Euskirchen / Tansania - 36 Kinder drücken jetzt die Schulbank
Mit Unterstützung der unter der Federführung des Roten Kreuzes Euskirchen agierenden Hilfsorganisation „Eifel AID“ brachte Lilo Langen aus Bad Münstereifel erneut Hilfe nach Tansania – Nach dem erfolgreichen Brunnenprojekt 2008 bekamen die Kinder in der Nursery School in Ukonga jetzt Schulbänke
Kreis Euskirchen – Im Jahre 2008 flog die Bad Münstereifeler Diplom-Ingenieurin Lilo Langen für fünf Monate nach Tansania, um vor Ort ein neues Projekt mit Hilfe von Eifel AID, der Gruppierung aus Wohlfahrtsverbänden unter der Federführung des Roten Kreuzes Euskirchen, auf die Beine zu stellen. In Dorf Mwanagati außerhalb von Dar es Salaam ließ sie mit einheimischer Hilfe einen Brunnen bohren, der seither zahlreiche Menschen mit sauberem Wasser versorgt. Jetzt verbrachte Lilo Langen, die beruflich im Bauamt der Stadt Euskirchen arbeitet, erneut einen Monat ihres Urlaubs in Ostafrika, um dort ein Schulprojekt zu verwirklichen.
Sie besuchte die Tumaini Nursery School in Ukonga. In dieser Vorschule werden 36 Kinder für den Einstieg in die Primary School vorbereitet. „Bis letztes Jahr wurden die Kinder noch draußen unter einem Baum unterrichtet, was für viele Kinder gesundheitliche Folgen hatte. Besonders durch die Bisse der Sandflöhe erlitten einige Kinder schwere Infektionen“, berichtet Lilo Langen jetzt nach ihrer Rückkehr aus Ostafrika. Die Münstereifelerin suchte nach Abhilfe und hatte Glück. Kurzfristig tat sich die Möglichkeit auf, in einem von muslimischen Gemeindemitgliedern errichteten Gebäude einen Raum anzumieten.
Die Zustände in Tansania sind für Menschen, die in der Zivilisation aufgewachsen sind, oft kaum nachzuvollziehen. Manche Eltern, so berichtet Langen, können nicht einmal mehr das Schulgeld von 1,50 Euro im Monat aufbringen. Noch schlimmer aber sieht es bei der medizinischen Versorgung aus. Geld für Medikamente ist so gut wie nicht vorhanden. Und wenn doch, dann stellt sich ein weiteres Problem. Denn gegen Malaria und HIV werden in den armen Ländern oft Medikamente verkauft, die schlichtweg gefälscht sind. „Gerade in den armen Landstrichen steht die Nachbarschaftshilfe aber noch sehr hoch im Kurs“, berichtet Langen. Wenn jemand sich in Not befinde, so werde dieser solange von seinen Nachbarn unterstützt wie notwendig, auch wenn diese selbst kaum etwas besitzen.
Über den Raum, den die Muslime den Kindern zur Verfügung stellten, hat sich Lilo Langen sehr gefreut. Leider jedoch saßen die Kinder dort bislang auf Säcken, was nicht nur ungesund, sondern auch der Konzentration nicht gerade dienlich ist. Mit Hilfe des Roten Kreuzes Euskirchen und Eifel AID konnten jetzt vor Ort Schulbänke für 36 Kinder gebaut werden. „Zudem gab es für jedes Kind ein neues Lehrbuch, Hefte, Stifte und Farblerntafeln, die jetzt die Innenwände der Klasse schmücken“, so Langen.
Manche Kinder werden verkauft
„Bei all unseren Hilfsprojekten im Ausland geht es auch immer darum, dass alle größeren Investitionen direkt vor Ort getätigt werden“, berichtet Rolf Zimmermann, Geschäftsführer des Roten Kreuzes Euskirchen. Die Schreinerei, die die Bänke herstellte, fand man denn auch in nur 20 Minuten Fußweg von der Schule entfernt. Bereits innerhalb von einer Woche waren die in Auftrag gegebenen Bänke fertiggebaut. „Sie konnten damit noch vor den Ferien in die Schule gebracht werden“, so Lilo Langen. Die Eltern seien außer sich vor Freude gewesen über diese Hilfe. Die Übergabe der Schulbänke wurde schließlich mit einem Fest und einer Tombola für die Kinder gefeiert. Dabei, so berichtet Langen, wurde so viel Essen gekocht, dass auch noch die Waisen und Straßenkinder aus dem Umfeld der Schule satt wurden. Am Ende des Festes konnte der Lehrer schon vier neue Anmeldungen fürs kommende Jahr verzeichnen. Vier Kinder werden die Nursery School verlassen und auf die Primary School wechseln.
„Die in dieser Region lebenden Waisenkinder werden oft von Verwandten groß gezogen“, weiß die Ingenieurin. Doch diese könnten die Kinder oft nicht ausreichend versorgen. Man schätze, dass es in Tansania ungefähr vier Millionen Kinder unter 14 Jahren gebe, denen es am Notwendigsten fehle. Viele Kinder würden zu Waisen, weil sie ihre Eltern durch Aids verlieren würden. Andere wiederum würden von unverheirateten Müttern ausgesetzt, weil sie unehelich geboren wurden oder weil die Eltern sich die Ernährung ihrer Kinder schlichtweg nicht leisten könnten. „Manche verkaufen ihre Kinder sogar an Familien, die sie zum Arbeiten missbrauchen“, so Langen.
Der Anblick dieser ausgestoßenen Kinder war für die Münstereifelerin das Schlimmste auf ihrer Reise. „Ich habe in Dar es Salaam und Arusha einige dieser Kinder gesehen“, berichtet sie, „es war erschreckend. Die Kinder sind zerlumpt und streifen meist allein herum oder in kleinen Gruppen. Sie schlafen auf Grünstreifen zwischen vierspurigen Autostraßen, liegen im Dreck oder am hellen Tag auf irgendwelchen Bürgersteigen.“ Gebe man ihnen Geld, so kauften sie sich Alkohol und andere Drogen. Zum Glück gebe es jedoch mittlerweile Organisationen, die sich dieser Kinder annähmen. „Trotzdem braucht Tansania noch viel Unterstützung“, resümiert Langen.