Kreis Euskirchen - Corona bereitet DRK viel Arbeit
Rund 250 Anrufe bei der Corona-Hotline in den ersten drei Tagen – Rotes Kreuz richtete dezentralen Fahrdienst für Abstriche ein – Helfer mit medizinischem Wissen gesucht
Kreis Euskirchen – Das Corona-Virus hält nicht nur Ärzte und das Kreisgesundheitsamt auf Trab. Auch und besonders das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Euskirchen steht vor besonderen Aufgaben. Seit Anfang März hat das DRK im Auftrag des Kreises Euskirchen eine Corona-Hotline geschaltet. Exakt eine Woche nach dem Start wird das Rote Kreuz außerdem einen dezentralen Fahrdienst im Kreis einrichten, um Abstriche bei Corona-Verdächtigen zu machen.
„Ärzte melden sich bei uns und teilen uns einen Verdachtsfall mit. Ein Mitarbeiter von uns fährt dann zur Person und macht vor Ort einen Abstrich“, erklärt DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Für diese Aufgabe sucht das Rote Kreuz noch Unterstützung. Benötigt werden Menschen mit entsprechender Vorerfahrung, beispielsweise Medizinische Fach-Angestellte oder Rettungssanitäter.
Das Rote Kreuz stellt für die Arbeit ein Fahrzeug des kassenärztlichen Notfalldienstes zur Verfügung. „Selbstverständlich werden diese Mitarbeiter entsprechend geschult. Sie lernen beispielsweise, sich selbst zu schützen“, so Klöcker. Im Anschluss werden die Abstriche an ein Labor übergeben. „Normalerweise erhält man nach fünf Stunden das Ergebnis. Weil die Labore aber überlastet sind, dauert es momentan zwei bis drei Tage“, weiß der Kreisgeschäftsführer. Ein weiteres Problem: Das Material wird knapp, etwa Masken und Abstrichröhrchen.
Die Corona-Hotline, die in Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt eingerichtet wurde, und die montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr unter 02251/15800 erreichbar ist, hat ebenfalls viel zu tun. In den ersten drei Tagen gingen rund 250 Anrufe ein. „Viele Anrufer wollen wissen, wie sie sich bei entsprechenden Symptomen verhalten sollen. Einige Firmen haben sich aber auch schon gemeldet, um zu erfahren, ob sie für den Verdienstausfall eines Mitarbeiters aufkommen müssten. Besorgte Eltern erkundigen sich, ob ihre Kinder am Schüleraustausch nach Italien teilnehmen sollen“, fasst Angelika Wagner, Leiterin des Kreisauskunftsbüros des DRK, die Hauptanliegen zusammen.
„Es gibt aber auch ungewöhnliche Fragen, etwa ob man Pakete aus China noch öffnen dürfe. Ein Anrufer wollte, dass wir ihm eine Unbedenklichkeitserklärung ausstellen“, ergänzt Rolf Klöcker. So etwas darf das Rote Kreuz natürlich nicht. Überhaupt hat es keine Entscheidungsbefugnis. „Wir beraten nur, dürfen aber beispielsweise keine Veranstaltungen absagen“, sagt Angelika Wagner.
15 ehrenamtliche Mitarbeiter
15 ehrenamtliche Mitarbeiter aus dem Kreisgebiet hat das Rote Kreuz für die Corona-Hotline gewinnen können. Die sind nicht alle gleichzeitig da, sondern neben Angelika Wagner sind das immer zwei Mitarbeiter. Alle wurden von Christian Ramolla, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, in einem Wochenendkursus geschult. Verantwortlich für das Rote Kreuz ist Kreisbereitschaftsleiter Stephan Schmitz. „Ohne das Ehrenamt würde das nicht funktionieren“, lobt Rolf Klöcker das freiwillige Engagement. Einige Helfer wurden sogar von ihrem Arbeitgeber freigestellt. Auftretende Verdienstausfälle übernimmt der Kreis Euskirchen.
Ständig übermittelt der Kreis Neuigkeiten zu Corona. „Die Nähe vereinfach natürlich vieles“, sagt Rolf Klöcker. Rotkreuz-Zentrum und Kreishaus liegen schließlich auf einem Grundstück. Das DRK bringt durch das Kreisauskunftsbüro die erforderlichen Vorerfahrungen mit. Dieses wird im Regelfall bei Großschadenslagen, etwa dem Busunfall vor vielen Jahren oder dem Großbrand vor wenigen Wochen, eingerichtet und nimmt Anfragen von Angehörigen entgegen.
Die Zahl der Corona-Anrufe ist abhängig von den Meldungen in den Medien. „Als bekannt wurde, dass ein Erkrankter das Berufskolleg Eifel in Kall besucht hat, stieg die Zahl der Anrufe drastisch“, berichtet Angelika Wagner. „Auch wenn in den sozialen Medien etwas gepostet wird, merken wir das“, ergänzt Rolf Klöcker.
Doch wie sieht ein Gespräch mit der Corona-Hotline aus? Dafür gibt es zum Glück eine Checkliste. Als erstes versucht der Rotkreuzler herauszufinden, ob ein berechtigter Verdacht bestehen könnte. Hat der Anrufer entsprechende Symptome und Kontakt zu Corona-Erkrankten? Oder hat er sich in Risikogebieten, also in bestimmten Regionen von China, Italien, dem Iran oder Südkorea aufgehalten? Sollte das der Fall sein, sollte sich der Anrufer telefonisch bei seinem Hausarzt melden, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Ansonsten mahnen Rolf Klöcker und Angelika Wagner dazu, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen. Sinnvoller sei es, einfache Hygienehinweise zu beachten.
pp/Agentur Profipress