Mechernich - Eine Ära ging zu Ende
Volle Kirche, großer Bahnhof für die scheidende katholische Kindergartenleiterin Marlies Lottermoser (63) in St. Johannes Baptist – Zwei Generationen bestritten das Programm – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Nachbarin und Berufene“
Mechernich – Einen ganz großen und auch großartigen Abschied bescherten Kinder und Erwachsene der scheidenden Kindergartenleiterin Marlies Lottermoser (63) in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Dort leitete Pfarrer Erik Pühringer einen ökumenischen Wortgottesdienst, der in großen Teilen von Marlies Lottermosers ehemaligen Schützlingen gestaltet wurde.
Und zwar nicht nur von solchen, die noch immer die Kindertagesstätte St. Johannes Baptist der Caritas Lebenswelten gGmbH direkt neben der Pfarrkirche besuchen, sondern auch von deren Eltern, die ebenfalls schon bei der aus Mechernich-Bescheid stammenden Montessori-Erzieherin in den Kindergarten gegangen waren.
Zum Auftakt sang der neue Kinderchor um den Kirchenmusiker Erik Arndt, dann Marlies Lottermosers Kindergartenkinder unter der Leitung ihrer Nachfolgerin Eva Zimmers: „Gestern, heute und morgen bin ich geborgen in Deiner Hand“. Dann schenkten die „Pänz“ ihrer „Lotti“ einen ganzen Blumengarten mit äußerst symbolträchtigen Gewächsen, die sie einzelnen in einen mit Erde gefüllten Bollerwagen setzten.
Blumen als Symbole
Und zwar „gelbe Tulpen für Freundschaft, Lavendel für Ruhe und Ausgeglichenheit, Gänseblümchen für Langlebigkeit, Sonnenblumen für Fröhlichkeit, Veilchen für Schüchternheit, Efeu für Beständigkeit, Margariten für Natürlichkeit und Orangenrosen für Kreativität“, wie die Kinder jeweils dazu sagten. Und dazu die Weisheit: „Kinder wachsen im Kindergarten wie Pflanzen im Garten und die Kinder kommen heutzutage – wie die Pflanzen – auch aus fernen Ländern der Erde.“
Wie der biblische Feigenbaum im Gleichnis, dem man Zeit und pflegliche Behandlungen zugestehen muss, damit er Früchte trägt, so Pfarrer Erik Pühringer in seiner Predigt, erreiche man auch im Umgang mit Kindern, wie Marlies Lottermoser zeitlebens demonstriert habe, die besten Ergebnisse mit Geduld und Ruhe.
Bei den Fürbitten wurde nicht nur die Kindergartenleiterin und Erzieherin Marlies Lottermoser in den Blick genommen, sondern auch die Frau, Mutter und Oma. Auch Ehemann Helmut, die Söhne Mirco und Marcel, Schwiegertöchter und Enkelkinder waren sowohl in der Kirche als auch beim anschließenden Empfang im Johanneshaus mit von der Partie.
Vor Pastor Pühringers Schlusssegen bedankten sich Fahnenabordnungen kirchlicher Mechernicher Vereine, aber auch von TuS und Rotem Kreuz bei Marlies Lottermoser, die am Bleiberg eine „Institution“ gewesen sei und als solche auch in Erinnerung bleibe, so Marcel Hembach als Chef des Vereinskartells, der in Feuerwehruniform gratulierte. Aus den Händen von Festausschuss-Präsident Albert Meyer erhielt die scheidende Kindergartenleiterin einen Karnevalsorden.
Pilgerkreuz als Staffelholz
Ihrerseits gab Marlies Lottermoser das Pilgerkreuz des Kindergartens im Gottesdienst an ihre Nachfolgerinnen Heidi Zander und Eva Zimmer weiter. Erstere war bislang Chefin der Kita St. Nikolaus in Kall und übernimmt nach Marlies Lottermosers offiziellem Ausscheiden Ende März die Bereichsleitung beider Caritas-Lebenswelten-Kindergärten im Kreis Euskirchen, also Mechernich und Kall. Eva Zimmer, die sich bereits seit 2006 an Marlies Lottermosers Seite um die integrative Gruppe beziehungsweise heilpädagogische Gruppe in Mechernich kümmert, wird Standortleiterin in Mechernich.
Furioses Finale in der Kirche war Lotti Krekels Evergreen „Mir schenken der Ahl e paar Blöömche“ – und zwar als Rap der Kinder– und danach als gewaltige Orgelimprovisation von Erik Arndt. Beim Empfang im Johanneshaus sagte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der im selben kleinen Dorf Bescheid lebt wie auch Marlies Lottermoser: „Deine Arbeit war nicht nur Beruf, sondern Berufung, insofern hast Du alles richtig gemacht. Wer einer Tätigkeit nachgeht, die er liebt, muss niemals arbeiten…“
Marlies Lottermosers Chef Guido Rothkopf, der Geschäftsführer der Caritas Lebenswelten gGmbH mit Sitz in Eschweiler, die im Bistum Aachen insgesamt elf Kindertagesstätten betreibt, und Bereichsleiterin Susanne Antunes schenkten der nach über 40 Jahren aus dem kirchlichen Dienst scheidenden Kindergartenleiterin die Patenschaft über einen Beleuchtungsengel in der Chorhalle des Aachener Domes. Und mit dem Bekenntnis nach 36 Jahren Mechernich, seit 2006 in den Caritas-Lebenswelten: „Eine Ära geht zu Ende…“
Außerdem verriet Rothkopf denen, die es noch nicht wussten, durch Abspielen der Filmmusik aus den unsterblichen Agatha-Christie-Filmen mit Margret Rutherford den Spitznamen Marlies Lottermosers, nämlich „Miss Marple“.
pp/Agentur ProfiPress