Euskirchen - Lebensretter spenden zwölf Tage Freizeit
Freizeit opfern, um Leben zu retten? Für viele Rotkreuzler gehört das selbstverständlich zu ihrem ehrenamtlichen Einsatz dazu. Bei einem Lehrgang für angehende Sanitäts- und Rettungshelfer im Rotkreuz - Zentrum Euskirchen / Eifel lernen die Teilnehmer die Grundlagen für die Arbeit im Rettungsdienst. Das war für Katharina Neumann aus Kall, die mittlerweile ihr Medizinstudium absolviert, Anlass, sich an ihren Start vor fünf Jahren und ihre Entwicklung im Roten Kreuz zu erinnern.
Euskirchen - Vor mittlerweile fünf Jahren (und ich staune, wie schnell die Zeit seitdem vergangen ist) habe auch ich die Ausbildung zum Rettungshelfer begonnen. Damals orientierte sich die Ausbildung noch an einem älteren Ausbildungsmodell, mit San A, B und C. Ich war Mitglied der Rotkreuz-Wasserwacht in Kall, und natürlich ist es als Wasserretter wichtig, sich mit Erster Hilfe und erweiterten Maßnahmen bestens auszukennen. Motiviert und interessiert war ich vom ersten Lehrgang an, dem San A, begeistert von der Thematik.
Unser dritter Lehrgangsabschnitt, der San C, fiel ausgerechnet auf den Tag des Busunglücks mit dem dänischen Bus auf der A1. Wir befanden uns gerade auf dem Weg zum Ausbildungsort, und auf die Frage: „Was tun wir jetzt?“ fand sich wie selbstverständlich nur eine Antwort: „Wir helfen“. Dieses Ereignis, die Gemeinschaftsstruktur, das Gefühl, eine Aufgabe zu haben und einen wichtigen Beitrag leisten zu können, haben mich endgültig davon überzeugt, mich zu engagieren und weiterzubilden.
Nach meiner Prüfung zum Rettungshelfer Anfang 2005 stand auch mein Abitur und damit die Entscheidung über meinen weiteren Berufsweg an. Das Rettungswachenpraktikum auf der Rettungswache Zülpich und die Erlebnisse mit meiner Rotkreuz-Gemeinschaft im Ortsverein Schleiden bewegten mich dazu, mich für ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) im Rettungsdienst beim Deutschen Roten Kreuz zu bewerben.
So schloss sich meinem Rettungshelfer zunächst der Rettungssanitäter an. Dieser Lehrgang fand bereits in Kooperation mit der Malteser Schule Aachen statt, genau wie mein Rettungsassistentenlehrgang ein Jahr später. Von dieser Kooperation und den resultierenden Lehrgangsleitfäden, der Vielzahl der Ausbilder und der guten Materialversorgung habe ich sehr profitiert. Ich war „Feuer und Flamme“ für den Rettungsdienst.
Im Laufe meines Jahrespraktikums jedoch musste ich ein wenig von meinem Idealismus einbüßen. Ich ärgerte mich über die schlechte rechtliche Absicherung der Rettungsassistenten, die zunehmend unstetige Situation am Arbeitsmarkt und vor allem über den stark limitierten Handlungsspielraum. Ich wollte mehr für meine Patienten tun dürfen und habe dafür im letzten Jahr etwas begonnen, was ich mir vor fünf Jahren nie hätte vorstellen können. Ich studiere Humanmedizin.
Noch bin ich natürlich ganz am Anfang und beschäftige mich im Moment mit den notwendigen Grundlagen. Zur Zeit begeistert mich das Studium nicht so sehr wie die Einsätze im Rettungsdienst es getan haben, aber die Arbeit am Patienten im Rettungswagen gibt mir eine Perspektive und die Willensstärke, mein Studium durchzuziehen.
Ich weiß genau, wo ich eines Tages hin möchte, wenn ich mit meinem Studium fertig bin. So paradox es klingt: Ich möchte zurück auf die Straße!
Heute unterrichte ich selber San A Lehrgänge, die immer noch ein fester Bestandteil der Helfergrundausbildung sind. Es macht mir großen Spaß, den meist jungen Teilnehmern einen Einblick in die Notfallmedizin zu geben. Auch mein Weg hat einmal so angefangen und mich sehr nachhaltig beeinflusst.
Ich habe beim Roten Kreuz eine Aufgabe gefunden, mein Hobby zum Beruf gemacht und es nie bereut.
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