Gemünd - Für den Einsatz gerüstet
Kurzfristige Info der Bezirksregierung: Rotes Kreuz im Kreis Euskirchen übernimmt „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ für 150 Flüchtlinge – Erste Lagebesprechung in Gemünder Schullandheim
Kreis Euskirchen/Schleiden-Gemünd - „Das ist die Bezirksregierung“, sagt Rolf Klöcker, Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen und zückt sein Handy. Er hofft, Näheres zur bevorstehenden Ankunft von 150 Flüchtlingen zu erfahren, die das Rote Kreuz von Montag, 6. Juli, im Schullandheim des Rhein-Sieg Kreises in Gemünd bis zunächst Freitag, 31. Juli, rund um die Uhr betreuen soll. Erst am Freitag zuvor hatte das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen den Auftrag von der Bezirksregierung Köln erhalten.
„Das Wochenende haben wir genutzt, um trotz der Ferienzeit ehrenamtliche Helfer zu akquirieren“, so Klöcker. Mit Erfolg: 15 Rotkreuzler erklärten sich spontan bereit, zu helfen. Die Flüchtlinge sollen zunächst tagsüber von vier bis sechs und nachts von zwei Rotkreuzlern betreut werden. Auch für Janine Frackmann, die Leiterin der zum 1. Juli eingerichteten Flüchtlingsberatungsstelle des Roten Keuzes im Kreis Euskirchen, wurde vor Ort ein Büro eingerichtet.
Vom strategische Leitungsteam, zu dem neben Rolf Klöcker und Janine Frackmann auch die stellvertretende Kreisvorsitzende Edeltraud Engelen, der Fachbereichsleiter Migration und Soziales Bodo Froebus, Kreisbereitschaftsleiter Jürgen Houbé, Fahrdienstleiter Thomas Heinen sowie der technische Beauftragte Herbert Schmitz gehören, ist in solchen Momenten viel Spontanität gefragt. Der Anruf der Bezirksregierung platzte mitten in eine Lagebesprechung des Rotkreuzteams mit der Heimleiterin Edith Stoffels und der Küchenchefin Ursula Voiks, in deren Rahmen auch Bürgermeister Udo Meister sich über deren Stand der Dinge erkundigte.
„Nun ist zumindest klar, dass die Menschen wahrscheinlich tatsächlich noch heute eintreffen“, so Klöcker nach dem Telefonat. Nicht klar sei allerdings nach wie vor, aus welchen Ländern sie stammen und auch wie die Struktur der Gruppe ist. „Es kann sein, dass wir vorwiegend Junggesellen, aber auch viele Familien mit Kindern haben“, erklärt Herbert Schmitz – wir müssen einfach spontan reagieren. Das bedeutet auch, dass die Zimmerbelegung, die ja davon abhängt, erst kurzfristig erfolgen kann. Insgesamt stehen 14 Achtbettzimmer und fünf Sechsbettzimmer zur Verfügung. Hinzu kommen zwei „Lehrerzimmer“ mit eigener Dusche. „Im Erdgeschoss gibt es zudem drei Zimmer mit je vier Betten, hier könnten etwa Familien oder Mütter mit Kindern untergebracht werden“, erklärt Heimleiterin Edith Stoffels bei einem Rundgang durch das Schullandheim.
Trotz der unklaren Situation blieben die Rotkreuzler gelassen. Auch, weil sie mit der spontanen Unterbringung und Betreuung von 50 Flüchtlingen im Februar diesen Jahres bereits erprobt sind. „Damals war der Aufwand noch größer, weil auch das Verpflegungsteam im Einsatz war“, so Klöcker. Zudem gibt es auch so einiges zu klären. Unter anderem steht Rolf Klöcker in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, um die teils vermutlich nötige Erstuntersuchung der Menschen in die Wege zu leiten. Ob dies nötig ist, hängt davon ab, ob die Flüchtlinge bereits an anderer Stelle inner- oder außerhalb Deutschlands registriert und untersucht wurden.
Damals wie jetzt kann das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen bei der Betreuung der Flüchtlinge auf seine verschiedenen Dienste zurückgreifen. Das Jugendrotkreuz etwa steht mit Freizeitangeboten zur Verfügung. Sollten viele Kleinkinder unter den Flüchtlingen sein, können Erzieherinnen aus den Rotkreuz-Kitas im Kreis Euskirchen unterstützen. Auch für möglicherweise traumatisierte Menschen, die etwa direkt aus Kriegsgebieten kommen, können der Rotkreuz-Kriseninterventionsdienst sowie Dolmetscher Hilfe bieten.
Bestmöglich auf die Ankunft der 150 Menschen vorbereitet hat sich auch Küchenleiterin Ursula Voiks – trotz der zunächst spärlichen Infos. „Was ich schon einkaufen und vorbereiten konnte, ist erledigt“, sagt sie, „bei allem anderen reagieren wir spontan.“ Klar sei in jedem Fall, dass ohne Schweinefleisch gekocht werde.
Was möglich war, wurde also vorbereitet und in die Wege geleitet. Jetzt warten die Rotkreuzler auf den Anruf der Bezirksregierung, dass die Busse mit den Flüchtlingen unterwegs ist von Dortmund aus nach Gemünd…
pp/Agentur ProfiPress