Euskirchen - Schon früh die Weichen für ein aktives Altern stellen
Beim zweiten Demografieforum des Kreises Euskirchen stand das Miteinander der Generationen im Mittelpunkt – Rotkreuz-Geschäftsführer Soziale Dienste Rolf Klöcker stellte die Bildungsinitiative „Haus der kleinen Forscher vor“ - Jean Pütz und Johannes Heesters machen es vor: „Aktiv das Altern gestalten“ – Kreis Euskirchen, Städteregion Aachen und der Kreis Düren bilden eine von bundesweit 21 besonders geförderten Modellregionen im ländlichen Raum
Kreis Euskirchen – Wer bislang bei den Schlagwörtern "Demografiewandel“ und „aktives Altern“ eine zunehmend vergreisende Bevölkerung oder zumindest die „Best Ager“ vor Augen hatte, lag zwar nicht ganz daneben. Doch dass es beim Thema nicht nur um alte Menschen ging, stellte Dr. Winfried Kösters vor rund 80 Zuhörern im Sitzungssaal des Kreishauses klar. Der Journalist und Fachbuchautor aus Bergheim gestaltet als externer Begleiter den Demografieprozess im Kreis Euskirchen von Beginn an mit und moderierte auch das zweite Demografieforum, zu dem Manfred Poth als Allgemeiner Vertreter des erkrankten Landrates Günter Rosenke rund 80 Vertreter aus Verwaltungen, sozialen Einrichtungen, Wohlfahrtsverbänden und aus der Politik am Donnerstagabend, 8. Dezember, im Kreishaus begrüßen konnte. „Am Tag der Geburt beginnt das Altern“, stellte Kösters klar. Um gleich darauf mit den munteren Greisen Johannes Heesters und Jean Pütz zwei leibhaftige Paradebeispiele für aktives Altern zu nennen.
Obgleich die Heirat mit den um Generationen jüngeren Ehefrauen der beiden Herren oder Pütz‘ späte Vaterschaft ganz sicher nicht das war, was Demografie-Experte Kösters unter „Aktiv das Altern gestalten: Miteinander, engagiert!“ versteht. Denn so lautete das Motto des Forums und auch das seines Impulsvortrages. Gemeint waren vielmehr das Zusammenspiel und der gegenseitige Respekt der Generationen bei der Bewältigung des demografischen Wandels.
Und so beschäftigen sich einige der an diesem Abend vorgestellten Projekte aus dem Handlungskonzept für den demografischen Wandel auch mit den Jüngsten der Gesellschaft. Dabei geht es um frühkindliche Bildung wie etwa das „Rucksackprojekt“ des Kreisjugendamtes oder das „Haus der Kleinen Forscher“, einer bundesweiten Stiftung, die im Kreis Euskirchen das Rote Kreuz zum Kooperationspartner hat. Wie Rolf Klöcker, Geschäftsführer Soziale Dienste und verantwortlich für die Kindertageseinrichtungen des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, berichtete, bemüht man sich, ein lokales Netzwerk auf die Beine zu stellen. Dieses übernimmt beispielsweise die Ausbildung der Erzieherinnen vor Ort und bereitet die Kindertageseinrichtungen auf die Zertifizierung im Rahmen der Bildungsinitiative vor.
Alle Bemühungen um Kinder und Jugendliche – angefangen mit einem Bildungsprogramm für Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr bis hin zum Übergangsmanagement von der Schule in den Beruf – haben angesichts einer schrumpfenden Bevölkerung den Hintergrund, dass man es sich künftig nicht mehr leisten kann, auf die Kinder zu verzichten, die von Haus aus keine optimalen Voraussetzungen für ihren späteren Lebensweg mitbekommen.
Dieses verdeutlichte den Teilnehmern ein Rollenspiel, für das sich Kösters elf Mitspieler aus dem Publikum holte. Sie sollten ein Kind oder einen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft aus jeweils einer der elf Kommunen des Kreises verkörpern. Konnten sie die Fragen des Moderators beantworten, durften sie einen Schritt nach vorne machen. Ihr Vorwärtskommen bzw. ihr Stillstand sollte symbolhaft die Bedeutung der Lebensumstände für den späteren Lebensweg verdeutlichen.
Nicht zuletzt, so Kösters, würden bereits im Kindesalter die Weichen für aktives Altern gestellt. „Wer nicht als Kind gelernt hat, gesund zu leben, wird das auch nicht im Alter tun.“ So spiele das Thema „Gesundheit“ in einer Zeit, in der die Menschen 80, 90 oder 100 Jahre alt würden, eine wichtige Rolle.
Das Jahr 2012 wurde als „Europäisches Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ ausgerufen. „Das ist ein wichtiges Signal“, sagte Manfred Poth in seiner Begrüßungsansprache. Denn die Folgen des demografischen Wandels, so Poth, lägen nicht in weiter Ferne, sondern hätten sich bereits in den Jahren 2000 bis 2010 bemerkbar gemacht. Poth: „Die Altersstruktur verschiebt sich nach oben: Die unter 14-jährigen werden weniger, die über 80-jährigen mehr.“
Wie Poth bekannt gab, ist der Kreis Euskirchen im Regionalverbund mit der Städteregion Aachen und dem Kreis Euskirchen in eine von bundesweit 21 Modellregionen im Aktionsprogramm „regionale Daseinsvorsorge“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Städteentwicklung ernannt worden. Mit dem Aktionsprogramm unterstützt das Bundesministerium die ländlichen Modellregionen in den Jahren 2012/2013 dabei, trotz Alterung und Rückgang der Bevölkerung die Versorgung mit den grundlegenden Angeboten der Daseinsvorsorge aufrecht zu erhalten.
Der Kreis Euskirchen, die Städteregion Aachen und der Kreis Düren sind nun aufgerufen, eine Regionalstrategie zu erarbeiten. Die Modellregionen erhalten dazu in den Jahren 2012/2013 eine finanzielle Zuwendung von bis zu 180.000 Euro. „Das ist die Anerkennung dafür, dass Sie den Demografieprozess aktiv gestalten“, sagte Kösters. Allein 40 Projekte werden von der Kreisverwaltung selbst inszeniert, betont Iris Poth, Demografie-Beauftragte des Kreises Euskirchen.
Zu den übrigen Projekten der insgesamt sechs Handlungsfelder gehört beispielsweise auch das Leerstands-Monitoring in den Gemeinden Hellenthal und Dahlem, ein Forschungsprojekt der Universität Bonn, dass sich im Sinne einer nachhaltigen Dorfentwicklung mit der Erfassung, dem Erhalt und der neuen Nutzung leer stehender Gebäude in den beiden Südkreis-Kommunen befasst.
Im Anschluss an die Referate versammelten sich die Forumsteilnehmer an Thementischen, um beim gemeinsamen „Brainstorming“ Ideen rund ums aktive Altern zu Papier zu bringen. Diese sollen ins weitere Handlungskonzept einfließen. Insgesamt bewertete Iris Poth den Verlauf des zweiten Demografie-Forums – ein Jahr nach der ersten Veranstaltung – positiv: „Das ist sehr gut gelaufen.“ Bedauerlich sei allenfalls, dass Wirtschaft und Unternehmen kaumpräsent gewesen seien.
pp/Agentur ProfiPress