Euskirchen - Kein Engpass beim Wegfall der „Zivis“
Beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen setzt man auf den neuen Freiwilligendienst, bei dem nicht nur junge Leute, sondern auch Rentner gefragt sind.
Kreis Euskirchen - Den „Zivi“ - so die allgemein übliche Abkürzung für den Zivildienstleistenden – wird es bald nicht mehr geben: Wenn ab März die Wehrpflicht ausgesetzt wird und nur noch Freiwillige den Dienst an der Waffe verrichten, gilt Gleiches auch für den Zivildienst.
Betroffen von dieser Änderung sind im Kreis Euskirchen 88 Einrichtungen. Dort versahen 138 Zivildienstleistende zum Stichtag 1. Dezember ihren Dienst. Was die Änderung für die Einrichtungen bedeutet, ermittelten Bernd Zimmermann und Klaus Pesch.
Sie sprachen unter anderem mit Rotkreuz-Geschäftsführer Rolf Zimmermann. Dieser berichtete den beiden Redakteuren, man beschäftige zwischen vier bis sieben Zivis beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen. Die jungen Leute werden im Behindertenfahrdienst und bei Krankentransporten eingesetzt. Dem Roten Kreuz werde im Kreis jedoch kein Engpass entstehen, wenn die Wehrpflicht wegfällt, äußerte sich Zimmermann.
Schließlich gibt es noch das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), sowie das Berufspraktische Soziale Jahr(BPSJ). Letzteres verursacht zwar ein Drittel mehr Kosten als ein Zivi, dafür fallen BPSJler aber nicht aus wie die Zivis, wenn sie Bildungswochen absolvieren müssen.
Zimmermann hätte dafür plädiert, dass jeder junge Mensch ein Staatsjahr absolviert, sich aber aussuchen kann, wo er das macht. In 13 Jahren hauptamtlicher Arbeit hat er rund hundert Zivis kennen gelernt. „Davon waren keine fünf, die neben der Kappe waren“, sagte er. Das Engagement der jungen Leute ist in der Regel hervorragend. „Die gehen ab wie Schmitz-Katze, wenn man ihnen Verantwortung gibt“, so Zimmermann.
Vorteilig erscheint es dem Rotkreuz-Chef, dass bei dem neu einzurichtenden Bundesfreiwilligendienst alle Altersgruppen mitmachen können. „Wir haben eine ganze Reihe von Rentnern“, berichtete er. „Im Behindertenfahrdienst läuft das hervorragend, im Rettungsdienst geht so etwas kaum.“
Er befürchtet allerdings, dass der Anteil der Jugendlichen aus demographischen Gründen und weil der Arbeitsmarkt einen erhöhten Bedarf habe, abnehmen könne. Es sei ein Mangel, wenn dem Roten Kreuz die Spontanität der Jugend abhandenkommt.
Im Gemünder Alten- und Pflegeheim hofft man nun auf den neuen Freiwilligen Dienst, denn zusätzliche Stellen werde es mit Sicherheit keine geben. Weil künftig auch ältere Bürger ehrenamtlich tätig sein können, gebe es vielleicht manchen rüstigen Rentner und Vorruheständler, der etwas Sinnvolles tun und dabei ein wenig hinzu verdienen wolle.
Das könnten wohl um die 600 Euro sein, vermutet , Malte Duisberg, Leiter der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd, die dann vom Staat und dem Altenheim gezahlt würden. Aber zunächst einmal fallen ab April diese Arbeitskräfte weg: „Ich habe noch keine Lösung, wie wir das auffangen“, sagt Duisberg.
Bei der Arbeiterwohlfahrt, Regionalverband Rhein-Erft & Euskirchen, trauert man dem auf sechs Monate befristeten Zivildienst nicht sonderlich nach: „Es ist schwierig geworden, jemanden in dieser Zeit einzuarbeiten“, sagt Geschäftsführer Felix Thurow.
Dem neuen Freiwilligendienst stehe Thurow grundsätzlich positiv gegenüber. Denn grundsätzlich sei es richtig, wenn die Politik Ideen entwickle, wie die Menschen an soziale Arbeit herangebracht werden könnten.