften 97 Millionen Aktive, Unterstützer und Förderer an, in Deutschland allein sind es vier Millionen, im Kreis Euskirchen 10 000.
pp/Agentur ProfiPress