Kreis Euskirchen - Privatisierung des Rettungsdienstes umstritten
Landrat Günter Rosenke sprach sich in der Rotkreuz-Kreisversammlung gegen die EU-Pläne und für das Rote Kreuz aus: „Vorbildliches System erhalten“
Kreis Euskirchen - Eine EU-Verordnung sorgt zurzeit für Verunsicherung im Rettungswesen. In der Kreisversammlung des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen äußerte Landrat Günter Rosenke seine Bedenken bezüglich der EU-Richtlinie zum Vergaberecht. Nach dieser müssen Landkreise und kreisfreie Städte Rettungsdienstleistungen regelmäßig europaweit ausschreiben und an den günstigsten Anbieter vergeben. Die Folge wäre ein Preiskampf, der zu Lasten der Rotkreuz-Mitarbeiter und der bisherigen Qualität gehen könnte.
Gemeinsam mit Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann hatte Rosenke an einer entsprechenden Anhörung in Brüssel teilgenommen. „Eine Bereichsausnahme von der Vergabepflicht auf europäischer Ebene ist das richtige Werkzeug, um unser vorbildliches Niveau im Rettungsdienst weiterhin zu garantieren“, sagte Rosenke vor rund 100 haupt- und ehrenamtlichen Rotkreuzlern, die zur Kreisversammlung ins Euskirchener Rotkreuz-Zentrum gekommen waren.
Die Privatisierung sei eben nicht die „billigere Lösung“, sondern würde zum Verlust der Ehrenamtler führen. Für den Erhalt des „vorbildlichen und über die Kreisgrenzen hinaus anerkannten Hilfeleistungssystems“ sei ein Umdenken bei Politik und Verwaltung wünschenswert, so der Landrat weiter, dem nach eigenen Worten der Rotkreuz-Kreisverband und seine Arbeit „sehr am Herzen“ liegen.
Derzeit engagieren sich 800 Helfer ehrenamtlich beim Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, hinzu kommen 400 haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter sowie 200 Honorarkräfte. Ihnen stellte nicht nur Landrat Rosenke, sondern auch Landtagsmitglied Klaus Voussem und Christiane Loeb, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Euskirchen, als weitere Ehrengäste ein hervorragendes Zeugnis ihrer Arbeit aus.
Rosenkes Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse endete mit der Erinnerung an den schrecklichen Busunfall, der sich erst kürzlich auf Höhe des Pendlerparkplatzes an der B 266 bei Obergartzem ereignete und einem ausdrücklichen Lob an die Rotkreuzler sowie alle Rettungskräfte vor Ort. „Die beteiligten Akteure der Einsatzeinheiten griffen ineinander wie Zahnräder.“
Das vergangene Jahr ließ auch Kreisvorsitzender Erwin Doppelfeld Revue passieren. Er berichtete unter anderem von der guten Entwicklung des Rotkreuz-Museums, dessen Bekanntheitsgrad bereits weit über die Landesgrenzen Nordrhein-Westfalens hinaus gehe. Zu den erfreulichen Großveranstaltungen zählte der Blutspende-Marathon in der TON-Fabrik in der Firmenicher Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat, in dessen Verlauf fast 700 Blutspender, darunter 145 Erstspender zum Aderlass angetreten waren. 104 Rotkreuzler waren dabei im ehrenamtlichen Einsatz.
Eine Urkunde überreichte Doppelfeld an Hundeführerin Carmen Dahm von der ebenfalls sehr erfolgreich arbeitenden Rotkreuz-Rettungshundestaffel. Mit Hund „Lucy“ hatte sie erfolgreich die „Flächensuche“-Prüfung absolviert.
Bei einer Enthaltung sprach sich die Versammlung geschlossen für die Jahresrechnung und den Haushaltsplan 2013 von Schatzmeister Gert Fink aus. Trotz der angespannten finanziellen Situation, die vor allem auf gestiegene Kfz- und Energiekosten sowie auf sinkende Spenden- und Mitgliedsbeiträge zurückzuführen war, schaut Fink zuversichtlich ins kommende Jahr. Nicht zuletzt durch die Betreuung von mittlerweile mehr als 1.400 Kindern in den 29 Rotkreuz-Kitas und in sechs Rotkreuz-Schulbetreuungen prognostiziert Schatzmeister Fink für 2013 schwarze Zahlen. „Äußerste Zurückhaltung“, so Fink, sei bei der Übernahme neuer Aufgaben geboten. Darüber hinaus soll die Einführung eines zentralen Bestellwesens und Beschaffungsmanagements zusätzliche Entlastung bringen.
Davon, dass sich die Spendenfreudigkeit in der Bevölkerung wieder erhöhe, gab sich Landtagsmitglied Klaus Voussem überzeugt. „Aufgrund Ihrer guten Arbeit und Ihres Bekanntheitsgrades wird Ihnen das gelingen“, äußerte sich der Politiker vor den Rotkreuzlern zuversichtlich. Standing Ovations gab es zu guter Letzt für Kreisgeschäftsführer Rolf Zimmermann, der spontan zum Mikrophon schritt und verkündete, dass er sich auf viele Jahre als Ehrenamtler beim Roten Kreuz freue. Zuvor hatte Doppelfeld der Versammlung mitgeteilt, dass Rolf Zimmermann seine Aufgabe als Geschäftsführer zum Jahreswechsel an den Geschäftsführer Soziale Dienste, Rolf Klöcker, abgeben wird.
pp/Agentur ProfiPress