Euskirchen - Keine Atempause für die Rotkreuzler
Neue Aufgaben und zahlreiche Einsätze halten den Kreisverband auf Trab – Neuer Vorstand gewählt
Euskirchen – Dass das DRK eben viel mehr als Blutspende und Erste Hilfe sei, stellte Christiane Loeb gleich zu Beginn der Kreisversammlung des Rotkreuz-Kreisverbandes Euskirchen fest. „Wer hätte noch vor zehn Jahren gedacht, dass die Betreuung von Flüchtlingen oder die Fürsorge unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu ihren Aufgaben zählen würde“, sagte die stellvertretende Euskirchener Bürgermeisterin, die – ebenso wie Landrat Günter Rosenke – erschienen war, in ihrer Ansprache vor knapp 100 Rotkreuzlern. Seit diesem Jahr befindet sich der DRK-Kreisverband in der Anerkennungsphase als Träger der Jugendhilfe im Heimbereich.
Viele zusätzliche Aufgaben haben den Verband im zurückliegenden Jahr in Atem gehalten. „Wir haben verdammt gute Arbeit geleistet. Dabei wollten wir eigentlich mal zur Ruhe kommen“, konstatierte Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Die „überdurchschnittlich gute Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt“, so Klöcker sei das Erfolgsgeheimnis. „Das können andere Kreisverbände nicht von sich behaupten.“
Weil das Rotkreuz-Zentrum in Euskirchen aus allen Nähten platzt und mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus im Herbst 2018 gerechnet wird, gewährte die Feuerwehr Euskirchen den Rotkreuzlern für die Kreisversammlung Obdach in ihrer neuen hauptamtlichen Wache in der Kreisstadt. Hier dankte Landrat Rosenke insbesondere den 800 Ehrenamtlern. „Deren Tätigkeiten aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.“
Eine von ihnen ist Edeltraud Engelen, zweite Kreisvorsitzende, Blutspendebeauftragte und „im Kreisgebiet unterwegs wie ein Wirbelwind“, wie Kreisvorsitzender Karl Werner Zimmermann betonte. Für ihren unermüdlichen Einsatz zeichnete er sie mit der Berni-Müller-Verdiensturkunde aus, der höchsten Auszeichnung, die der Kreisverband zu vergeben hat.
Dass dem DRK-Kreisverband an den zurückliegenden 365 Tagen keine Pause vergönnt war, lag unter anderem am steigenden Bedarf in der Kinderbetreuung, der vor allem, so Klöcker, in Weilerswist aufgrund der Neubaugebiete „extrem“ sei. Dort ist das Rote Kreuz unter anderem Betreiber der mit 138 betreuten Kindern kreisweit größten Kindertagesstätte. Hinzu kommen mittlerweile 350 Kinder, die in den fünf OGS-Standorten Mechernich, Zülpich, Ülpenich, Blankenheim und Dahlem betreut werden sowie weitere 177 Kinder, die an der Betreuungsform „Schule von acht bis eins“ teilnehmen, wie Heike Iven berichtete. Allein in diesem Bereich sind 66 Betreuungskräfte beschäftigt. Insgesamt stieg die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter von 515 auf 813.
Obwohl bei der Unterbringung der Flüchtlinge zwischenzeitlich Ruhe eingekehrt ist und die beiden zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) in Euskirchen und Vogelsang aktuell bei weitem nicht ausgelastet sind, werden die Kapazitäten im Auftrags des Landes weiter erhöht: in Euskirchen auf 1.300 und in Vogelsang auf 700 Plätze. „Wenn man an 2015 denkt, dann weiß man, wie schnell so etwas gehen kann“, erklärte Schatzmeister Gerd Fink die Vorsichtsmaßnahme der Landesregierung.
Dem DRK-Kreisverband und seinen Mitarbeitern würden die unbefristeten Verträge für die Betreibung der Unterkünfte indes erheblichen Druck bereiten. Umso wichtiger sei es, so der Schatzmeister, Rücklagen für die „Zeit nach den ZUE“ zu bilden. Im Frühjahr dieses Jahres gab es den Zuschlag für weitere drei Jahre und damit Arbeitsplatzsicherheit bis zum Frühjahr 2020. Wie es danach weitergehe, wisse niemand. Fink, der der Versammlung „fünfzehn spannende Minuten“ für seinen Finanzbericht angekündigt hatte, präsentierte ein erfreuliches Zahlenwerk mit einer positiven Liquiditätsentwicklung.
Ebenfalls spannend wurde es, als Kreisbereitschaftsleiter Stephan Schmitz seinen Bericht ablieferte. Knapp 8.000 Helferstunden leisteten die Ehrenamtler in den elf Ortsvereinen. 320 Einsätze bei Großveranstaltungen im Kreis Euskirchen hatte die Koordinierungsstelle abzustimmen. Auf 49 Notfalleinsätze brachte es der Rettungsdienst allein im Karneval. Auch überregional wurden die Euskirchener Rotkreuzler gerufen, so etwa die Bergwacht beim Seilbahnunglück in Köln oder die Rettungshundestaffel bei zahlreichen Vermisstensuchen außerhalb des Kreisgebietes. Jüngst war es die Evakuierung des Pflegeheimes in Kalenberg, nachdem es dort zweimal gebrannt hatte.
Unter der Leitung von Christiane Loeb wählte die Versammlung den Kreisvorstand. Ohne Gegenstimmen wurde folgende Mannschaft aufgestellt: Vorsitzender Karl Werner Zimmermann, erste stellvertretende Vorsitzende Edeltraud Engelen, zweiter stellvertretender Vorsitzender Wilfried Müller, Schatzmeister Gerd Fink, Justiziar Werner Eicks und Kreisverbandsarzt Frank Gummelt. Außerdem gehören dem Kreisvorstand Christoph Thomaßen als neuer Vertreter der Kreisbereitschaftsleitung sowie Herbert Schmitz als weiterer Vertreter der Kreisbereitschaftsleitung und Angelina Ulrich als Vertreterin der Jugend an. Letztere hat die bisherige Jugendrotkreuzleiterin Laura Zimmermann abgelöst. Unterstützt wird sie von Nathalie Schwade (OV Euskirchen) und Til Voß (OV Mechernich) im JRK-Kreisvorstand.
Außerdem gab es folgende Ernennungen: Achim Steffens (kommissarischer Bereitschaftsleiter Hellenthal), Angela Willems (Bereitschaftsleiterin Blankenheim), Jürgen Houbé (Bereitschaftsleiter Kall), Christian Larres (Gruppenführer Sanitätsdienst Kall) und Christoph Thomaßen (Kreisbereitschaftsarzt).
Für 25 Dienstjahre geehrt wurden: Regina Abelein, Silke Mertens, Simone Jakobi (alle Dahlem), Florian Becker (Weilerswist), Johanna Goloiuch, Jutta Opitz (beide Schleiden), Susanne Koppenstedt (Blankenheim), Thorsten Mette (Zülpich) und Sascha Suikerland (Mechernich).
Ausgezeichnet für 50 Dienstjahre wurden Anneliese Raja (Blankenheim) und Christine Simon (Euskirchen).
pp/Agentur ProfiPress