Ghana - Jugendrotkreuzlerin für ein Jahr in Afrika (2)
Hier der zweite Bericht unserer Jugendrotkreuzlerin Cathryn Bassett, die ein Jahr lang in Afrika leben wird, um dort in einem Krankenhaus mitzuhelfen...
Die Gastfamilie, Akwatia, das Krankenhaus ...
Seit Montag, 06. September 2010 lebe ich in Akwatia, einer kleinen Stadt mit ca. 23.000 Einwohnern. Akwatia liegt im westlichen Teil der Eastern Region in Ghana (ca. zwei Fahrstunden von Koforidua und vier Fahrstunden von Accra entfehrnt). Akwatia ist in keiner Weise mit Accra oder Koforidua zu vergleichen .
Dort ist alles viel kleiner und ländlicher, obwohl es mindestens genauso laut zu sein scheint. Es gibt viele Tiere auf den Straβen, vor allem Schafe und Hühner, aber auch Hunde und Katzen, die einfach frei herum laufen.
Ich weiβ nie so genau, welches Tier nun zu welchem Besitzer gehört und frage mich, ob die es wohl selber wissen... Aber ich glaube, das ist ähnlich wie mit dem Verkehr in Ghana: Ich verstehe nicht wie, aber es funktioniert.
In Akwatia gibt es weder ein Internetcafé, noch einen Geldautomaten. Für Geld und anständiges Internet muss ich schon die zwei Stunden Fahrt bis nach Koforidua, der Hauptstadt der Eastern Region, auf mich nehmen.
Auch der Markt findet hier nur zweimal wöchentlich statt (montags und donnerstags). Aber selbst wenn Markttag ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man auch das zu kaufen bekommt, was man gerade möchte. Besonders Ananas, mein absolutes Lieblingsobst, ist in Akwatia meist nur schwer zu bekommen.
So gab es bei meinem ersten Besuch auf dem Markt gar keine Ananas und beim zweiten Mal (donnerstag) ganze drei Stück, wovon ich zwei gekauft habe. Manchmal frage ich mich, wie das wohl wäre, wenn auf einmal vier Leute Ananas wollen oder einer von dreien zwei kauft, oder so...
Die Gastfamilie
Meine Gastfamilie besteht aus meinen zwei Gasteltern, „Mama Kos“ und „Dad“ und meinen acht Gastgeschwistern Derrick (22), Joyce (19), Dora (18), Eunice (16), Christien (15), Esther (12), Emanuel (10) und Junior (10). Wobei nur Derrick, Joyce, Christin und Emanuel die leiblichen Kinder meiner Gasteltern sind. Zur Familie hinzu kommen noch ich, mein Projektpartner Eddy, eine weitere Freiwillige, Antonia, Kofi der Bruder meiner Gastmutter und ein Untermieter mit seiner Freundin.
Die Nachbarin, Akos und ihre kleine Tochter Vincentia, leben zwar nicht mit im Haus, sind aber so gut wie immer zu Besuch, dass man sie ebenfalls zur Familie zählen könnte. Zusammen mit uns drei Freiwilligen macht das also insgesamt 18 Personen.
Meine Gasteltern verdienen ihren Lebensunterhalt mit einem kleinen Shop vor dem Haus. Das ist ganz praktisch für mich, da man nie weit laufen braucht, um mal eben schnell etwas, wie Toilettenpapier oder MTN Credits (Handyaufladekarten), einzukaufen.
In unserem Haus, was mehr einem Häuserkomplex mit einem kleinen Innenhof in der Mitte gleicht, gibt es kein Flieβendwasser. Das bedeutet, dass meine Gastgeschwister jeden Morgen zum Brunnen ein paar Häuser weiter laufen und von dort, in groβen Schüsseln, das Wasser für den Tag holen.
Geduscht wird hier mit zwei Eimern, einem groβen, in dem das Wasser ist, und einem kleinen, zum Übergieβen. Die Toilettenspülung besteht ebenfalls aus einem Eimer voll Wasser, Zähne geputzt wird mit einer Tasse und Trinkwasser und gewaschen wird mit der Hand in groβen Schüsseln im Hof (und ja, bevor die Frage aufkommt, ich wasche mindestens einmal wöchentlich meine Wäsche auf diese Weise).
Das Krankenhaus
Das Krankenhaus, in dem ich arbeite, ist eines von zwei Krankenhäusern in Akwatia, und nach Meinung vieler Einheimischer das bessere von beiden. Es liegt am Rande von Akwatia auf einer kleinen Anhöhe, von welcher man die ganze Stadt überblicken kann. Das St. Domenics Hospital wurde 1960 von deutschen Schwester des Dominikanerordens gegründet und feiert dementsprechend dieses Jahr sein 50. Jubiläum.
Seit gut zwei Wochen arbeite ich auf der Childrens Ward von Schwester Fatima. Zwar macht mir die Arbeit dort Spaβ, nur habe ich und mein Projektpartner zurzeit ziemlich wenig zu tun. Unsere Hauptaufgaben bestehen darin, Kinder zu trösten und den anderen Schwestern bei der Arbeit zuzuschauen, was einem dann und wann schon mal ein Gefühl von Überflüssigkeit vermittelt.
Allerdings bin ich sehr zuversichtlich, dass sich dieser Zustand in den nächsten Monaten ändern wird, immerhin gibt es in einem Krankenhaus immer etwas zu tun ...